Großer Wurf für Pflege soll Stürmen trotzen

Unwetter über der Pflege. Fotos: pixabay/Komposition: Borée„Die Pflege ist selbst zum Pflegefall geworden.“ So plakativ formuliert es Karl Schulz, seit 2014 Geschäftsführer der Rummelsberger Dienste für Menschen und Vorstand der Rummelsberger Diakonie. Das ist keine Neuigkeit. Trotz vieler ungünstigen Wettervorhersagen hat der Pflegesektor es versäumt, sich warm anzuziehen. Wa-rum sich um ein „wetterfestes“ Konzept – um entsprechende Schutzkleidung kümmern, so lange es auch ohne ging? Ab und zu einen Flicken über den größten Riss zu nähen – das schien zu genügen. Sonst wäre auch mehr Geld nötig gewesen. =>

Novembernebel begrenzte die Hoffnung

Die originale Paulskirchenverfassung vor einem Bild der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Foto: epd/FEs schien ein Konflikt zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis zu sein: Diese Überhöhung erfuhr in Bayern ein Streit im Jahr 1831 darüber, wie Kinder aus konfessionellen Mischehen zu erziehen seien. Kein Zufall, so Christopher Clark in seinem opulenten Geschichtswerk „Frühling der Revolution“. In den Jahrzehnten des „Vormärzes“ vor 1848 geschah solche absolute Weltdeutung auch bei banalen Konflikten auf heilsgeschichtlicher Bühne. Besser: in pseudo-religiöser Sprache, auch wenn die Konflikte noch irdischer waren. Konkrete politische Ansprüche oder ökonomische Forderungen wurden zu Fragen gemeinschaftlicher Erlösung oder Verdammnis hochstilisiert: Die Gegner waren geradezu Ausgeburten der Hölle, die sich dem Heilsplan entgegenstellten. =>

Weltgebetstag zu Palästina noch möglich?

Brunhilde Raiser und Sally Azar. Fotos: privat/Andrea Krogmann KNA (WGT)„Wir hatten beide furchtbare Angst – wir haben nicht miteinander gesprochen. Er hat nur in die Ecke gestarrt und ich auf seine Hand.“ So berichtet Musa Abu Hashhashs, der für die Menschenrechtsorganisation B’Tselem tätig ist, in dem Informationsmagazin zum Weltgebetstag am 1. März 2024 in dramatischer Form: Mit einem Israeli steckte er über eine Stunde in einem Fahrstuhl fest. Neben ihm stand eine große Tasche: „Er dachte offenbar, ich hätte Sprengstoff dabei und würde mich mit ihm in die Luft sprengen. Dann bekam ich auch Angst, denn ich sah, dass er ein Gewehr hatte.“ Diese Episode findet sich in der Informationsbroschüre zum kommenden Weltgebetstag der Frauen am 1. März 2024. Zum zweiten Mal nach 30 Jahren haben Christinnen aus Palästina die Liturgie ausgearbeitet, obwohl noch rund ein Prozent dort christlich geprägt sind – 50.000 Menschen. Sicher steckt der „Fahrstuhl“ im Heiligen Land seit Jahrzehnten fest. Und nach den Ereignissen am 7. Oktober mehr denn je. Lässt sich ein solcher Gebetstag jetzt noch feiern wie geplant – zumal in Deutschland? =>

Neue Lieder oder bewährte Traditionen?

Detail der „Praxis Pietatis Melica“ von Johann Crüger mit vielen Texten von Paul Gerhardt: Diese Sammlung war eine der langlebigsten und erschien bis 1736, Ausgabe von 1690. Gesangbucharchiv der Uni Mainz. Foto: epd/FVor genau 500 Jahren entstand das erste Evangelische Gesangbuch: Zum Jahreswechsel 1523/24 kam eine erste kleine Liedsammlung der Reformation heraus. Anstoß dazu war jedoch zunächst nicht die Idee, einen allgemeinen Gemeindegesang zu schaffen, damit wohlklingende „Antworten auf das Wort Gottes“ zum Himmel steigen konnten. Nein, das entwickelte sich erst danach, so die Autoren des aktuellen Sammelbandes „Singt dem Herrn ein neues Lied: 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“.  Aber der unmittelbare Impuls bestand in der Hinrichtung zweier Augustinereremiten, die die Reformation unterstützten: Am 1. Juli 1523 erlitten Hendrik Vos Vos und Johannes van Esschen auf dem Marktplatz zu Brüssel den Feuertod. Als Antwort darauf dichtete Luther die Verse „Ein neues Lied wir heben an“. =>

Nicht von der Welt vergessen

Rolf Bareis in der evangelischen Kirche in Tiflis. Foto: ELKGErst einmal kofferweise warme Kleidung übergab Rolf Bareis dem armenischen Botschafter in Georgien. Seit Anfang 2023 ist der Württemberger neuer Bischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Georgien und dem Südlichen Kaukasus (ELKG), nachdem er zuvor bereits dort „bischöflicher Visitator“ war. In den Bergen des Kaukasus schneit es schon seit Anfang Oktober. Bareis betreut von der georgischen Hauptstadt Tiflis aus neun Gemeinden in diesem Land, in Armenien und einige wenige Gläubige in Aserbaidschans Hauptstadt Baku. Winterkleidung, Reparaturen an den Häusern, Zuschüsse für Heizkosten – das seien die nötigsten Hilfen für die geflüchteten Armenier aus Berg-Karabach oder Arzach, wie die Region auf Armenisch heißt. Fast alle der rund 120.000 Einwohner haben ihre Heimat verlassen – nach der Hungerblockade und der Offensive Aserbaidschans gegen ihre Heimat. Sie sind meist in Armenien bei Verwandten oder einfach hilfreichen Seelen untergekommen – obwohl Armenien selbst nur knapp drei Millionen Einwohner zählt. =>

Streitlust – durch Umbruchzeiten befeuert?

August Hermann Francke und die Ausstellung über StreitkulturSind wir aktuell besonders aggressiv? Und überschreiten allzu schnell die Grenzen zwischen notwendigen Auseinandersetzungen um den richtigen Umgang mit allerlei Krisen bis hin zu persönlichen Angriffen? Wer eine andere Meinung hat, ist verantwortungslos, gar ein schlechter Mensch! Das scheint ein Blick in Internet-Foren zu bestätigen. Doch auch zuvor gab es genug Grenzverletzungen. Damit setzen sich die Franckeschen Stiftungen in Halle in ihrer aktuellen Jahresausstellung zum Thema „Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und Heute“ auseinander. Ausgerechnet der Gründer dieses historischen Waisenhauses, August Hermann Francke, ließ vor 300 Jahren einen Streit eskalieren … =>

Goldener Sonnenschein vor Herbststürmen

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernEin letztes Mal am und im See. Das Wasser ist schon reichlich frisch. Gerade so eben ist es noch möglich, eine kurze Runde zu schwimmen – einzutauchen in die Spiegelbilder der leuchtend goldenen Blätter. Ein großartiges Finale bietet dieser Spätsommer nach wochenlangen Hitzewellen und ebenso intensiven Sturmtiefs. Dann aber schnell hinein in die warmen Sachen. Die Jacke wird bis oben hin zugeknöpft. Es war doch schon allzu kalt inmitten des goldenen Widerscheins der Herbstkulisse! Und allzu schnell wachsen die Schatten gegen die Wärme … =>

Wanderer zwischen den Welten

Pfalzgraf Christian August kurz vor seinem Tod 1708 (links) und Franciscus Mercurius van Helmont.Repros nach zeitgenoössischen Gemälden: BoréeUnerträglich! Ein Pazifist und Gegner der Todesstrafe soll er gewesen sein, so lautete der Vorwurf der Inquisition gegen Franciscus Mercurius van Helmont (* 1614): Grund genug für seine Gegner, ihn Ende 1661 unweit von Kitzingen entführen zu lassen. Nicht genug damit, er hätte Quäker, Wiedertäufer und Juden unterstützt, so gingen die Anschuldigungen weiter. Die Unterstützung religiöser Irrlehren und Angriffe auf die traditionelle soziale Ordnung schienen für Helmonts Gegner nicht hinnehmbar. Er wurde nach Rom verschleppt. Da schaltete sich Pfalzgraf Christian August (1622–1708) aus Sulzbach ein … =>

Rückenwind für gutes Zusammenleben

Mehrere der Referierenden zum Symposium über die Simultankirchen.Eine Kirche mit mehreren Konfessionen nutzen – bietet diese Idee Weichenstellungen für die Zukunft? Ein Symposium in Sulzbach-Rosenberg begab sich auf Spurensuche und übertrug historische Ideen auf die Zukunft. Denn schon im Zeitalter der Konfessionskriege rauften sich Katholiken und Protestanten so zusammen, dass sie „simultan“ die Gotteshäuser nutzen konnten. Seit zehn Jahren kümmert sich der Förderverein Simultankirchen in der Oberpfalz e.V. um dies Erbe. Es war immer konfliktträchtig, wenn beide Konfessionen eine Kirche nutzten … =>

Ruf weg vom „privaten Frieden mit Gott“

Amanda und Johann Hinrich Wichern. Foto: epd/FUnvorbereitet erhob er seine Stimme – so heißt es. Vor 500 Vertretern – damals alles Männer – der evangelischen Landeskirchen aus allen Teilen Deutschlands am 22. September 1848 in Wittenberg erhielt Johann Hinrich Wichern Raum für eine Rede. Eigentlich ging es damals darum, wie inmitten der 1848er-Revolution der Zusammenschluss zu einem Kirchenbund ermöglicht werden könnte. „Die Revolution gehe auch auf die Schuld der Kirche zurück, die die Proletarier vernachlässigt habe, ruft er den Delegierten zu.“ So beschreibt es Uwe Birnstein eindrücklich in seiner schmalen Biografie über den damals 40-jährigen Begründer der Inneren Mission und somit der Diakonie. =>