Neue Wege statt altbackene Werbung

Chefredakteurin Susanne Borée, Februar 2024Dümmlich und altbacken – so stehen sie gerade überall am Wegesrand: Gemeint sind die Plakate zur Europawahl, und zwar durch die Bank aller Parteien. Es ist, als würden sie darum wetteifern, wer das einfallsloseste Plakat mit nichtssagenden Parolen und schlechten Fotos hat. Die Fernsehwerbung der Parteien erscheint auch nicht besser. Doch im Gegensatz zu den Wahlplakaten kann man ihr wenigstens aus dem Weg gehen. Da mir meine Lebenszeit zu schade ist, zumindest eine repräsentative Auswahl davon anzusehen, halte ich es für wahrscheinlich, dass ich einfach die ein oder zwei guten Spots nicht erwischt habe. =>

Der Herzog und der Heilige

Monumentalkreuz um 774 für den Salzburger Dom. Foto: BoréeDie Kirche war verdorben, die politische Gewalt feige und unzuverlässig. So lassen sich die Berichte über Bayern vor 1.300 Jahren und den Jahrzehnten danach zusammenfassen. In die Welt des turbulenten und krisenhaften 8. Jahrhunderts entführt uns die aktuelle bayerische Landesausstellung, die nun bis zum 3. November im Freisinger Diözesanmuseum stattfindet. Eine „Meistererzählung“ schuf um 791 ein heute unbekannter Verfasser der „Annales Regni Francorum“. Schließlich war zu begründen, warum Karl der Große kurz zuvor an seiner Ostgrenze einmal dringend durchgreifen musste. Die „Annales“ waren höchst erfolgreich: Mehr als ein Dutzend Handschriften haben sich bis heute erhalten – was für eine fast unvorstellbare Verbreitung des Werkes damals spricht. =>

Prophetische Bilder vom Blick ins Dunkel

Kafka-Denkmal in Prag von 2008. Foto: epd/F„Es war kein Traum. Sein Zimmer, ein richtiges, nur etwas zu kleines Menschenzimmer, lag ruhig zwischen den vier wohlbekannten Wänden.“ Der Handlungsreisende Gregor Samsa ist über Nacht zu einem „ungeheuren Ungeziefer“ geworden. Diese Erzählung „Die Verwandlung“ trug 1912 wesentlich zur Bekanntheit Franz Kafkas bei. Wie soll Gregor in seiner neuen Gestalt seinem Beruf nachgehen? Das scheint zunächst das Hauptproblem für seine Eltern und die Schwester zu sein, der er ein Musikstudium ermöglichen wollte. Nun muss ihn die Schwester versorgen, ekelt sich aber zunehmend vor ihm. Er kann sie verstehen, sich ihr aber nicht mehr verständlich machen. Trotz dieses Ungleichgewichts findet sich Gregor in seine neuen Verhaltensweisen als Krabbeltier hinein. Doch wer sind die wahren Ungeheuer? =>

Wie gehört die Dreieinigkeit zusammen?

Thun am See: Dreiheit der Fenster in der Kirche von Scherzlingen. Foto: KrausLeidenschaftlich wurde der Disput geführt – schon vor 1.700 Jahren. Und er beschäftigt uns noch heute: Bereits Kaiser Konstantin äußerte in einem Brief aus dem Jahr 324 sein Unverständnis gegenüber einem „geringfügigen“ Streit zwischen Christen in Nordafrika. Worum ging es? Kaum war die neue Religion im Römischen Reich anerkannt, stritten sich führende Denker und Theologen vehement um das Wesen der Person Jesu Christi und um die Trinität. Das klingt auch für unsere heutigen Ohren einigermaßen abstrakt. Doch den Christen damals war es mehr als wichtig: „Ich und der Vater sind eins.“ So überliefert Johannes (10,30) die Selbstvorstellung Jesu. Wie ließ sich damit umgehen? =>