Ostern – religionsübergreifend und weltumspannend

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernOstern wird wieder schwierig! Jedenfalls höchstwahrscheinlich das orthodoxe Osterfest. Wie Weihnachten steht zu befürchten, dass auch diesmal ein Kampf über die Deutungshoheit des Festes ansteht. Noch immer tobt der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Und damit die Frage, ob der russisch-orthodoxen Kirche weiterhin die Oberhoheit über Glaubensfragen dort zukommt? Gut, dass es nicht ‚unser‘ Osterfest berührt – die orthodoxe Feier findet erst am 16. April statt. Nur alle paar Jahre treffen sich die Osterfeste der westlichen und östlichen Kirchen. Denn als Grundlage für die Berechnung des orthodoxen Termins dient der alte julianische Kirchenkalender aus der Zeit der alten Römer zu Zeiten Julius Caesars. … =>

Konsens statt Kampfabstimmung

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernKampfabstimmungen gab es nicht, auch kein eindeutiges „Ja“ oder „Nein“ bei Voten. Zwar konnten die Delegierten der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die am 8. September zu Ende ging, orange oder blaue Zettel hochhalten, doch das waren „Tendenzkarten“. Orange hieß: „Ich werde warm mit dem Vorschlag.“ Die blaue Karte sagte aus: „Ich stehe dem Beschlussvorschlag noch kalt gegenüber.“ Oder: „Ich möchte einen wichtigen Einwand vorbringen.“ Beide Karten gleichzeitig, das galt nicht etwa als ein Unentschieden, sondern sagte aus, dass die Person eine Entscheidung oder die Diskussion abbrechen möchte. Das erscheint gewöhnungsbedürftig – wie auch so manche andere Rituale bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Ziel ist es jedoch, möglichst viele Gemeinschaften bei Entscheidungen mit ins Boot zu holen.  =>

Ringen um Dialog und Kritik zu Israel

Jerry Pillay, Generalsekretär des WCC in Karlsruhe

Die Sorge war groß: Erscheint der Ökumenische Rat der Kirchen zunehmend antisemitisch? Schließlich verbreite er das „Kairos-Palästina- Dokument“ weiter, so die Sorge jüdischer Repräsentanten. Dort fordern palästinensische Christen seit 2009, Israel wirtschaftlich, finanziell und militärisch zu boykottieren. Hinzu kommt die Wahl Jerry Pillays im Juni zum neuen Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Der Dekan der Fakultät für Theologie und Religion an der Universität Pretoria in Südafrika löst Anfang 2023 den scheidenden geschäftsführenden Generalsekretär Ioan Sauca ab. Das Problem: Pillay verglich 2016 nach einer Reise nach Israel und in die palästinensischen Gebiete die dortige Situation mit der Apartheid in Südafrika. =>

Einsatz gegen Unterdrückung und Not

Frank-Walter Steinmeier, Annette Kurschus, JewstratijDeutliche Worte fand Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schon bei der Begrüßung der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK oder WCC nach der englischen Bezeichnung World Council of Churches) in Karlsruhe am 31. August. Diesem Gremium gehören rund 4.000 Delegierte aus mehr als 350 Kirchen weltweit an. Steinmeier sprach vom „blasphemischen Irrweg der russisch-orthodoxen Kirche gegenüber ihren Glaubensbrüdern“. Gleichzeitig hoffte er, dass die in Karlsruhe anwesenden Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche die „Wahrheit über den brutalen Krieg mitnehmen“. So setzte der deutsche Bundespräsident schon zur Eröffnung der Vollversammlung des Weltkirchenrates ein deutliches Zeichen. Brückenbauen brauche Bereitschaft auf beiden Seiten des Ufers. Es könne nicht stattfinden, wenn eine Seite den Brückenpfeiler abreißt. Leider habe sich die russisch-orthodoxe „Kirchenführung mit dem Verbrechen des Krieges gemein gemacht“, bei der gar religiöse Stätten zerstört wurden. =>

Kultur genießen – Gesellschaft verwandeln

Methodist Youth Choir bei der ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe„Es hat sich doch gelohnt, dass wir uns aufgerafft haben“, hörte ich eine Frau hinter mir beim Konzert des „Methodist Youth Choir“ aus Indonesien. Die Sänger und Sängerinnen waren wirklich stimmgewaltig! Auf dem Karlsruher Marktplatz hatte die Badische Landeskirche eine Bühne aufgebaut, auf der sich viele internationale musikalische Gruppen für die Bevölkerung ein Stelldichein gaben. Samuel Koch sprach zusammen mit der Badischen Landesbischöfin Heike Klinghart über „Verletzbarkeiten“. Auch der zentrale Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zum „Tag der Schöpfung“ am 1. September fand dort öffentlich statt. Die Plätze waren beinahe so gefüllt wie an Weihnachten – viele Zuhörende mussten stehen. Auch dieses Angebot, nicht nur die kulturellen Veranstaltungen nahmen sie gerne an. … =>

Ökumenisches Abenteuer

Geschichte der Sehnsucht nach der christlichen Einheit, Band I: Morgenröte der Ökumene. Foto: ÖRK„Das war ein großes Abenteuer“, begeisterte sich Erzbischof Job von Telmessos. Der gebürtige Kanadier, mit bürgerlichem Namen Ihor Wladimir Getcha, war bis 2015 Erzbischof der orthodoxen Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa. Seitdem ist er Vertreter des Ökumenischen Patriarchats beim Ökumenischen Rat der Kirchen in Genf. Schon diese Skizze lässt einen spannenden Lebensweg vermuten. Besonders packend war es für ihn aktuell aber, die Herausgabe des Werkes „A History of the Desire for Christian Unity: Vol 1: Dawn of Ecumenism“ (Geschichte der Sehnsucht nach der christlichen Einheit, Band I: Morgenröte der Ökumene) zu begleiten. =>

Weltweite und lebenslange Verantwortung

Der erste Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (OERK), Willem A. Vissert Hooft„Die Welt war meine Gemeinde“: Unter diesem Titel erschien die Autobiografie von Willem Adolf Visser ‘t Hooft. Der Niederländer mit dem sperrigen Namen baute den Ökumenischen Rat der Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg mit auf. Bereits seit 1924 wirkte der reformierte Theologe in Genf. Geboren im Jahr 1900 – also so alt wie das 20. Jahrhundert – begleiteten ihn die Zeitläufe dieser bewegten Epoche. Genf blieb der Mittelpunkt seines Wirkens. So konnte er ein inneres Gleichgewicht bewahren. Doch blieb er auch öfter in einer beobachtenden Rolle. =>

Zerbrechliches Südseeparadies

Juliette Pita, Künstlerin, Vanuatu, MelanesienDen Weltgebetstag hat in diesem Jahr das kleine Pazifik-Archipel Vanuatu vorbereitet: Ach, du meine Güte! So der erste Stoßseufzer beim ersten Blick auf das Land, aus dem die Liturgie zum Weltgebetstag der Frauen in diesem Jahr kommt. Wer hat denn schon den Namen „Vanuatu“ gehört? „Vanu – was?!“, so dachte auch Katja Dorothea Buck in ihrer Einleitung eines schmalen, aber gehaltvollen Büchleins zu diesem Land, das zur Kolonialzeit Neue Hebriden hieß. Die Journalistin reiste bereits vor einem Jahr dorthin um den halben Weltball. Zum Glück! So brachte sie noch rechtzeitig vor Corona ihre Geschichten aus der Südsee mit. =>