Mit einem gewaltigen Hymnus beginnt der Zweite Jesaja seinen Text: „Tröstet, tröstet mein Volk (Jesaja 40, 1), so hebt er an. Schließlich hat der Herr gerade erst den allmächtigen Perserkönig Kyros zu seinem Werkzeug gemacht: Um 539 vor Christus besiegte er die Babylonier. Die Verbannten aus Israel konnten zurückkehren. Grund genug für einen Ruck, der durch das Volk ging? Weit gefehlt: Es gab zu wenig Rückkehrwillige, der Wiederaufbau dümpelte dahin. Da wollte der Verfasser dieser Kapitel Gegenakzente setzen. Eine biblische-politische Bildung in der Woltersburger Mühle bei Uelzen in der Lüneburger Heide beschäftigte sich in der Woche nach Ostern mit dieser Geschichte über einen Neubeginn gegen alle Hoffnungslosigkeit: Unter deportierten und von Gewalt traumatisierten Menschen wachsen Trostbilder. Diese Texte über Gottes Handeln, über Berufung und Stellvertretung haben die biblische Überlieferung geprägt. In intensiven Diskussionsrunden schlossen sich die Teilnehmenden diese Motive für sich neu auf. =>
Aufstehen zum neuen Leben
„Steh auf und geh!“, diese Aufforderung Jesu an den Gelähmten am Teich Betesda (Joh 5, 8) gewinnt aktuell eine ganz neue Bedeutung für mich. Denn immer noch sorgt mein kranker Zeh dafür, dass ich nicht richtig auftreten darf und kann. Da bin ich inzwischen froh und dankbar, dass ich nun die Verse des kranken Fußes belasten darf. Auch so hinke ich natürlich immer noch arg, aber es geht voran! So lerne ich weiterhin eine neue Achtsamkeit auch für die kleinen Dinge. Und es geschieht bei mir ein neues Nachdenken darüber, welche Wege gerade wirklich notwendig sind. Ich lerne zu unterscheiden, was sich auch aufschieben lässt oder gar überflüssig ist? =>
„Sportliches“ Verschmelzen der Dekanate
Nicht nur in der Region Ansbach-Würzburg – wie vergangene Woche dargestellt – sondern auch in Oberfranken gibt es tiefgreifende regionale Veränderungen. Regionalbischöfin Dr. Dorothea Greiner und mehrere Dekane sowie Vorsitzende der Dekanatssynoden stellten kurz vor Ostern das Konzept vor: „Wenn ich in den Ruhestand trete, wird meine Stelle zwar wieder besetzt“, so Greiner, „und doch werden in den kommenden Jahren aus den drei nördlichen Kirchenkreisen Bayreuth, Ansbach-Würzburg und Nürnberg zwei neue Kirchenkreise entstehen. Auch die drei südlichen Kirchenkreise München, Regensburg und Augsburg werden reduziert auf zwei.“ Deshalb soll auch die Regionalbischofsstelle von Augsburg anders als in Bayreuth nicht mehr ausgeschrieben werden. Daneben sollen die drei Dekanatsbezirke Bad Berneck, Bayreuth und Pegnitz eng zusammenrücken … =>
Leidender – Liebender – Leitstern
Hat das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ nicht schreckliche Inhalte? Es beschreibt besonders drastisch das qualvolle Sterben Jesu am Kreuz. Als ob es nicht schon genug in dieser Welt gäbe! Jesu Leiden soll dann noch „ich selber“ verschuldet haben! Was aber hat uns dieses Lied heute noch zu sagen? Eine Spurensuche zum 500. Gesangbuch-Jubiläum: Reimt sich „Freuden“ auf „Leiden“? Diese Zusammenstellung wirkt durchaus gewagt – nicht nur mit Blick auf die unterschiedlichen Doppelvokale. Es klingt auch innerlich völlig überdreht. =>
Bitte um Geduld und Kraft
„Herr gib mir Geduld – aber zackig!“ Seit Jahren nutze ich diese Kaffeetasse, die mir eine Kollegin schenkte, in der Redaktion. Nur im Moment nicht. Denn leider arbeite ich gerade von zu Hause. Ich bin nur mit Krücken unterwegs, da ich gerade eine Operation am Zeh hinter mir habe. Dank Internet muss ich mich gar nicht mehr auf den Weg in die Redaktion machen, der für mich nun so mühsam wäre. Trotzdem würde ich meine Krücken am liebsten entnervt in die Ecke pfeffern. Denn mit ihnen geht alles so viel langsamer und mühevoller. Und selbst ein zweiter Zeh benötigt vier lange Wochen, bis der Knochen wieder zusammengewachsen ist. Damit alles gut verheilt, darf ich gerade nur ein klein wenig die Ferse belasten. Das hätte ich nicht gedacht, dass ein Zehchen mich so aus dem Alltag holen kann! Nun also ein Intensivkurs in Geduld! =>
Ohne Luft keine Kraft
Zwei Jahre dauerte es, bis Marion Laurenz ihre Diagnose erhielt: 2009 erlitt sie einen massiven allergischen Schub, so dass ihr die Luft wegblieb. Dies ganz buchstäblich: Ihre Atemnot wurde zunächst einer Grippe zugeschrieben. Erst im August 2011 erhielt sie ein Atemgerät mit Flüssig-Sauerstoff. Endlich stand die Diagnose. Fünf Jahre lang musste sie das Gerät ständig benutzen, inzwischen zum Glück nur noch nachts „oder wenn ich einen Schub bekomme“. Sie weiß nun meist auch, was ihre Allergie verursacht: Topfpflanzen etwa. Sie sind bei ihr tabu. Inzwischen leitet sie die monatliche Kaffeetafel in der Rangauklinik der Diakoneo bei Ansbach: Dort können sich Betroffene austauschen. Längerfristig von Atemgeräten abhängig zu sein, das bedeutet eine besondere Herausforderung. … =>
Fromme Frauen in Abwehr des Missbrauchs
Wenn das kein klassischer Missbrauchsfall war! Der eigene Schwiegervater stellte Formaïda nach! Dabei tötete er die 15-Jährige mit dem Schwert – so die Legende. Dass sie in diesem Alter verheiratet war, erscheint normal – wirklich freiwillig? Doch nach ihrem Tod gelang ihr eine erstaunliche Karriere: Sie wurde schnell zur Heiligen. Und das, obwohl ihr Tod nicht im engeren Sinne aus dem Bekenntnis zu Christus begründet ist. Ihr Los trug sich gerade zum Ende des Römischen Reiches zu – um das Jahr 476 in Alexandria, als es schon christianisiert war. =>
Gedenken und Klage
Nein, es macht einfach keinen Spaß mehr! Wie viel Leid allein in dieser Sonntagsblatt-Ausgabe versammelt ist! Es scheint alles zusammen zu kommen. Armenier aus Berg-Karabach wurden vertrieben und konnten nur mitnehmen, was sie tragen konnten oder höchstens das, was in ihr Auto neben allen Familienangehörigen passte. Außerdem jährt sich an diesem Wochenende der Ausbruch des Ukraine-Krieges schon zum zweiten Mal. Kaum eine Woche später, am 1. März, steht Palästina im Mittelpunkt des Weltgebetstages der Frauen.
Uns macht der Blick auf all die unlösbaren Krisen und Konflikte aus der Ferne keinen Spaß mehr – aber was ist mit den Menschen, die sie erleiden müssen? Dieser 2. Sonntag der Passionszeit trägt seinen Namen nach den lateinischen Eingangsworten des Psalms: „Denk an dein Erbarmen, Herr!“ Es bleibt nur die Klage! =>
Armenien: Spurensuche im Herzen der Gewalt
Was hat ein exotisches Gebiet im unwirtlichen Kaukasus mit Deutschland zu tun? Diese Frage stellte sich für den evangelischen Theologen Johannes Lepsius (1858–1926) vor rund 130 Jahren gar nicht. Er setzte sich sofort für die Armenier ein. Lag es daran, dass er sich in jungen Jahren selbst ein Bild vom christlichen Leben im Orient machen konnte? Denn nach seinem Theologiestudium sammelte er ab 1884 als Hilfsprediger und Lehrer erste Erfahrungen in Jerusalem. Wie prägte das sein Denken? =>
Wie lässt sich der Sündenfall noch sühnen?
Welches Gottesbild habe ich? Das hat auch direkte Folgen für den Blick auf die Sünde der Menschen. Über Jahrhunderte hinweg beschäftigten diese Fragen die größten theologischen Denker, erklärt die Bochumer Kirchengeschichtlerin Katharina Greschat in ihrem aktuellen Lehrwerk „Kirchengeschichte I“. Trotzdem gelingt es ihr, das Grundwissen zur Kirchengeschichte bis zum Hochmittelalter auf knapp 400 Seiten zusammen zu fassen. Doch kommt es dem Lehrwerk ausdrücklich vor allem darauf an, dass die Lesenden Zusammenhänge verstehen, um sich mit der Vielfalt des Christentums und seinen Erscheinungsformen auseinandersetzen zu können. Beispiel Sünde und Sühne zur Passionszeit: Durch die Jahrhunderte hindurch haben Menschen mit ihren Verfehlungen und ihrem Gottesverständnis gerungen. =>