Dialog trotz Distanz zwischen Geschwistern

Leppin: Die frühen Christen. Schmid/Schröter: Entstehung der BibelIst es nicht ein unmöglicher Spagat, den Christian Danz versucht? Wie kann „Jesus von Nazareth zwischen Judentum und Christentum“ verstehbar sein? Der Wiener evangelische Theologe, der ursprünglich aus Thüringen stammt, versucht in seinem 2020 erschienenen Werk unter diesem Titel nicht nur eine Neudeutung des Verhältnisses zwischen den beiden Geschwister-Religionen. Nein, er wendet sich damit grundlegenden Fragen der Christologie zu. Schließlich erhob das Christentum bereits in der Antike den Anspruch, das wahre Israel zu sein. =>

David ohne Palast – Salomo ohne Tempel?

Gerade von Weihnachten aus haben wir es noch im Ohr, dass Jesus, der Sohn Davids und die „Wurzel Jesse“ erschienen ist. Vielen Generationen von Bibellesern war so deutlich, in welcher Traditionslinie er steht. Doch wir heute stocken zunehmend: Was lässt sich über David historisch sagen? Viele Archäologen stellen seine Existenz in Frage. Dieter Vieweger zeigt unter anderem ausführlich Erkenntnisse über diese Zeit in seinem dreibändigen Werk „Geschichte der biblischen Welt“.  Besonders die Zeit um das Jahr 1.000 vor Christus lässt sich archäologisch nur schwer fassen, so der Archäologe und Alttestamentler. Kurz vor 1203 spricht eine Stele des Pharaos Merenptah einen nomadisch lebenden Stamm in der südlichen Levante als „Israel“. Er befand sich also damals schon im Land Kanaan … =>

Lässt Gott Warnungen und Vorzeichen zu?

Koberger: Johannesapokalypse im Germanischen NationalmuseumWas wird die Zukunft bringen? An diesem Jahreswechsel fragten sich das wohl die Menschen mehr denn je. Zeigte doch Corona im vergangenen Jahr 2020, wie schnell auch die sorgfältigsten Planungen und detailliert ausgearbeiteten Reise-Ideen scheitern konnten. Der Zufall ist gerade „schwer auszuhalten, wenn die Bedrohung existenziell wird“, so das Germanische Nationalmuseum.  Nun sollen zum Jahresbeginn Ideen aus dem Ausstellungskatalog „Zeichen der Zukunft“ Gestalt gewinnen. Der Jahreswechsel zeigt: „Die Unsicherheiten verstärkten das Gefühl, in ‚apokalyptischen Zeiten‘ zu leben“, wie der Katalog meint. =>

Editorial: Jahresreise zu uns selbst

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernZu Beginn der Adventszeit habe ich mein Keyboard entstaubt. Allzu lange dämmerte es auf dem Dachboden vor sich hin – mit einem weihnachtlichen Notenheft. Nun kann es endlich wieder aufwachen. In einem anderen Leben habe ich mal Klavier gespielt. Viel zu wenig ist davon geblieben. Unter uns: Meine Bemühungen sind noch nicht wieder so weit gediehen, dass sie meine Umwelt erfreuen würden. Aber zum Glück hat auch dies Instrument einen Anschluss für Kopfhörer. So kann ich selbst diesen Tonfolgen nachspüren. Sobald meine Gedanken aber wandern und nicht mehr auf die Melodie zentriert sind, stolpern meine Finger. Etwa, wenn ich darüber nachdenken, was ich alles in diesem Jahr nicht gemacht habe: Reisepläne mussten wir mehr als einmal stornieren. Auch jetzt in der Weihnachtszeit setzen wir uns lieber nicht in Züge. =>

Schelmenroman über Schahvisite in der Reichsstadt

Leonhard F. Seidl liest im Kriminalmuseum vor der "Eisernen Jungfrau"„Da konnte ich nur einen Schelmenroman schreiben“, so Leonhard F. Seidl über seinen neuen Rothenburg-Roman. Der „Besuch eines Kaisers in der Reichsstadt“ faszinierte ihn besonders: genauer gesagt die Stippvisite des damaligen Schahs Mohammad Reza Pahlavi mitsamt der bezaubernden Farah Diba an der Tauber im Sommer 1967. Wenige Tage später, am 2. Juni 1967, als das Herrscherpaar nach Berlin weitergereist war, kam es dort zu den denkwürdigen Demonstrationen gegen den Schah, die in der Ermordung Benno Ohnesorgs gipfelten. Noch aber sind wir längst nicht so weit: Vor der Tragödie liegt die Posse. =>

Schwindelfreie und vorwitzige Engel

Engeldarstellungen alter MeisterDie Engel sind unterwegs. Gerade am Ende dieses Corona-Jahres haben uns die Himmelsboten offenbar mehr zu sagen als zu anderen Zeiten. Doch auch die weihnachtlichen Gemälde alter Meister aus der Zeitenwende um 1500 bevölkern variantenreiche Engel. Da balancieren ihre Darstellungen auch den Wandel der Vorstellungen. Was geschah da bei schwindelfreier Ansicht? Benno Baumbauer ist Leiter der „Sammlung Malerei bis 1800 und Glasmalerei“ im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Es ist nun aufgrund der Corona-Lage geschlossen. Doch Baumbauer hat in einem Zoom-Gespräch eine kleine Auswahl der alten Werke für das Sonntagsblatt vorgestellt.  =>

Hoffnung gegen Hilflosigkeit

Carmen Schöngraf von der ora-Kinderhilfe

Außer Paracetamol und einem Malaria-Medikament gibt es keine Behandlung.“ Die aktuelle gesundheitliche Situation in Sierra Leone fasst Carmen Schöngraf, Geschäftsführerin der ora-Kinderhilfe, mit diesem Satz zusammen. Dreißig Stunden war sie unterwegs – nur für die Rückreise Anfang Dezember nach Berlin. Doch „wir haben gemerkt, wie die digitale Begleitung unserer Projekte dort an ihre Grenzen kam.“ So führte sie ihre erste Auslandsreise in diesem Corona-Jahr in eines der ärmsten Länder der Welt. Seit den Zeiten des Bürgerkrieges in dem Jahrzehnt nach 1991 bestimmen Armut, Krankheit und Perspektivlosigkeit das Leben dort. Die Ebola-Epidemie in den Jahren 2014/15 verschlimmerte zusätzlich das Elend dort. =>

Chance für Ideen, die unmöglich schienen

Voller Leidenschaft sammelt Eva Ernst gerade Mandarinenkisten in Bayreuth. Ungefähr 50 von ihnen braucht sie dringend. Denn sie bilden das Grundgerüst für den Stall der selbst gebastelten Krippen. Diese können die Kinder ihrer Gemeinde – und darüber hinaus – basteln. In vier Tüten wird sie in der Adventszeit Bastelanleitungen und Materialien zum Abholen aushängen. Alles, was die Kinder dazu brauchen, sollen sie zum Mitnehmen bekommen, so die Diakonin. Eva Ernst kümmert sich in der Bayreuther St. Georgengemeinde um die Kinder- und Jugendarbeit. Ihren Wirkungskreis beschreibt sie als Brennpunktgemeinde. Da könne sie von den Eltern nicht erwarten, sich selbst um Korken, Zahnstocher oder Wattekugeln zu kümmern. Daraus bestehen die Figuren zumeist … =>

Prägende Begegnungen des Dichters Paul Celan

Paul Celan, Biografie und GedichteVon deinem Gott war die Rede, ich sprach / gegen ihn, ich / ließ das Herz, das ich hatte, / hoffen: / auf / sein höchstes, umröcheltes, sein / haderndes Wort –.“ Nach einem intensiven Gespräch mit Nelly Sachs, die in Schweden den Holocaust seelisch verwundet überlebt hatte, dichtete Paul Celan dieses 1960.  Theo Buck zitiert diese Sätze in seiner Celan-Biografie zum 100. Geburtstag des Dichters. Am 23. November 1920 erblickte er als Paul Antschel das Licht der Welt – und zwar in Czernowitz in der Bukowina. Er kam aus einer jüdischen, deutschsprachigen Familie. Viele Dichter von Rose Ausländer bis zu Immanuel Weissglas entstammen damals demselben Ort. Bekanntheit erlangte er als Dichter der „Todesfuge“. =>

Neue Erfahrungen gewinnen Raum

Tüten mit Materialien zur Kinderbibelwoche„Spiele, die Spaß machen, dürfen nicht sein.“ Diese Klage hörte Pfarrerin Eva Forssmann, als sie die Kinderbibeltage der Kirchengemeinde Leutershausen zusammen mit Dekanatsjugendreferentin Anna Wiemer und Pfarrerin Teresa Sichermann vorbereitete. In der ersten Hälfte der Herbstferien luden sie dazu ein – trotz Corona. Und gerade unter Corona-Bedingungen. In den letzten Tagen vor dem November-Lockdown hatte die Kirchengemeinde ihr Programm noch einmal völlig umgestellt. Nun packten Konfirmanden der Gemeinde unter strengen Hygienebedingungen Päckchen für rund 20 Kinder der Gemeinde im Grundschulalter. In jedem Paket fanden sich drei liebevoll gestaltete kleinere Päckchen: für jeden Tag der verkürzten Bibelwoche Bastelideen oder Geschichten zum Thema „Tiere in der Bibel“. =>