Als „Gefangene unseres Besitzes“ – so umreißt Erzbischof Urmas Viilma die Lage der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (EELK). Auf Englisch klingt es poetischer: „prisoners of our propriety“. Denn in dieser Sprache fand dies Gespräch im Tallinner Konsistorium statt. Doch prosaisch ist der Alltag: Weit verstreut liegen die evangelischen Gotteshäuser in vielen kleinen Dörfern und Weilern auf dem Land. Die Kirchen könne man nicht verkaufen – wer will sie schon haben? Sie müssen aber erhalten werden. Schließlich darf ein loser Dachziegel niemanden erschlagen. =>
Rückenwind für gutes Zusammenleben
Eine Kirche mit mehreren Konfessionen nutzen – bietet diese Idee Weichenstellungen für die Zukunft? Ein Symposium in Sulzbach-Rosenberg begab sich auf Spurensuche und übertrug historische Ideen auf die Zukunft. Denn schon im Zeitalter der Konfessionskriege rauften sich Katholiken und Protestanten so zusammen, dass sie „simultan“ die Gotteshäuser nutzen konnten. Seit zehn Jahren kümmert sich der Förderverein Simultankirchen in der Oberpfalz e.V. um dies Erbe. Es war immer konfliktträchtig, wenn beide Konfessionen eine Kirche nutzten … =>
Hunger als Kriegswaffe
Elf Jahre, acht Kilo: Hilflos blickt der Arzt auf ein sterbendes Kind in einem Provinzkrankenhaus im Norden Äthiopiens. Es gibt keine Medikamente mehr und keine therapeutische Nahrung, um es zu retten. Sie können es nur noch palliativ versorgen, also beim Sterben begleiten. Der Hunger ist zurückgekehrt nach Äthiopien. Gerade in die nördliche Provinz Tigray: Die Zentralregierung blockiert seit Juni 2021 Hilfslieferungen dorthin. Im Schatten des Ukraine-Krieges herrscht dort noch immer ein besonders brutaler Bürgerkrieg seit Ende 2020. Hunderttausende Menschen hungern seit dem. Einem Arte-Fernsehteam um Charles Emptaz und Olivier Jobard gelang vor einigen Monaten eine Reportage von dort. Er geht an die Substanz, da er schonungslos die hilflose Not zeigt. … =>
Tiefe Gräben überwinden
Ende Mai 1534 bekamen Martin Luther und Philipp Melanchthon in Wittenberg einen Besuch aus weiter Ferne: Der Mönch und Diakon Abba (Vater) Mika’el weilte mehrere Wochen in der Geburtsstadt der Reformation. Er diskutierte offenbar mit den Reformatoren über die theologischen Fragen. Das beschreibt Stanislau Paulau in der Reminiszere-Broschüre der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Es handelt sich bei diesem Dialog um keine folgenlose theologiegeschichtliche Kuriosität“, so Paulau in der EKD-Broschüre. „Vielmehr belegen Predigten und Tischreden Luthers, dass für ihn die Vorstellung von der Verbundenheit im Glauben mit den Christen Äthiopiens auch in den darauffolgenden Jahren theologisch wichtig war.“ … =>