Konsens statt Kampfabstimmung

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernKampfabstimmungen gab es nicht, auch kein eindeutiges „Ja“ oder „Nein“ bei Voten. Zwar konnten die Delegierten der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die am 8. September zu Ende ging, orange oder blaue Zettel hochhalten, doch das waren „Tendenzkarten“. Orange hieß: „Ich werde warm mit dem Vorschlag.“ Die blaue Karte sagte aus: „Ich stehe dem Beschlussvorschlag noch kalt gegenüber.“ Oder: „Ich möchte einen wichtigen Einwand vorbringen.“ Beide Karten gleichzeitig, das galt nicht etwa als ein Unentschieden, sondern sagte aus, dass die Person eine Entscheidung oder die Diskussion abbrechen möchte. Das erscheint gewöhnungsbedürftig – wie auch so manche andere Rituale bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Ziel ist es jedoch, möglichst viele Gemeinschaften bei Entscheidungen mit ins Boot zu holen.  =>

Ringen um Dialog und Kritik zu Israel

Jerry Pillay, Generalsekretär des WCC in Karlsruhe

Die Sorge war groß: Erscheint der Ökumenische Rat der Kirchen zunehmend antisemitisch? Schließlich verbreite er das „Kairos-Palästina- Dokument“ weiter, so die Sorge jüdischer Repräsentanten. Dort fordern palästinensische Christen seit 2009, Israel wirtschaftlich, finanziell und militärisch zu boykottieren. Hinzu kommt die Wahl Jerry Pillays im Juni zum neuen Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Der Dekan der Fakultät für Theologie und Religion an der Universität Pretoria in Südafrika löst Anfang 2023 den scheidenden geschäftsführenden Generalsekretär Ioan Sauca ab. Das Problem: Pillay verglich 2016 nach einer Reise nach Israel und in die palästinensischen Gebiete die dortige Situation mit der Apartheid in Südafrika. =>

Einsatz gegen Unterdrückung und Not

Frank-Walter Steinmeier, Annette Kurschus, JewstratijDeutliche Worte fand Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schon bei der Begrüßung der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK oder WCC nach der englischen Bezeichnung World Council of Churches) in Karlsruhe am 31. August. Diesem Gremium gehören rund 4.000 Delegierte aus mehr als 350 Kirchen weltweit an. Steinmeier sprach vom „blasphemischen Irrweg der russisch-orthodoxen Kirche gegenüber ihren Glaubensbrüdern“. Gleichzeitig hoffte er, dass die in Karlsruhe anwesenden Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche die „Wahrheit über den brutalen Krieg mitnehmen“. So setzte der deutsche Bundespräsident schon zur Eröffnung der Vollversammlung des Weltkirchenrates ein deutliches Zeichen. Brückenbauen brauche Bereitschaft auf beiden Seiten des Ufers. Es könne nicht stattfinden, wenn eine Seite den Brückenpfeiler abreißt. Leider habe sich die russisch-orthodoxe „Kirchenführung mit dem Verbrechen des Krieges gemein gemacht“, bei der gar religiöse Stätten zerstört wurden. =>

Kultur genießen – Gesellschaft verwandeln

Methodist Youth Choir bei der ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe„Es hat sich doch gelohnt, dass wir uns aufgerafft haben“, hörte ich eine Frau hinter mir beim Konzert des „Methodist Youth Choir“ aus Indonesien. Die Sänger und Sängerinnen waren wirklich stimmgewaltig! Auf dem Karlsruher Marktplatz hatte die Badische Landeskirche eine Bühne aufgebaut, auf der sich viele internationale musikalische Gruppen für die Bevölkerung ein Stelldichein gaben. Samuel Koch sprach zusammen mit der Badischen Landesbischöfin Heike Klinghart über „Verletzbarkeiten“. Auch der zentrale Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zum „Tag der Schöpfung“ am 1. September fand dort öffentlich statt. Die Plätze waren beinahe so gefüllt wie an Weihnachten – viele Zuhörende mussten stehen. Auch dieses Angebot, nicht nur die kulturellen Veranstaltungen nahmen sie gerne an. … =>