Heiße Zeiten?

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernVerdorrtes Gras schon Anfang Juni: Zwar hatte es im Frühjahr mehr als genug geregnet, aber damit war pünktlich vor Himmelfahrt Schluss gewesen. Seitdem knallte die Sonne in Mittelfranken vom Himmel als wären wir am Mittelmeer. Bald schon kühlten sich auch die Nächte nicht mehr recht ab.  Nur lokal kamen noch heftige Gewitter vom Himmel herunter – wie ausgerechnet in Nürnberg beim Kirchentag am Fronleichnam-Nachmittag. Wenige Kilometer außerhalb der Stadt war davon leider nichts mehr zu spüren. Überdurchschnittlich hoch heizen sich die Städte auf – „Kaltluftschneisen“ dort würden immer wichtiger. Diese waren bereits im Frühjahr 2008 bei einem „Symposium zu Klimawandel und Gesundheit“ gefordert worden, sagt das Netz. Und was ist in den vergangenen 15 Jahren geschehen? =>

Göttliche Werkzeuge?

Digitale Rekonstruktion des Mechanismus von Antikythera. Foto: Tony Freeth (Liebieghaus Skulpturensammlung)Immer wieder finden sich in antiken Sagen oder Legenden Berichte über Statuen oder Apparate, denen „durch den Willen eines Gottes oder den Zauber eines Magiers Leben eingehaucht wurde“. So fasst es Adrienne Mayor in ihrem Aufsatz zum Ausstellungskatalog „Maschinenraum der Götter“ zusammen. Das Frankfurter Liebieghaus, bekannt für seine Skulpturensammlungen, hat sie zum Leben erweckt. Halt! Waren animierte künstliche Wesen in der Antike überhaupt vorstellbar? =>

Düstere Dichterin auf schwankenden Böden

Burg Hülshoff bei Münster, Geburtsort der großen deutschen Poetin Annette Droste-Hülshoff (1797-1848). Foto: epd/FDer „Knabe im Moor“ hetzt über schwankenden Grund, während der jagende Wind und knarrendes Schilf den verdammten, ungetreuen Seelen eine Stimme geben. Nicht umsonst gilt die Verfasserin dieses Gedichtes, Annette von Droste-Hülshoff, im Münsterland als „Spökenkiekerin“, Geisterseherin. Vor 175 Jahren, am 24. Mai 1848, starb sie. In meiner Heimat, im Münsterland, kommt immer noch fast niemand an ihr vorbei: Ein altmodisches Fräulein, das düstere Gedichte verfasste. Dazu noch stramm katholisch: Schließlich halfen „Drosten“ ehemals den Fürstbischof von Münster als Vögte oder Truchsesse. Aber nicht allein mystisch angehaucht war sie, sondern mit fast unheimlichen Bildern, in denen sich innere Verzweifelung mit schwankendem Grund und bedrohlichen Gewittern untrennbar verwoben. =>

Lob der Gänseblümchen

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernTief muss sich bücken, wer dies unscheinbare Blümchen wahrnehmen will: Schließlich ist es nur wenige Zentimeter hoch, das Gänseblümchen. Gerade erst habe ich eine gute Handvoll der Blütenköpfchen gepflückt. Bald wachsen sie dann wieder nach – schließlich sind die kleinen Pflänzchen fast unverwüstlich. Selbst nach dem Mähen sind sie schnell wieder da. Nur leider meldet sich inzwischen mein Rücken beim Pflücken, bevor ich viel gesammelt habe. Andererseits sind sie wirksame Heilpflanzen. =>

Schein und Sein in prunkvollen Spiegeln

Das Schiff der Kirche mit Jesus am Hauptmast, unter den Segeln der Heiligen und mit rechtgläubiger Besatzung. Repräsentanten der Protestanten, darunter die Reformatoren Jan Hus, Martin Luther und Johannes Calvin treiben hilflos im Wasser. Jacob Gerritsz Loef (zugeschrieben), 1640–1649. Foto: Museum Catharijneconvent, Utrecht, in der aktuellen LandesausstellungEr hatte anscheinend auf ganzer Linie gesiegt: Vor genau 400 Jahren, 1623, stand der bayerische Herzog Maximilian I. auf dem Höhepunkt seiner Macht: Feierlich übertrug ihm der Habsburger Kaiser Ferdinand II. die Kurwürde anstelle des geächteten Friedrichs von der Pfalz. Dieser Staatsakt zeigte, wie eng die katholischen Dynastien der Habsburger und Wittelsbacher an der Gegenreformation wirkten – und ohne Herzog Max ging schier gar nichts mehr: Er hatte den Pfälzer „Winterkönig“ bei der Schlacht am Weißen Berg vor Prag geschlagen – und mit ihm die protestantische Seite gleich zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Trieben die Reformatoren nicht hilflos im Wasser, während das Schiff der rechtmäßigen Kirche majestätisch vorbeisegelte? =>

Sinn des Glaubens – Schnelle Einführung möglich?

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernWelchen Sinn hat der Glaube? Die Wunder der Schöpfung oder unerklärliche Phänomene in der Welt – schreien sie nicht gerade nach dem Glauben an einen allmächtigen und helfenden Gott? Während immer mehr Kirchen leer bleiben, dafür die Austrittszahlen stark ansteigen und immer weniger junge Menschen christlich sozialisiert sind, begab sich der Physiker Harald Lesch sonntags zweimal für „Terra X“ auf Spurensuche. Oder ist für Gott in der Welt kein Platz mehr – nachdem die Menschheit den Himmel und das All erobert hat sowie der Urknall als Beginn der Schöpfung entschlüsselt ist? =>

Erschütterte ein Jahr die gesamte Welt?

Nicolai Hannig, Detlev Mares (Hg.): Krise! Wie 1923 die Welt erschütterte. wbg Academic 2022, ISBN 978-3-534-27530-4, auch E-Book, 240 S., 40 Euro.Hatten nicht die Teufel selbst dieses Jahr zusammengebraut? Anno 23 ballte sich alles zusammen, was ungelöst und belastend war: Wenigstens ist es schon hundert Jahre vorbei, dieses Krisenjahr 1923. Eine Karikatur vom 27.12.1922 im „Simplicissimus“ zum „Höllischen Neujahr“ zeigt genau diese Befürchtung: Drei Teufel brauen einen Kessel dieses Jahres zusammen, einer presst noch eine Kröte darüber aus. Dabei konnte bei Erscheinen der Karikatur noch niemand wissen, dass nur wenige Wochen später der „Ruhrkampf“ beginnen sollte: Dies „stürzte die Weimarer Republik in die Hyperinflation, sorgte für mehr als 100 Todesopfer sowie Hunderte von Verletzten und Vergewaltigten, führte zu Hungerprotesten und motivierte Kommunisten, Separatisten und Rechtsextreme zu Aufständen.“ =>

Ostern – religionsübergreifend und weltumspannend

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernOstern wird wieder schwierig! Jedenfalls höchstwahrscheinlich das orthodoxe Osterfest. Wie Weihnachten steht zu befürchten, dass auch diesmal ein Kampf über die Deutungshoheit des Festes ansteht. Noch immer tobt der Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Und damit die Frage, ob der russisch-orthodoxen Kirche weiterhin die Oberhoheit über Glaubensfragen dort zukommt? Gut, dass es nicht ‚unser‘ Osterfest berührt – die orthodoxe Feier findet erst am 16. April statt. Nur alle paar Jahre treffen sich die Osterfeste der westlichen und östlichen Kirchen. Denn als Grundlage für die Berechnung des orthodoxen Termins dient der alte julianische Kirchenkalender aus der Zeit der alten Römer zu Zeiten Julius Caesars. … =>

Wanderungen im Glockenschlag der Zeiten

Migrationsausstellung der Evangelischen Museen, Thomas Greif in RummelsbergDie Glocke aus Breslau zeigt, was die Stunde geschlagen hat: Museumsleiter Thomas Greif im Rummelsberger Diakoniemuseum versetzt sie in Schwingungen, denn sie bildet dort einen Mittelpunkt der Ausstellung „Evangelische Migrationsgeschichte(n)“. Nach dem Beginn der dortigen Schau ziehen jetzt Protestantische Museen europaweit mit ihren jeweiligen Perspektiven nach. Seit Jahrhunderten stellten Menschen ihre Religion über ihre Heimat. In den Vertreibungen nach dem Zweiten Weltkrieg gewannen Nationale Gründe die Oberhand. Doch die Diakonissen trugen ihre Glocke nicht selbst bis nach Unterfranken, gibt Greif zu. Sie ist nämlich derart schwer, dass sie sich kaum von einer Person anheben lässt. … =>

Irrwege statt Verkehrswende. Eine Glosse

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernSie machen die Straßen bunter und erscheinen geradezu als Osterüberraschung – wenn sie jetzt im Frühling vielerorts in frischen Farben erstrahlen: Die nett aufgemalten Fahrräder auf manchen Asphaltstreifen. Offiziell heißen sie ein wenig farbloser „Piktogramme ohne Schutzstreifen“. Sie zeigen an, wo sich Fahrräder in freier Wildbahn bewegen könnten.  Ein konsequentes Konzept für eine Verkehrswende lässt auf sich warten. Das Volksbegehren für eine bessere Fahrrad-Infrastruktur im Freistaat legt das bayerische Innenministerium erst einmal dem Verfassungsgericht des Landes zur Prüfung vor, obwohl im November 2022 mehr als genug Unterschriften dafür erreicht wurden. Der Aus- und Umbau würde zu teuer – und damit den Staatshaushalt mehr betreffen als erlaubt. Und dies gehe über die Landesgesetzgebung hinaus. … =>