Aufstehen zum neuen Leben

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern„Steh auf und geh!“, diese Aufforderung Jesu an den Gelähmten am Teich Betesda (Joh 5, 8) gewinnt aktuell eine ganz neue Bedeutung für mich. Denn immer noch sorgt mein kranker Zeh dafür, dass ich nicht richtig auftreten darf und kann. Da bin ich inzwischen froh und dankbar, dass ich nun die Verse des kranken Fußes belasten darf. Auch so hinke ich natürlich immer noch arg, aber es geht voran! So lerne ich weiterhin eine neue Achtsamkeit auch für die kleinen Dinge. Und es geschieht bei mir ein neues Nachdenken darüber, welche Wege gerade wirklich notwendig sind. Ich lerne zu unterscheiden, was sich auch aufschieben lässt oder gar überflüssig ist? =>

Bitte um Geduld und Kraft

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern„Herr gib mir Geduld – aber zackig!“ Seit Jahren nutze ich diese Kaffeetasse, die mir eine Kollegin schenkte, in der Redaktion. Nur im Moment nicht. Denn leider arbeite ich gerade von zu Hause. Ich bin nur mit Krücken unterwegs, da ich gerade eine Operation am Zeh hinter mir habe. Dank Internet muss ich mich gar nicht mehr auf den Weg in die Redaktion machen, der für mich nun so mühsam wäre. Trotzdem würde ich meine Krücken am liebsten entnervt in die Ecke pfeffern. Denn mit ihnen geht alles so viel langsamer und mühevoller. Und selbst ein zweiter Zeh benötigt vier lange Wochen, bis der Knochen wieder zusammengewachsen ist. Damit alles gut verheilt, darf ich gerade nur ein klein wenig die Ferse belasten. Das hätte ich nicht gedacht, dass ein Zehchen mich so aus dem Alltag holen kann! Nun also ein Intensivkurs in Geduld! =>

Gedenken und Klage

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernNein, es macht einfach keinen Spaß mehr! Wie viel Leid allein in dieser Sonntagsblatt-Ausgabe versammelt ist! Es scheint alles zusammen zu kommen. Armenier aus Berg-Karabach wurden vertrieben und konnten nur mitnehmen, was sie tragen konnten oder höchstens das, was in ihr Auto neben allen Familienangehörigen passte. Außerdem jährt sich an diesem Wochenende der Ausbruch des Ukraine-Krieges schon zum zweiten Mal. Kaum eine Woche später, am 1. März, steht Palästina im Mittelpunkt des Weltgebetstages der Frauen.

Uns macht der Blick auf all die unlösbaren Krisen und Konflikte aus der Ferne keinen Spaß mehr – aber was ist mit den Menschen, die sie erleiden müssen? Dieser 2. Sonntag der Passionszeit trägt seinen Namen nach den lateinischen Eingangsworten des Psalms: „Denk an dein Erbarmen, Herr!“ Es bleibt nur die Klage! =>

Hoffnung auf die zunehmende Kraft der Sonne

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernEs wird wieder heller. Inzwischen ist es schon deutlich spürbar: Wenn ich abends aus der Redaktion komme, ist es oft noch draußen hell oder wenigstens dämmrig. Kein Wunder, Maria Lichtmess ist da – 40 Tage nach Heiligabend.  Ein neues Produktionsjahr begann an diesem Datum gerade für Mägde und Knechte, die sich neu verdingen konnten oder weiter beschäftigt wurden. Nun begaben sie sich aus der Spinnstube nach draußen, um den Acker für die neue Aussaat vorzubereiten. Nächste Woche feiern wir Fasching und den Valentinstag ausgerechnet am Aschermittwoch – und dann steht auch schon die Passionszeit in den Startlöchern – und mit ihr hoffentlich der Vorfrühling. =>

Sehnsucht nach Heimat trotz aller Verstrickungen

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernEin „Gast auf Erden“ zu sein – dieses Motiv beschäftigte nicht nur Paul Gerhardt in seinem bekannten Kirchenlied. Nein, es zieht sich durch viele neutestamentliche Texte: Die wahre Heimat der Christen findet sich im Himmel. In der Welt sind sie Fremde wie Abraham, der mitsamt seinem Gefolge von Gott aus seiner alten Heimat herausgerufen worden war – um ins Verheißene Land zu ziehen. Vielleicht ließe sich unsere Lebenssituation aber weder als Wanderung Abrahams aus Ur noch mit dem Aufbruch Israels aus Ägypten beschreiben: Vielleicht – welch ketzerischer Gedanke – sind wir wie der umherirrende Kain. Auch zu ihm und Ahasver gibt es in dem Migrations-Band einen Aufsatz – allerdings mit anderer Zielsetzung. Doch setzte sich diese Verknüpfung beim Blick in das Inhaltsverzeichnis in mir fest. =>

„Die Nacht ist vorgedrungen“ – auch für unsere Zukunft?

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern„Morgen, Kinder, wird‘s nichts geben! Nur wer hat, kriegt noch geschenkt.“ Während ich diese  Worte der Nachdichtung Erich Kästners vor mich hin summe, wandern meine Gedanken: Hatten wir das nicht schon mal? Richtig, in der Adventszeit 2010 begann ich so meinen Kommentar über Spaltungen in der Gesellschaft. Das gab es offenbar schon vor 13 Jahren. Damals war noch nicht vorstellbar, welche Verteilungskämpfe nun toben. „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ – hört irgendwer zu? Es müsste mehr Geld verteilt werden, als vorhanden ist – bekanntlich stoppte das Bundesverfassungsgericht die Ausgabe von 60 Milliarden Euro an umgewidmeten Krediten. =>

Ringen mit Gott

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern„Der, der ich bin, grüßt trauernd den, der ich möchte sein.“ Dieser Spruch, Friedrich Hebbel zugeschrieben, treibt gerade einen meiner Freunde um. Wer würde nicht gerne eine Persönlichkeit sein, deren Auftreten Begeisterung erregt? Der die Herzen zufliegen und die Aufmerksamkeit weckt. Die immer im Mittelpunkt steht und deren Meinung gefragt ist.  Da wollte ich von dem Freund wissen, was genau er sich für eine Veränderung wünscht: Die inneren Blockaden und so die eigene Unsicherheit überwinden, das war ihm letztlich wichtig. Gerade dies lässt sich wohl nicht mit ein wenig mehr Willenskraft ändern – denn dann besteht nur die Gefahr einer zunehmenden inneren Verkrampfung. Da ist es nötig, dass man die Zweifel, seine Beschränkungen aushält –  und damit ringt wie Jakob am Jabbok mit dem gesichtslosen Gegenüber … =>

Goldener Sonnenschein vor Herbststürmen

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernEin letztes Mal am und im See. Das Wasser ist schon reichlich frisch. Gerade so eben ist es noch möglich, eine kurze Runde zu schwimmen – einzutauchen in die Spiegelbilder der leuchtend goldenen Blätter. Ein großartiges Finale bietet dieser Spätsommer nach wochenlangen Hitzewellen und ebenso intensiven Sturmtiefs. Dann aber schnell hinein in die warmen Sachen. Die Jacke wird bis oben hin zugeknöpft. Es war doch schon allzu kalt inmitten des goldenen Widerscheins der Herbstkulisse! Und allzu schnell wachsen die Schatten gegen die Wärme … =>

Sprache im Fluss – und die Fremdwörter?

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern„Geistlich“ statt „spirituell“: Welchen Unterschied macht eine solche Wortwahl? Sind die Artikel einfacher zu verstehen, wenn wir ganz konsequent jedes Fremdwort übersetzen? Oder verengt es unsere Perspektiven, also unsere Blickwinkel aber auch unsere Sichtweisen, wenn wir alle Fremdwörter vermeiden? In der Sommerzeit erreichte die Redaktion ein Brief mit der Bitte, Fremdwörter zu vermeiden. Doch gerade sprachliche Entwicklungen sind vielfach im Fluss. Wir versuchen es bereits, doch gibt es vielerlei Fallstricke: Beim „Fundraising“ sind wir noch immer auf der Suche. Das scheint es wohl keine knackige Übersetzung zu geben. Weder „Spenden sammeln“, noch „Schätze heben“ trifft das Gemeinte vollständig.  =>

Was unterwegs zählt

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernÜberraschende Erlebnisse prägen sich besonders ein: Bei meiner mehrtägigen Fahrradtour winkte mich eine Frau aus dem strömenden Regen zu sich herein. Ich bekam warmen Tee und Kuchen angeboten. Mehr noch: Sie rief ihren Schwager mit einem Pferdeanhänger herbei. Meine Proteste nutzten nichts. Schließlich könnte ich bei dem Wetter unmöglich die nächste Bergkette erklimmen. Der Schwager brachte mich so samt Fahrrad und Gepäck in den übernächsten Ort – zum Sonnenschein. Kein Berg ist unendlich hoch – schon gar nicht hierzulande! Auch diese Erfahrung verlässt unterwegs den engen Raum der Binsenwahrheiten. Mehr noch, schon vor dem Gipfel flacht die Steigung meist ab, geht sanfter in ihren Höhepunkt über. =>