Wie lässt sich der Sündenfall noch sühnen?

Kreuzigung am Lebensbaum, um 1320, Zisterzienserabtei Wilhering, Österreich Detail). Bild: akgWelches Gottesbild habe ich? Das hat auch direkte Folgen für den Blick auf die Sünde der Menschen. Über Jahrhunderte hinweg beschäftigten diese Fragen die größten theologischen Denker, erklärt die Bochumer Kirchengeschichtlerin Katharina Greschat in ihrem aktuellen Lehrwerk „Kirchengeschichte I“. Trotzdem gelingt es ihr, das Grundwissen zur Kirchengeschichte bis zum Hochmittelalter auf knapp 400 Seiten zusammen zu fassen. Doch kommt es dem Lehrwerk ausdrücklich vor allem darauf an, dass die Lesenden Zusammenhänge verstehen, um sich mit der Vielfalt des Christentums und seinen Erscheinungsformen auseinandersetzen zu können. Beispiel Sünde und Sühne zur Passionszeit: Durch die Jahrhunderte hindurch haben Menschen mit ihren Verfehlungen und ihrem Gottesverständnis gerungen. =>

Schmähliches Sterben und erfüllter Tod

Salvator Rosa: Saul bei der Hexe zu Endor, 1668 (Detail). Bild: akgEine Todsünde beging ein verzweifelter König Saul: In aussichtsloser Lage beim Kampf gegen die Philister und nach dem Tode Samuels suchte er die Totenbeschwörerin in En-Dor auf (1. Samuel 28). Und dies, obwohl er selbst diese aus Israel vertrieben hatte. Trotzdem kannte seine Gefolgschaft solch eine weise Frau – in anderen Übersetzungen auch als Hexe bezeichnet – die der König heimlich aufsuchte (28, 7 f.). Spannend für uns: Welche Vorstellungen über Tote und die Unterwelt zeigen sich da in einem der älteren Teilen des Ersten Bibelteils? =>

Das Dunkel erhellt

Heiko Schulz: Wildbad Tagung zur TheodizeeWie kann Gott das Dunkel zulassen? Wieso will er sogar dort „wohnen“, wie Jochen Klepper in seinem bekannten Adventslied dichtete, – „und hat es doch erhellt“? Nur Menschen können nach den Gründen für das Leiden suchen, so Heiko Schulz. Auch Tiere empfinden sicher Schmerz, können es aber wohl nicht als Leid und Übel erfahren. Diese Deutung sei allein menschlich. Der Frankfurter Theologieprofessor hielt bei der Wildbad-Tagung „Ratlos vor dem Bösen?“ der Reihe „Weltanschauungen im Gespräch“ den abschlie­ßenden Vortrag zum „Bösen aus christlicher Perspektive“. Damit betrat er den Boden der „Theodizee“, also das Nachdenken über Gottes Gerechtigkeit. Ist Gott entweder nicht uneingeschränkt gut oder allmächtig, wenn er sündhaftes Tun der Menschen und andererseits ungerechtes Leiden zulässt? =>

Warmes Essen für Menschen ohne Wohnung

Wärmestube Diakonie AnsbachSie wissen nie, wie viele Gäste kommen – wenn sie kochen. „Zwischen 16 und 30 Menschen“, schätzen Gerlinde Nehr und Anneliese Sörgel. Die beiden Ehrenamtlichen sind regelmäßig fast wöchentlich in der Wärmestube der Ansbacher Diakonie e. V. zu finden. Sie kochen wechselweise in einem Team von rund acht Aktiven dort dreimal die Woche ein warmes Mittagessen. Ihre Gäste sind Menschen aus schwierigen Wohnverhältnissen oder aus temporären Herbergen. Die Räumlichkeiten des Diakonischen Werkes liegen zentral in der Karolinenstraße, nur wenige Gehminuten vom Bahnhof entfernt. =>

„Grundgesetz der Menschheit“ – für alle?

Die UN-Vollversammlung bei der Verabschiedung der Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (Detail). Foto: paAuch Mahatma Gandhi sandte Vorschläge an die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen, die ab Anfang 1947 tagte. Bei dieser epochalen Aufgabe führte Eleanor Roosevelt, die Witwe des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, den Vorsitz: Ihre Kommission sollte die erste international gültige Menschenrechts-Erklärung erarbeiten. Nach dem Leid des Zweiten Weltkrieges und der Nazigräuel war die Erkenntnis wichtig, dass alle Menschen einen Katalog mit unveräußerlichen Rechten brauchen. Neben Gandhi sandten auch einfache Menschen ihre Vorschläge dorthin. Gleichzeitig wurzelt diese Idee auch in biblischem Boden: Wenn Gott den Menschen nach seinem Bild geschaffen hat kommt jeder einzelnen Person eine besondere Würde zu. So leitete schon John Locke die Gleichheit der Menschen aus diesem Vers (1. Mose 1, 27) der Gottesebenbildlichkeitslehre ab. =>

Aufbewahrt für die Ewigkeit?

Hand des Old Croghan Mannes im Dubliner Nationalmuseum. Foto: BoréeVor nunmehr 20 Jahren eilte die Polizei an eine abgelegene Stelle in die irische Grafschaft Offaly – zu einem gut erhaltenen Verstorbenen, der offenbar gewaltsam zu Tode gekommen war. Bald stellte sich heraus, dass der Falll vorgeschichtlich war: Der nach seinem Fundort benannte Old Croghan Mann starb zwischen 362 und 175 vor Christus. Sie blieben wirklich fast für die Ewigkeit: Moorleichen wie der Old Croghan Mann wurden oft zufällig, etwa beim Torfstechen, entdeckt. Der Luftabschluss und das saure Milieu der Torfmoose ließ zu, dass die Haut und die inneren Organe gut erhalten blieben, wenn auch verfärbt. Teils lassen sich sogar individuelle Gesichtszüge erkennen. … =>

Großer Wurf für Pflege soll Stürmen trotzen

Unwetter über der Pflege. Fotos: pixabay/Komposition: Borée„Die Pflege ist selbst zum Pflegefall geworden.“ So plakativ formuliert es Karl Schulz, seit 2014 Geschäftsführer der Rummelsberger Dienste für Menschen und Vorstand der Rummelsberger Diakonie. Das ist keine Neuigkeit. Trotz vieler ungünstigen Wettervorhersagen hat der Pflegesektor es versäumt, sich warm anzuziehen. Wa-rum sich um ein „wetterfestes“ Konzept – um entsprechende Schutzkleidung kümmern, so lange es auch ohne ging? Ab und zu einen Flicken über den größten Riss zu nähen – das schien zu genügen. Sonst wäre auch mehr Geld nötig gewesen. =>

Weltgebetstag zu Palästina noch möglich?

Brunhilde Raiser und Sally Azar. Fotos: privat/Andrea Krogmann KNA (WGT)„Wir hatten beide furchtbare Angst – wir haben nicht miteinander gesprochen. Er hat nur in die Ecke gestarrt und ich auf seine Hand.“ So berichtet Musa Abu Hashhashs, der für die Menschenrechtsorganisation B’Tselem tätig ist, in dem Informationsmagazin zum Weltgebetstag am 1. März 2024 in dramatischer Form: Mit einem Israeli steckte er über eine Stunde in einem Fahrstuhl fest. Neben ihm stand eine große Tasche: „Er dachte offenbar, ich hätte Sprengstoff dabei und würde mich mit ihm in die Luft sprengen. Dann bekam ich auch Angst, denn ich sah, dass er ein Gewehr hatte.“ Diese Episode findet sich in der Informationsbroschüre zum kommenden Weltgebetstag der Frauen am 1. März 2024. Zum zweiten Mal nach 30 Jahren haben Christinnen aus Palästina die Liturgie ausgearbeitet, obwohl noch rund ein Prozent dort christlich geprägt sind – 50.000 Menschen. Sicher steckt der „Fahrstuhl“ im Heiligen Land seit Jahrzehnten fest. Und nach den Ereignissen am 7. Oktober mehr denn je. Lässt sich ein solcher Gebetstag jetzt noch feiern wie geplant – zumal in Deutschland? =>

Nicht von der Welt vergessen

Rolf Bareis in der evangelischen Kirche in Tiflis. Foto: ELKGErst einmal kofferweise warme Kleidung übergab Rolf Bareis dem armenischen Botschafter in Georgien. Seit Anfang 2023 ist der Württemberger neuer Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Georgien und dem Südlichen Kaukasus (ELKG), nachdem er zuvor bereits dort „bischöflicher Visitator“ war. In den Bergen des Kaukasus schneit es schon seit Anfang Oktober. Bareis betreut von der georgischen Hauptstadt Tiflis aus neun Gemeinden in diesem Land, in Armenien und einige wenige Gläubige in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Winterkleidung, Reparaturen an den Häusern, Zuschüsse für Heizkosten – das seien die nötigsten Hilfen für die geflüchteten Armenier aus Berg-Karabach oder Arzach, wie die Region auf Armenisch heißt. Fast alle der rund 120.000 Einwohner haben ihre Heimat verlassen – nach der Hungerblockade und der Offensive Aserbaidschans gegen ihre Heimat. Sie sind meist in Armenien bei Verwandten oder einfach hilfreichen Seelen untergekommen – obwohl Armenien selbst nur knapp drei Millionen Einwohner zählt. =>

Rückenwind für gutes Zusammenleben

Mehrere der Referierenden zum Symposium über die Simultankirchen.Eine Kirche mit mehreren Konfessionen nutzen – bietet diese Idee Weichenstellungen für die Zukunft? Ein Symposium in Sulzbach-Rosenberg begab sich auf Spurensuche und übertrug historische Ideen auf die Zukunft. Denn schon im Zeitalter der Konfessionskriege rauften sich Katholiken und Protestanten so zusammen, dass sie „simultan“ die Gotteshäuser nutzen konnten. Seit zehn Jahren kümmert sich der Förderverein Simultankirchen in der Oberpfalz e.V. um dies Erbe. Es war immer konfliktträchtig, wenn beide Konfessionen eine Kirche nutzten … =>