In Erinnerung blieb er vor allem als Beschützer Martin Luthers während der ersten stürmischen Jahre der Reformation. Doch diese Bewertung wird der Regierung Friedrichs des Weisen (*1463) nur teilweise gerecht – so Armin Kohnle. Im Vorfeld von Friedrichs 500. Todestages zum 5. Mai 1525 hat der Leipziger Kirchengeschichtler eine kompakte, denoch detailreiche und gut lesbare Biografie verfasst. Sicherlich war dem Kurfürsten seine Rolle als solcher Schutzherr nicht in die Wiege gelegt worden. Seine Frömmigkeit erscheint eher mittelalterlich. Schon 1493 erfüllte er sich wohl ein persönliches Bedürfnis: Er pilgerte ins Heilige Land. Schon von dieser Reise brachte er zahlreiche Reliquien mit. Sie bildeten den Grundstock für eine bald ausufernde Sammlung …. =>
Der Stern, der uns begleitet …
Unter welchem Stern stand dieses Jahr 2024 für Sie? Waren es Monate der Unsicherheit oder Angst? Der Erstarrung? Begleiteten schöne persönliche Erinnerungen bei Ihnen den Reigen dieses Jahres? Gerade in Zeiten der Unsicherheit gewinnt die Rückbesinnung auf liebe Traditionen neue Bedeutung. Die Weihnachtslieder stärken uns da den Rücken.
Es gibt unter ihnen aber auch Verse voller harter Kontraste: „Du Kind, zu dieser heil’gen Zeit / gedenken wir auch an dein Leid, / das wir zu dieser späten Nacht / durch unsre Schuld auf dich gebracht.“ Dies ist eins der unbekannteren Weihnachtslieder und ein fast vergessener Text Jochen Kleppers: „Du Kind zu dieser heilgen Zeit“ (EG 50). Die hymnenartige (obwohl erst modern komponierte) Melodie hat sicher nicht zur größeren Verbreitung beigetragen. Es entstand in der Weihnachtszeit 1937, zwei Tage nach dem bekannten „Die Nacht ist vorgedrungen“. =>
Geistliche Nahrung selbst für die Ärmsten
„Meine Eltern sind zu arm, mir eine Bibel zu beschaffen, und wir brauchen doch die Bibel, um Gottes Willen daraus zu lernen. Ich danke Ihnen daher vielmals, dass Sie so gütig gewesen sind, mir eine Bibel zu schenken! Ich will jetzt fleißig daraus lernen und Gottes Gebote mein Leben lang vor Augen und im Herzen behalten.“ So herzzerreißend schrieb die Schülerin Anna Barbara Barthin aus Barthelmesaurach bei Kammerstein. Im Dezember 1825 erhielt sie das lang ersehnte Geschenk rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest. Der Centralbibelverein in Nürnberg, 1824 endlich gegründet, gab da gerade seine erste Ausgabe in einem neuen billigeren Druckverfahren heraus. Nach langen Mühen hatte er endlich vor genau 200 Jahren seine Arbeit aufnehmen können. =>
Unterwegs nach Bethlehem
„Der Weg wird sich zeigen!“ Da ist sich Gerlinde Tröbs sicher. Die langjährige Referentin am Religionspädagogischen Zentrum (RPZ) Heilsbronn sieht bereits jetzt den Beginn vieler Veränderungen in den Weiten des Religionsunterrichts. Die Stellen für die Arbeit mit Jugendlichen umfassen zunehmend ganze Regionen: Religionspädagoginnen oder Katecheten müssen ihren Auftrag zwischen immer mehr Gemeindehäusern und Schulen eines Dekanats oder einer Region ihrer heimischen Großstadt aufteilen. Der Ganztagesbereich in Schulen wird ausgebaut: Lassen sich da nicht Arbeitsgemeinschaften und Neigungsgruppen auch im gesellschaftspolitische Bereich unter religiösen Fragestellungen anbieten? Und wie sieht es mit dem ökumenischen Religionsunterricht aus? =>
Gaben dieses Jahres
„Sind ein paar Hoffnungen zerronnen? / War dies und jenes Lug und Trug?“ So sang der Liedermacher Reinhard Mey bereits vor Jahrzehnten in seinem Lied „Ich denk‘ es war ein gutes Jahr“. Da war 2024 geradezu denkwürdig! Soviel zeigt schon dieser frühe Rückblick – trendgetreu schon lange vor Silvester. Da braucht man gar erst nicht die Gaben des Nikolaus abwarten!
Besonders gelungene Treffen im ansonsten trüben November sind inzwischen Klima- oder Artenschutzkonferenzen! Zu ihnen fliegen Zehntausende hin – und zwar eher nicht im Schlitten des Weihnachtsmannes, den die luftigen Rentiere halbwegs biologisch „über den Wolken“ halten. =>
„Lieber obdachlos als hoffnungslos“
„Hinter jedem Obdachlosen steht ein Mensch!“. So beschreibt Roland Pfaffelhuber als Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Rothenburg ob der Tauber seine vernetzten Perspektiven. Denn gleichzeitig beinhaltet seine Dienststelle auch den Bereich „Soziales“. Beim Fachtag der Diakonie Ansbach zum Thema „Obdachlosigkeit als Herausforderung in ländlichen Kommunen“ berichtete er eindrücklich davon, wie sich in der Tauberstadt auch Ehrenamtliche auf diesem Gebiet engagieren: Neben den Fachkräften suchen sie ebenfalls wohnungslose Menschen in ihrer Notunterkunft auf: Sie kümmern sich wöchentlich um ein gemeinsames und nachhaltiges Essen, helfen bei Behördengängen – oder besorgen jetzt im Advent einen Weihnachtsbaum. =>
Bestimmen Verluste aktuelle Weltdeutung?
Alles wird besser! Habt nur noch ein klein wenig Geduld! In ein paar Jahren oder allerspätestens in der übernächsten Generation beginnt das Paradies auf Erden für alle! Jeder konnte gewinnen – was fiel da noch ins Gewicht, was verloren ging? Mit diesem Versprechen trat die Moderne an, so Andreas Reckwitz. Doch sie verdrängte den „Verlust“, so der Untertitel seines aktuellen Buches. Nun feiert er Auferstehung und hat sich in „Ein Grundproblem der Moderne“ verwandelt, so der Untertitel dieses Buches. Nach der Aufklärung sollte sich das Licht vernünftigen Denkens unaufhörlich ausbreiten. Die Industrialisierung bot immer mehr Infrastruktur und Güter an, die das Leben einfacher machten. … =>
Holprige Reime eines unruhigen Geistes
Erst wollte er unbedingt die Verehrung Marias als besondere Wunderheilerin durchsetzen – und ließ dazu die damalige Rothenburger Synagoge enteignen. Wenige Jahre später predigte er genauso engagiert für die Reformation! Was ist von solch einem Prediger zu halten? Seine Leidenschaften waren Johannes Teuschlein jedoch offenbar bitter ernst. Zum Wunderwirken Mariens verfasste Teuschlein eigens ein gereimtes Mirakelbuch in frühneuhochdeutscher Sprache. Der Theologe und Reformationshistoriker Gerhard Simon hat lange danach gesucht. Er fand endlich ein Druck-Exemplar in Krakau wieder. Dorthin lagerte es die Berliner Staatsbibliothek kriegsbedingt aus. Es hat keine Verfasserangabe. Doch es herrscht Einigkeit: Nur Teuschlein kann es gedichtet haben. =>
„Die jüdische Wunde“
Zwei betagte Herren befinden sich im angeregten Gespräch miteinander. Die Welt um sich herum scheinen sie völlig vergessen zu haben. Es könnte eine Alltagsszene sein – wenn diese beiden Männer nicht unschwer an ihrer Kleidung als orthodoxe Juden zu erkennen wären. Und mindestens die Kleidung des sitzenden Mannes deutlich abgewetzt zu sein scheint. Unter diesem Titelbild brachte der „Spiegel Geschichte 4/2019“ sein Heft „Jüdisches Leben in Deutschland“ heraus. Und Natan Sznaider beginnt sein aktuelles Buch „Die jüdische Wunde“ mit einer intensiven Besprechung dieses Bildes. Denn diese Szene mag „in Deutschland“ stattgefunden haben, doch ist sie wirklich repräsentativ für „Jüdisches Leben“ hierzulande – und für „Die unbekannte Welt nebenan“ (so der Untertitel des Spiegel-Heftes)? … =>
Geschärfte Argumente gegen Antisemitismus
Ist das Phänomen nicht selbsterklärend? Diese Frage stellte Jan Philipp Reemtsma fast etwas provozierend an den Beginn seines Vortrags über die „Grundmechanismen des Antisemitismus“. Welche neuen Argumente brachte der Vortrag nun? Wer sich mit dieser „konstantesten Ideologie des Abendlandes“ (Reemtsma) schon einmal beschäftigt hat, erfuhr wenig historisch Neues. Eine neue Erklärung wollte er nicht bieten, so Reemtsma. Er brachte die Argumente aber auf den Punkt, wo sonst Sprachlosigkeit zurückbleibt. … =>