Kommentar: Wozu die „scharf geschliffnen Waffen“ helfen

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernRumpelstilzchen ist zurückgekehrt. Schon lange vor den Johannis-Woche tanzt es um allerlei nächtliche Feuer – ergeht sich in unangemessenen Forderungen, plärrt herum,  hat seine Emotionen nicht im Griff – und zerreißt sich schließlich selbst vor Wut. Dagegen haben es die Feuerzungen des Heiligen Geistes nicht so leicht: Erleuchtung – Buße – Gemeinschaft: Schön wäre es. Corona oder Krieg – oder wohl gleich auch in einer nächsten Krise  – überall Rechthaberei und Aggressionen. Wer schreit, hat Unrecht: Dieser Grundsatz scheint schon längst nicht mehr zu gelten. Gut, entsprechende Seiten im Internet lassen sich auch ausblenden. Bei direkten Kontakten ist das natürlich schwieriger. =>

Heilig – verspielt – frei

Kruzifix von Tilman Riemenschneider, aus Würzburg 1515/20Vom Alptraum Karl Augusts von Hardenberg berichtet Martin Ott im Katalog der neuen Landesausstellung „Typisch Franken?“: Der Staatsreformer organisierte ab 1790 die Übergabe der Markgrafentümer Ansbach und Bayreuth an Preußen. Für ihn herrschte blankes Chaos in diesen fränkischen Territorien. Denn sie beherrschten für den Preußen kein einheitliches Territorium. Durchlöchert wie ein Schweizer Käse erschienen ihm selbst diese größeren Herrschaftsgebiete in Franken. Streubesitz anderer Herrschaften bis hin zu Reichsrittern, die gerade mal ein Dorf beherrschten, oder alle möglichen ausgegliederten Rechtskreise, die einander durchdrangen und überschritten, machten ihm sichtlich Mühe. =>

Neu motiviert „schwimmen zu lernen“

Mitarbeitender der Diakoneo-Werkstatt Rothenburg am ComputerIn der Rothenburger Werkstatt der Diakoneo rattern die modernen Stickmaschinen weiter – obwohl gerade Pause ist. Dazu gab es heute sogar ein Eis. Das haben die Mitarbeitenden sich zuvor selbst besorgt. Auch dieses Einüben lebenspraktischer Fähigkeiten gehört zum Konzept, erklärt Stefanie Zeisel, die die Textilwerkstatt leitet und auch als Abteilungsleitung für die gesamte Werkstatt Rothenburg zuständig ist. Dann eilen alle wieder zu ihren Plätzen: Es gibt dort eine Zehn-Farben-Stickmaschine, computergesteuerte Nähmaschinen und einen besonderen Arbeitsbereich zum individuellen Bedrucken von T-Shirts, Tassen, ja sogar Thermosflaschen. Von einem Computer aus lassen sich die Maßanfertigungen exakt steuern – für Vereine, Unternehmen oder Junggesellenabschiede. =>

Gottes Tun – erweckt mir alle Sinnen

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernWarum bis zum Ende durchhalten? Bis zur 12. Strophe schaffen es nur wenige Chöre und Gemeinden. „Doch gleichwohl will ich, weil ich noch / hier trage dieses Leibes Joch, / auch nicht gar stille schweigen.“ So beginnt eine der unbekannteren Strophen von Paul Gerhardts Sommerlied „Geh‘ aus mein Herz und suche Freud“. Da sind die ersten Verse viel sinnenfroher. Sie schildern das Ergrünen der Natur und die Antwort aller Geschöpfe darauf. Doch beginnt nun die Klage eines Menschen, der wenige Jahre nach dem Dreißigjährigen Krieg vom Leidens-„Joch“ geprägt erscheint? =>

Gesänge vom Verlust des Garten Eden

Buchcover Afrikanische Literatur, Literaturnobelpreisträger GurnahZu fernen Horizonten bricht die Karawane auf – unter lauten Klängen von Trommeln und Hörnern. Von der Küste Ostafrikas reist sie ins Landesinnere zu den großen Seen: Es ist allerdings keine Reise in die Welt von Tausendundeiner Nacht – auch keine Entdeckungsfahrt: Arabisch geprägte Händler bringen den Kiswahili-Völkern und den Massai eiserne Spaten und Baumwollstoffe – zum eigenen Profit. Mit dabei: der heranwachsende Yusuf, von seinen Eltern zur Bezahlung ihrer Schulden an einen arabischen Händler übergeben. Wie er in dieser Welt seinen eigenen Rhythmus findet, das erzählt Abdulrazak Gurnah, Literaturnobelpreisträger von 2021, mit poetischer Kraft. In einer breit aufgefächerten Ballade besingt er in „Das Verlorene Paradies“ eine Welt im Umbruch. =>

Kirche durchdrang die Welt – und befreite

Sandrat: Allegorie auf den Westfälischen Frieden. Bild: akg (Detail)War es der große Sündenfall des Christentums, sich zu sehr auf die Staatsmächte zu verlassen? Wurden die christlichen Kirchen dadurch zu kleinen Kindern, die eher unter Aufsicht der weltlichen Herrn als himmlischer Gewalten spielten? Dies begann vor 1.700 Jahren, als Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erhob. Und vor 500 Jahren verließ sich Luther auf seinen Landesfürsten Friedrich den Weisen als Schutzherrn. „Bei der Bewertung von zwei Jahrtausenden Christentum im lateinischen Europa führt es aber in die Irre“ sich dieser Kritik anzuschließen, so Heinz Schilling gleich zu Beginn seines Werkes „Das Christentum und die Entstehung des modernen Europa“. =>