Luther tritt runter vom Podest. Offenbar sehr bewusst hat die aktuelle Landesausstellung in Worms einen Gegenpol zu dem berühmten Reformationsmonument nur wenige Gehminuten entfernt geschaffen. Zum 500-jährigen Jubiläum des Luther-Auftritts vor dem Reichstag zu Worms ist nun im Andreasstift die Ausstellung über das Gewissen und den Reformator zu sehen. In dieser Reihenfolge. Denn Gewissensentscheidungen einst und jetzt stehen viel deutlicher im Mittelpunkt als eine historische Aufklärung über die Reformation. … =>
Suche nach längst verlorenen Paradiesen
Auf der Suche nach längst verlorenen Paradiesen – das ist das beherrschende Thema von drei aktuellen Romanen. Frauen begeben sich auf den Weg zu Zielen, die längst untergegangen sind. Mathilde macht in Leila Slimanis neuem Roman „Das Land der Anderen“ genau das, wovor uns unsere Eltern immer gewarnt haben. Sie heiratet einen marokkanischen Soldaten im Dienst der französischen Armee. Sie kehrt mit ihm ohne genaue Vorstellungen über Nordafrika aber intensivem Fernweh in seine Heimat zurück. … =>
Zusammenspiel voller Zumutungen
Möchte ich ihn persönlich gekannt haben? Franz von Assisi scheint durchaus ein eher schwieriger Mensch gewesen zu sein. Weniger ein romantischer Heiliger, der mit den Tieren sprach und zum charismatischen Vorbild der „Blumenkinder“ aufstieg als ein rigoroser Verfechter seiner Ideale.
Doch seine neue Armutsbewegung traf „einen Nerv der Zeit“, erklärt Martin Kaufhold, Professor für mittelalterliche Geschichte an der Universität Augsburg. Dort sind Franziskaner zuerst vor 800 Jahren auf dem heutigen deutschen Boden nachweisbar. Franz von Assisi (1181/2–1226) lehnte Besitz und Anerkennung strikt ab. … =>
Vergebliches „Einen der Worte“?
Am Anfang war das Wort – oder die Sprache. Klingt banal, solange wir dies nicht auf die arabische Welt übertragen. Denn am Anfang war doch dort die Religion, das Wirken Mohammeds? Formte nicht dieser Prophet aus einer Ansammlung an Beduinen innerhalb weniger Jahre eine Weltmacht? Doch die Ausprägung arabischer Identität beginnt schon Jahrtausende vor dem Propheten Mohammed. Die ältesten Überlieferungen des Begriffes stammen von den Assyrern um 850 vor Christus. In ihren Texten tauchen die Beschreibungen „Arabi“ oder „Urbi“ für ein umherstreifendes Volk auf, das im Norden der Arabischen Halbinsel lebte und langsam eine Sprache sprach. =>
Dichtes Dach für verwinkelte Spitalkirche
Hersbruck. Anstelle eines unverbauten Blickes ins Grüne war ihm die unverstellte Arbeit an seinem Seelenheil wichtig: Im Obergeschoss der Kirche ließ sich ein Pfründner oder ein Pfründnerpaar nach einer offenbar gehaltvollen Spende um 1560 eine eigene Wohnung einrichten. Ohne die Dreizimmerwohnung in heute etwas sonderbarer Lage im Langhaus der Hersbrucker Spitalkirche verlassen zu müssen, konnten sie direkt die Gottesdienste beobachten. Nun regnet es dort hinein … =>
Verschwundener Abt und Sternenkinder
Wo liegt der Abt des Klosters Michelfeld in der Oberpfalz begraben? Weder in der Klosterkirche noch im Kreuzgang – das wollte Friedrich Trautenberg ausdrücklich nicht. Von 1494 bis 1511 leitete er das Kloster. Er wählte einen ungewöhnlichen Ort für seine letzte Ruhe – das Treppenhaus im Getreidespeicher. Ein Grabungsteam der archäologischen Grabungsfirma „In Terra Veritas (itv)“ mit Sitz in Bamberg mit dem Archäologen Robert Karl ist seit Ende April vor Ort. Das Landesamt für Denkmalpflege vergibt solche und ähnliche Aufträge an sie oder weitere archäologische Privatfirmen. =>
Entblättertes Schmuckstück
ie alten Steine sind gut abgeklopft und sorgfältig gestapelt. Selbst der alte Lehm, mit Jahrhunderte altem Stroh gemischt, ist ein Rohstoff für die Zukunft. Bei der Renovierung des Doppelhauses in der Rothenburger Judengasse 10/12 sind die alten Gebäude entblättert wie eine Zwiebel. Die Wände sind teils in mehreren Schichten abgetragen. So erlauben sie ganz unerwartete Einblicke in die Entstehungszeit vor gut 600 Jahren. Denn um 1410 erblickte das Doppelhaus das Licht der Welt. Diese in sich geschlossene Bauweise zeigt sich schon daran, dass die Nummerierung der Sparren fortlaufend erfolgte. Dies ist gerade beim aktuellen Stand der Renovierungsarbeiten gut zu sehen. =>
Jude Jesus: Herausforderung und Heimkehr
Es war ein Skandalbild. Die Darstellung „Der zwölfjährige Jesus im Tempel“ von 1879 schlug hohe Wellen: Ursprünglich stellt der jüdische Maler Max Liebermann den jungen Jesus als heftig gestikulierenden, barfüßigen Jungen mit kurzem Rock Hakennase sowie der Ansatz der typischen Schläfenlocken dar. Wenige Jahre später beugte sich Liebermann dem Druck und überzeichnete den jungen Jesus: Die Haare des Jungen erschienen nun heller und ohne Lockenansatz. Mit diesem Bild begann Rabbiner Walter Homolka seinen Online-Vortrag bei der Stadtakademie Nürnberg Mitte März zum Thema „der Jude Jesus – eine Heimholung“. =>
Engel, Endzeitglaube und Einzelerkenntnis
Auf die Ruhe folgte der Sturm: Die persische Zeit war eine Epoche des Atemholens für Juda in einer toleranten Welt. Doch setzte in der hellenistischen Zeit ab 332 vor Christus (die Jahreszahlen beziehen sich wieder auf Daten vor der Zeitenwende) mit dem anscheinend aufgeklärten Hellenismus eine Zeit der Unsicherheiten Bedrängnisse und Machtkämpfe, so Dieter Vieweger in seiner „Geschichte der biblischen Welt“. Was konnte zum Bollwerk werden? Es war aber auch eine Zeit, in der der Schutz der Engel gefragt war wie nie zuvor. Die Idee der geflügelten Gottesboten war durch die persische Religion mit geprägt. =>
„Notwendige Gefährtin“ und Teilhaberin
Frauen an die Macht! Bei einem genauen Blick auf diese moderne Forderung zeigt sich jedoch: Auch schon früher konnten manche Frauen durchaus Macht ausüben – wenn auch einzelne. Was war dort vor tausend Jahren? Zum Internationalen Frauentag am 8. März geht das Sonntagsblatt Spuren aus der Zeit von etwa 950 bis 1200 nach. Diese Idee entstand aus Impulsen der Mainzer Ausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“. Auch wenn sie leider noch geschlossen ist, so gab es doch durch sie spannende Einblicke =>