Dümmlich und altbacken – so stehen sie gerade überall am Wegesrand: Gemeint sind die Plakate zur Europawahl, und zwar durch die Bank aller Parteien. Es ist, als würden sie darum wetteifern, wer das einfallsloseste Plakat mit nichtssagenden Parolen und schlechten Fotos hat. Die Fernsehwerbung der Parteien erscheint auch nicht besser. Doch im Gegensatz zu den Wahlplakaten kann man ihr wenigstens aus dem Weg gehen. Da mir meine Lebenszeit zu schade ist, zumindest eine repräsentative Auswahl davon anzusehen, halte ich es für wahrscheinlich, dass ich einfach die ein oder zwei guten Spots nicht erwischt habe. =>
Der Herzog und der Heilige
Die Kirche war verdorben, die politische Gewalt feige und unzuverlässig. So lassen sich die Berichte über Bayern vor 1.300 Jahren und den Jahrzehnten danach zusammenfassen. In die Welt des turbulenten und krisenhaften 8. Jahrhunderts entführt uns die aktuelle bayerische Landesausstellung, die nun bis zum 3. November im Freisinger Diözesanmuseum stattfindet. Eine „Meistererzählung“ schuf um 791 ein heute unbekannter Verfasser der „Annales Regni Francorum“. Schließlich war zu begründen, warum Karl der Große kurz zuvor an seiner Ostgrenze einmal dringend durchgreifen musste. Die „Annales“ waren höchst erfolgreich: Mehr als ein Dutzend Handschriften haben sich bis heute erhalten – was für eine fast unvorstellbare Verbreitung des Werkes damals spricht. =>
Prophetische Bilder vom Blick ins Dunkel
„Es war kein Traum. Sein Zimmer, ein richtiges, nur etwas zu kleines Menschenzimmer, lag ruhig zwischen den vier wohlbekannten Wänden.“ Der Handlungsreisende Gregor Samsa ist über Nacht zu einem „ungeheuren Ungeziefer“ geworden. Diese Erzählung „Die Verwandlung“ trug 1912 wesentlich zur Bekanntheit Franz Kafkas bei. Wie soll Gregor in seiner neuen Gestalt seinem Beruf nachgehen? Das scheint zunächst das Hauptproblem für seine Eltern und die Schwester zu sein, der er ein Musikstudium ermöglichen wollte. Nun muss ihn die Schwester versorgen, ekelt sich aber zunehmend vor ihm. Er kann sie verstehen, sich ihr aber nicht mehr verständlich machen. Trotz dieses Ungleichgewichts findet sich Gregor in seine neuen Verhaltensweisen als Krabbeltier hinein. Doch wer sind die wahren Ungeheuer? =>
Wie gehört die Dreieinigkeit zusammen?
Leidenschaftlich wurde der Disput geführt – schon vor 1.700 Jahren. Und er beschäftigt uns noch heute: Bereits Kaiser Konstantin äußerte in einem Brief aus dem Jahr 324 sein Unverständnis gegenüber einem „geringfügigen“ Streit zwischen Christen in Nordafrika. Worum ging es? Kaum war die neue Religion im Römischen Reich anerkannt, stritten sich führende Denker und Theologen vehement um das Wesen der Person Jesu Christi und um die Trinität. Das klingt auch für unsere heutigen Ohren einigermaßen abstrakt. Doch den Christen damals war es mehr als wichtig: „Ich und der Vater sind eins.“ So überliefert Johannes (10,30) die Selbstvorstellung Jesu. Wie ließ sich damit umgehen? =>
Die Würde des Menschen – was heißt das?
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ So betont es gleich der erste Artikel des Grundgesetzes. Es wurde vor 75 Jahren, am 23. Mai 1949, verabschiedet. Können wir heute einem Gegenüber mit anderen Ansichten noch respektvoll begegnen? Oder lieber sie oder ihn abwerten – und gleich niederschlagen? Wenig erscheint nun so antastbar wie gerade die Würde eines Menschen: An der Schwelle des Todes etwa … =>
Gut 25 Prozent weniger Pfarrer als heute
Es sind „erste Überlegungen“, das war Stefan Reimers wichtig. Dennoch stellte der Personalreferent im Landeskirchenamt im Rothenburger Wildbad Gedanken seiner Abteilung vor. Die Mitgliederversammlung des Pfarrer- und Pfarrerinnenvereins in in Bayern sowie die Vertrauenspfarrpersonen lauschten ihm interessiert. Unter dieser Voraussetzung, dass es sich ausdrücklich um Planungen mit offenem Ausgang handele, können sie gerne die Überlegungen in ihre Dekanate tragen. Sie ließen sich auch unter dieser Voraussetzung veröffentlichen, erklärte Reimers auf Nachfrage des Sonntagsblattes. Schon die ersten Zahlen sorgten für Aufmerken: … =>
Beten kann Menschen zukünftig verändern
Ein kleiner Wunschprinz war leider nicht so geübt darin, jedes Begehren zu erfüllen: Doch er mühte sich redlich: Wenn also ganz sehnlichst ein neues Fahrrad herbeigewünscht wurde, da das alte einen Platten hatte, tat er alles, um dies zu erfüllen. Dennoch schaffte sein Wünschen nur eine Luftpumpe heran, so dass sein Gegenüber das alte Fahrrad wieder aufpumpen und fahrtüchtig machen konnte. Diese rührende kleine Geschichte erzählt Eberhard Martin Pausch in einem schmalen Bändchen, in dem er unter dem Titel „Ferner Nachbar Gott“ über zeitgemäße Zugänge zum Gebet nachdenkt. =>
Kopp: „Ringen macht fit, auch die Kirche“
Coburg. Vor sieben Jahren saßen sie bereits an diesem Ort. Darauf wies Annekathrin Preidel, die Präsidentin der bayerischen evangelischen Landessynode hin. Damals, zum 500. Reformationsjubiläum, hätte die Tagung die „Coburger Beschlüsse“ gefasst, mit denen sie den Prozess „Profil und Konzentration“ (PuK) auf den Weg brachte. Doch das Kirchenparlament beschäftigt sich in der Reformationsstadt, in der auch Martin Luther Zuflucht fand, nicht nur mit der Vergangenheit, sondern vor allem mit der Zukunft der Kirche. Heute mehr denn je. =>
Hell erstrahlendes Wort in der Dunkelheit
„Ich schrieb heute ein Morgenlied über Jesaja 50, 4–8, die Worte, die mir den ganzen Tag nicht aus dem Ohr gegangen waren.“ Diese Worte notierte Jochen Klepper, einer der berühmtesten Gesangbuchdichter des 20. Jahrhunderts, am 12. April 1938. Während sein Adventslied „Die Nacht ist vorgedrungen“ wohl in aller Munde und Ohren ist, sind die sonnendurchfluteten Verse zu „Er weckt mich alle Morgen“ (EG 452) eher ein verborgener Schatz: „Er weckt mir selbst das Ohr. / Gott hält sich nicht verborgen, / führt mir den Tag empor“, so geht es weiter. Noch sind wir in der Leidenszeit, Ostern fand in diesem Jahr erst am 17. April statt. =>
Gutes tun ohne Verwurzelung im Glauben?
Lässt sich seine Philosophie mit der Präzision eines Uhrwerks vergleichen? Verbindlich war für Immanuel Kant die Befolgung moralischer Regeln um ihrer selbst willen: Sein berühmter „Kategorische Imperativ“ forderte: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Dies soll ohne eigennützige Absichten geschehen und sich nicht am Ergebnis messen. Schon Kants Zeitgenossen fragten, was etwa mit einer Lüge sei, mit der man Schlimmeres abwenden wollte? =>