Gedenken und Klage

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernNein, es macht einfach keinen Spaß mehr! Wie viel Leid allein in dieser Sonntagsblatt-Ausgabe versammelt ist! Es scheint alles zusammen zu kommen. Armenier aus Berg-Karabach wurden vertrieben und konnten nur mitnehmen, was sie tragen konnten oder höchstens das, was in ihr Auto neben allen Familienangehörigen passte. Außerdem jährt sich an diesem Wochenende der Ausbruch des Ukraine-Krieges schon zum zweiten Mal. Kaum eine Woche später, am 1. März, steht Palästina im Mittelpunkt des Weltgebetstages der Frauen.

Uns macht der Blick auf all die unlösbaren Krisen und Konflikte aus der Ferne keinen Spaß mehr – aber was ist mit den Menschen, die sie erleiden müssen? Dieser 2. Sonntag der Passionszeit trägt seinen Namen nach den lateinischen Eingangsworten des Psalms: „Denk an dein Erbarmen, Herr!“ Es bleibt nur die Klage! =>

Erschütterte ein Jahr die gesamte Welt?

Nicolai Hannig, Detlev Mares (Hg.): Krise! Wie 1923 die Welt erschütterte. wbg Academic 2022, ISBN 978-3-534-27530-4, auch E-Book, 240 S., 40 Euro.Hatten nicht die Teufel selbst dieses Jahr zusammengebraut? Anno 23 ballte sich alles zusammen, was ungelöst und belastend war: Wenigstens ist es schon hundert Jahre vorbei, dieses Krisenjahr 1923. Eine Karikatur vom 27.12.1922 im „Simplicissimus“ zum „Höllischen Neujahr“ zeigt genau diese Befürchtung: Drei Teufel brauen einen Kessel dieses Jahres zusammen, einer presst noch eine Kröte darüber aus. Dabei konnte bei Erscheinen der Karikatur noch niemand wissen, dass nur wenige Wochen später der „Ruhrkampf“ beginnen sollte: Dies „stürzte die Weimarer Republik in die Hyperinflation, sorgte für mehr als 100 Todesopfer sowie Hunderte von Verletzten und Vergewaltigten, führte zu Hungerprotesten und motivierte Kommunisten, Separatisten und Rechtsextreme zu Aufständen.“ =>