Zeugnis für den entschiedenen Glauben

Cover des neuen Buches über Paul Schneider im Evangelischen Verlagshaus.Er sah nicht ein, für ein weltliches Anliegen zu läuten. Schon gar nicht für den neuen Reichstag, der Anfang März 1933 schon unter massiven Druck der Nazis gewählt wurde und am 21. März zusammentrat. Was jetzt im Fußballjubel der Europameisterschaft wieder für Dispute sorgte, war für ihn lebensbedrohlich. Pfarrer Paul Schneider (1897–18. Juli 1939) trat da auch einem Entschluss seines Presbyteriums, also Kirchenvorstands, entgegen, „um deutlich zu machen, dass wir nicht Staatskirche sind“. Auch in den kommenden Jahren, verweigerte er sich dem Totalitätsanspruch der Nazis – bis zum Tod. Er war für Dietrich Bonhoeffer 1939 „unser erster Märtyrer“. Dabei hatten die Nazis damals schon unzählige Menschen ermordet, doch nun überschritten sie eine weitere Grenze gegenüber der Kirche.  =>

„Offene Augen und Ohren für andere“

Die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner. Foto: Borée„Es ist toll, wenn man eine Aufgabe hat, die so schön ist!“ Bewegt zieht die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner eine Bilanz ihres Berufslebens. Denn die 65-Jährige wird nur noch wenige Woche ihren Kirchenkreis leiten – der Ruhestand steht vor der Tür. Am Sonntag, 28. Juli, wird sie offiziell verabschiedet, doch erst am Reformationstag den letzten Gottesdienst als Regionalbischöfin feiern: in Münchberg. Dazwischen stehen noch viele einzelne Abschiede, Gespräche und Urlaub für sie an. „Und es ist sinnvoll, dass ich vorher ausziehe“ – aus ihrem Dienstsitz in einer fast kleinstädtisch ruhigen, grünen Straße im Westen Bayreuths. „Ich habe mich immer gefreut, mit den Menschen Gottesdienst zu feiern.“ Bei Visitationen in den Dekanatsbezirken ihrer Region war dies für sie immer ein besonderer Höhepunkt. =>

Gutes tun ohne Verwurzelung im Glauben?

Immanuel Kant: Ausstellung in Lüneburg. Foto: epd/FLässt sich seine Philosophie mit der Präzision eines Uhrwerks vergleichen? Verbindlich war für Immanuel Kant die Befolgung moralischer Regeln um ihrer selbst willen: Sein berühmter „Kategorische Imperativ“  forderte: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Dies soll ohne eigennützige Absichten geschehen und sich nicht am Ergebnis messen. Schon Kants Zeitgenossen fragten, was etwa mit einer Lüge sei, mit der man Schlimmeres abwenden wollte? =>

Armenien: Spurensuche im Herzen der Gewalt

Armenisches Kind nach historischem Massaker zu unserem Artikel im April 2015 über Armenien. Foto: Archiv SoblWas hat ein exotisches Gebiet im unwirtlichen Kaukasus mit Deutschland zu tun? Diese Frage stellte sich für den evangelischen Theologen Johannes Lepsius (1858–1926) vor rund 130 Jahren gar nicht. Er setzte sich sofort für die Armenier ein. Lag es daran, dass er sich in jungen Jahren selbst ein Bild vom christlichen Leben im Orient machen konnte? Denn nach seinem Theologiestudium sammelte er ab 1884 als Hilfsprediger und Lehrer erste Erfahrungen in Jerusalem. Wie prägte das sein Denken? =>

Aufbruch aus dem Schneckenhaus

Gewinnen die ausgestreckten Fühler einen neuen Überblick? Wohin zieht es sie? Foto: pixabay„Als wenn mein Gehirn überflutet ist“, so empfindet es Anna (Name geändert, sie ist aber der Redaktion bekannt). Dann strömen zu viele Reize auf sie ein oder sie ist von den Reaktionen ihrer Umwelt überfordert. Seit kurzem hat die Mitfünfzigerin einen Namen für das, was da in ihr geschieht. Denn zufällig hatte sie einen Beitrag des Fernsehsenders Arte verfolgt. Darin ging es um Krankheiten, die bei Frauen unterschätzt sind, da sie ganz andere Symptome zeigen als bei Männern. Beim Herzinfarkt etwa. Anna aber ging es um etwas anderes: In dem Bericht kam eine Frau zu Wort, die sich gegen Depressionen und Burn-out behandeln ließ – erfolglos. Nach langen Jahren kam heraus, dass dies auch kein Wunder war, schließlich lag der Grund ihrer Erschöpfungszustände ganz woanders: ADHS. =>

Wanderer zwischen den Welten

Pfalzgraf Christian August kurz vor seinem Tod 1708 (links) und Franciscus Mercurius van Helmont.Repros nach zeitgenoössischen Gemälden: BoréeUnerträglich! Ein Pazifist und Gegner der Todesstrafe soll er gewesen sein, so lautete der Vorwurf der Inquisition gegen Franciscus Mercurius van Helmont (* 1614): Grund genug für seine Gegner, ihn Ende 1661 unweit von Kitzingen entführen zu lassen. Nicht genug damit, er hätte Quäker, Wiedertäufer und Juden unterstützt, so gingen die Anschuldigungen weiter. Die Unterstützung religiöser Irrlehren und Angriffe auf die traditionelle soziale Ordnung schienen für Helmonts Gegner nicht hinnehmbar. Er wurde nach Rom verschleppt. Da schaltete sich Pfalzgraf Christian August (1622–1708) aus Sulzbach ein … =>

Ruf weg vom „privaten Frieden mit Gott“

Amanda und Johann Hinrich Wichern. Foto: epd/FUnvorbereitet erhob er seine Stimme – so heißt es. Vor 500 Vertretern – damals alles Männer – der evangelischen Landeskirchen aus allen Teilen Deutschlands am 22. September 1848 in Wittenberg erhielt Johann Hinrich Wichern Raum für eine Rede. Eigentlich ging es damals darum, wie inmitten der 1848er-Revolution der Zusammenschluss zu einem Kirchenbund ermöglicht werden könnte. „Die Revolution gehe auch auf die Schuld der Kirche zurück, die die Proletarier vernachlässigt habe, ruft er den Delegierten zu.“ So beschreibt es Uwe Birnstein eindrücklich in seiner schmalen Biografie über den damals 40-jährigen Begründer der Inneren Mission und somit der Diakonie. =>

Ein Leben für die anderen

Geschäftsführer Bernhard Haager und Pflegedienstleiterin Ruth Banna vom Zentralen Diakonieverein in Schillingsfürst. Foto: BoréeDas Engagement Ehrenamtlicher war ein hoffnungsvoll blühendes Pflänzchen bei der Betreuung demenzkranker Menschen – damals, vor zehn Jahren. Im Herbst 2013 stellte das Sonntagsblatt bereits Ruth Bannas Ideen für die Betreuung von demenzkranken Menschen vor, die regelmäßig Hilfe vom Zentralen Diakonieverein benötigen und Impulse von Ehrenamtlichen bekamen. Von Schillingsfürst aus koordiniert Banna als Pflegedienstleiterin die Tagespflege für die Dekanatsbezirke Rothenburg ob der Tauber und Leutershausen. Dabei blickt sie nun auf fast lebenslange Erfahrungen zurück: Seit genau 40 Jahren ist sie dabei. Geschäftsführer Bernhard Haager unterstützt sie intensiv. … =>

Wie Lebensverhältnisse verändern?

Peter Dabrock kurz vor der Podiumsdiskussion zum Assistierten Suizid in Fürth. Foto: Borée„Ich will so nicht mehr leben!“ Ist das nicht in den allermeisten Fällen eine angemessene Übersetzung, wenn Menschen an ihrem Lebensende um Assistierten Suizid bitten? Das war zunächst der allgemein Grundtenor in der Podiumsdiskussion „Selbstbestimmt sterben“ in Fürth. Viele alte Menschen, die ihren Lebensüberdruss ausdrücken, wollen Schmerzen oder die Einsamkeit vermeiden. Sie fühlen sich kaum noch von außen unterstützt oder haben Angst vor der Aufgabe ihrer Autonomie vor einem Umzug in ein Pflegeheim. Es kann sein, dass der Hund gestorben ist, der die Einsamkeit eines alten Herrn durchbrach und dem Alltag durchs Gassigehen Struktur gab. Dieses Beispiel brachte Hausarzt und Palliativmediziner Richard Sohn aus seiner Praxis mit. =>

„Spontan heißt nicht unwichtig“

Spontan-Hochzeit in der Schlosskirche in Neuburg an der Donau mit Vikarin Elisabeth Görnitz. Foto: epd/MSogar ein Paar aus Kassel suchte den Kontakt mit der Rothenburger St. Jakobsgemeinde. Das berichtet Pfarrerin Claudie Schlottke. Gerade trifft sie zusammen mit Pfarrer Oliver Gussmann, mit Pfarrerin Heidi Wolfsgruber aus Uffenheim und Dekanatsjugendpfarrer Johannes Raithel aus Adelshofen-Tauberzell die letzten Vorbereitungen für das Projekt „einfach heiraten“. Die St. Jakobskirche in der Tauberstadt ist dabei eine von einem guten Dutzend Gemeinden, in denen am 23. März die Aktion stattfinden wird. Das Paar aus Kassel fand die Infos über die Aktion online: Sie hätten während der Corona-Zeit standesamtlich geheiratet und die kirchliche Hochzeit immer wieder verschoben, so Schlottke. Dann kam schon ein Kind – und die Taufe fand vor der kirchlichen Trauung statt. Diese wollen sie nun nachholen. … =>