Lustvolle Buße?

Gian Giacomo Caprotti (Da-Vinci-Schüler 1480–1524): Johannes der Täufers. Foto: Borée

Die Büßerin und der Asket: Johannes der Täufer und Maria von Magdala beschäftigten in besonderer Weise die christlichen Vorstellungswelten: Nahmen sie es besonders streng mit dem Weg der Nachfolge? Und können sie uns in der Passionszeit zum Vorbild werden? Ein besonders bewegendes Bild von Johannes findet sich am Ende der Ausstellung „Verdammte Lust! Kirche. Körper. Kunst.“ im Freisinger Diözesanmuseum (rechts). Sie beschäftigt sich, ausdrücklich unter der Schirmherrschaft von Kardinal Reinhard Marx, mit aufreizenden Darstellungen auch von Heiligen in Kunstwerken bis um das Jahr 1800. Johannes etwa erscheint jugendlich, nicht verhärmt, sondern fast androgyn, verführerisch anstatt asketisch streng. War dies eine Grenzüberschreitung, ihn entgegen allen Konventionen so erotisch dazustellen? … =>

„Hoffen und Machen“ verbinden

Kirchentagspräsident Thomas de Maizière und Generalsekretärin Kristin Jahn stellten in Nürnberg das Kirchentagsprogramm vor. Foto: BoréeDie Liste der Prominenten, die beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg im Juni Bibelarbeiten halten, ist auch diesmal lang. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD), der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz Georg Bätzing, der Autor Eckart von Hirschhausen oder Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sind nur einige Namen, die Kirchentagspräsident Thomas de Maizière und Generalsekretärin Kristin Jahn bei der Vorstellung des Kirchentagsprogramms nannten. 2.000 Veranstaltungen in ganz Nürnberg und Fürth sowie in der Nürnberger Messe stehen auf dem Programm des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags. Er steht unter dem Motto „Jetzt ist die Zeit“. In den fünf Tagen vom 7. bis 11. Juni werden 100.000 Menschen erwartet. Erstmals wird es kein dickes gedrucktes Kirchentagsprogramm mehr geben … =>

Wie Lebensverhältnisse verändern?

Peter Dabrock kurz vor der Podiumsdiskussion zum Assistierten Suizid in Fürth. Foto: Borée„Ich will so nicht mehr leben!“ Ist das nicht in den allermeisten Fällen eine angemessene Übersetzung, wenn Menschen an ihrem Lebensende um Assistierten Suizid bitten? Das war zunächst der allgemein Grundtenor in der Podiumsdiskussion „Selbstbestimmt sterben“ in Fürth. Viele alte Menschen, die ihren Lebensüberdruss ausdrücken, wollen Schmerzen oder die Einsamkeit vermeiden. Sie fühlen sich kaum noch von außen unterstützt oder haben Angst vor der Aufgabe ihrer Autonomie vor einem Umzug in ein Pflegeheim. Es kann sein, dass der Hund gestorben ist, der die Einsamkeit eines alten Herrn durchbrach und dem Alltag durchs Gassigehen Struktur gab. Dieses Beispiel brachte Hausarzt und Palliativmediziner Richard Sohn aus seiner Praxis mit. =>

„Spontan heißt nicht unwichtig“

Spontan-Hochzeit in der Schlosskirche in Neuburg an der Donau mit Vikarin Elisabeth Görnitz. Foto: epd/MSogar ein Paar aus Kassel suchte den Kontakt mit der Rothenburger St. Jakobsgemeinde. Das berichtet Pfarrerin Claudie Schlottke. Gerade trifft sie zusammen mit Pfarrer Oliver Gussmann, mit Pfarrerin Heidi Wolfsgruber aus Uffenheim und Dekanatsjugendpfarrer Johannes Raithel aus Adelshofen-Tauberzell die letzten Vorbereitungen für das Projekt „einfach heiraten“. Die St. Jakobskirche in der Tauberstadt ist dabei eine von einem guten Dutzend Gemeinden, in denen am 23. März die Aktion stattfinden wird. Das Paar aus Kassel fand die Infos über die Aktion online: Sie hätten während der Corona-Zeit standesamtlich geheiratet und die kirchliche Hochzeit immer wieder verschoben, so Schlottke. Dann kam schon ein Kind – und die Taufe fand vor der kirchlichen Trauung statt. Diese wollen sie nun nachholen. … =>

Hunger als Kriegswaffe

Hungerndes Kind in der äthiopischen Provinz Tigray. Foto: paElf Jahre, acht Kilo: Hilflos blickt der Arzt auf ein sterbendes Kind in einem Provinzkrankenhaus im Norden Äthiopiens. Es gibt keine Medikamente mehr und keine therapeutische Nahrung, um es zu retten. Sie können es nur noch palliativ versorgen, also beim Sterben begleiten. Der Hunger ist zurückgekehrt nach Äthiopien. Gerade in die nördliche Provinz Tigray: Die Zentralregierung blockiert seit Juni 2021 Hilfslieferungen dorthin. Im Schatten des Ukraine-Krieges herrscht dort noch immer ein besonders brutaler Bürgerkrieg seit Ende 2020. Hunderttausende Menschen hungern seit dem. Einem Arte-Fernsehteam um Charles Emptaz und Olivier Jobard gelang vor einigen Monaten eine Reportage von dort. Er geht an die Substanz, da er schonungslos die hilflose Not zeigt. … =>

Tiefe Gräben überwinden

Orthodoxer Priester in Äthiopien. Foto: pa (Detail)Ende Mai 1534 bekamen Martin Luther und Philipp Melanchthon in Wittenberg einen Besuch aus weiter Ferne: Der Mönch und Diakon Abba (Vater) Mika’el weilte mehrere Wochen in der Geburtsstadt der Reformation. Er diskutierte offenbar mit den Reformatoren über die theologischen Fragen. Das beschreibt Stanislau Paulau in der Reminiszere-Broschüre der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Es handelt sich bei diesem Dialog um keine folgenlose theologiegeschichtliche Kuriosität“, so Paulau in der EKD-Broschüre. „Vielmehr belegen Predigten und Tischreden Luthers, dass für ihn die Vorstellung von der Verbundenheit im Glauben mit den Christen Äthiopiens auch in den darauffolgenden Jahren theologisch wichtig war.“ … =>

„Wir verteilen unsere Hilfe nicht anonym“

Lebensmittelhilfe der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine„In diesem Jahr haben wir gesät und geerntet, dabei sind leider auch einige Menschen ums Leben gekommen“ – durch Munition und Minen überall auf den Feldern. So erklärte Pavlo Shvartz im vergangenen November vor der Synode der Estnischen Evangelischen Kirche. Er selbst ist Bischof der Deutschen Evangelischen Lutherischen Kirche in der Ukraine (DELKU) und gleichzeitig Pfarrer in Charkiw. In Estland zog er Bilanz, was der Krieg bisher aus seiner Perspektive angerichtet hat. Dies soll nun zusammengefasst sein, nachdem die Kämpfe inzwischen ein Jahr lang gehen. Gerade in seiner Heimat, in der ostukrainischen Stadt Charkiw „gibt es viele Schäden. Die meisten Verwaltungsgebäude, Krankenhäuser, 50 Schulen und viele andere Gebäude, darunter auch Wohnhäuser, wurden zerstört. Der Wiederaufbau wird Jahre dauern.“ =>

Erneute Katastrophe bei Kälte und Krieg

Schutzsuchende in den Gemeinderäumen in Aleppo (ganz links stehend Pfarrer Haroutune Selimian) . Foto: Armenisch-Evangelischen Bethelgemeinde in AleppoGut „120 Gebäude sind in Aleppo völlig zerstört. Viele Menschen trauen sich nicht mehr in ihre Häuser. Sie haben Angst vor Nachbeben, und dass ihre Häuser und Wohnungen nicht mehr sicher sind. So kommen immer mehr Menschen zu uns in die Bethel-Kirche. Wir müssen sie versorgen. Unsere Poliklinik bei der Kirche leistet derzeit immens viel, um sie medizinisch zu versorgen“, so berichtete Pfarrer Haroutune Selimian aus dem syrischen Aleppo gleich nach dem Erdbeben telefonisch. Zusammen mit dem Gustav-Adolf-Werk (GAW) versuchen die Gemeinden dort Hilfe nach dem verheerenden Erdbeben zu leisten. Selbst die Reformierte Kirche in Transkarpatien in der Ukraine bot als Partner des GAW an, ihre Kollekte dafür zur Verfügung zu stellen. … =>

Knotenpunkt der Religionen und Kulturen

Statue von Bartholomäus Ziegenbalg in Traqubar. Foto: Noack/LindenmuseumLange vor den ersten Europäern gab es Christen in Südindien: Ja, angeblich brachte es direkt der Apostel Thomas ins Land, der dann dort das Martyrium erlangte. Erste archäologisch wasserdichte Spuren weisen zwar nur bis ins 16. Jahrhundert, doch gibt es viele ältere Traditionen. Sechs eigenständige Kirchen wollen auf ihn zurückgehen – meist mit orthodoxem oder syrisch geprägtem Ritus. Aber auch die kleine protestantisch-anglikanisch orientierte Mar-Thoma-Kirche. Ihre heutige Gestalt gewann sie während der britischen Kolonialzeit.  Diesem südindischen Kulturraum der Tamilen ist die aktuelle Sonderausstellung des Stuttgarter Linden-Museums gewidmet. … =>

Weltweite Vernetzung besser verstehen

Lithium AbbauStraßenkämpfe in Peru – sie schaffen es sogar in die Hauptnachrichtensendungen. Da gab es nach der Absetzung und Verhaftung des ehemaligen Präsidenten Pedro Castillo massive Unruhen. Oder der Sturm auf das Regierungsviertel in Brasilien Anfang Januar. Auch die Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz nach Argentinien, Chile und Brasilien zur Sicherung weiterer Rohstoffe aus diesem Ländern Ende Januar war Gegenstand ausführlicher Berichterstattung. Doch selbst da blieben viele Hintergründe im Dämmerlicht. Ansonsten scheint aber der Kontinent oft im Schatten der Berichterstattung zu stehen. Die Lateinamerikawoche bemüht sich jährlich darum, dies zu ändern. Zu dem vielfältigen Unterstützerkreis gehört an herausragender Stelle auch Mission EineWelt. Auch evangelisch-lutherische Kirchen in Lateinamerika stellen sich der Verantwortung gegenüber der Umwelt und schwächeren Mitgliedern der Gesellschaft.  … =>