Moralisches Tun, um gut anerkannt zu sein?

Hanno Sauer: Moral. Die Erfindung von Gut und BöseMenschen mussten seit Anbeginn ihrer Entwicklung zusammenarbeiten, um erfolgreich zu sein – schon an der Schwelle der Entwicklung zum halbwegs vernunftbegabten Wesen war das für uns als „Mängelwesen“ effektiv. Dazu brauchte die Gruppe gemeinsame Ziele, bald auch kooperative Verhaltensweisen und gemeinsame Normen. „Die Erfindung von Gut und Böse“ lautet dazu der prägnante Untertitel von Hanno Sauers aktuellen großem Wurf über „Moral“. Auf knapp 400 Seiten schreibt er eine Geschichte unserer Wertvorstellungen – die sich seit Urzeiten kulturübergreifend in ziemlich ähnliche Richtungen entwickeln sollten. =>

Schatten: Bild für Gottes Schutz – und menschliches Vergehen

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernSchatten schützt. Er lässt die heiße Sonne besser ertragen. Das erleben wir in den letzten Wochen direkt an der eigenen Haut. Im alten Orient war dies lange von größerer Bedeutung als hierzulande. Da ist der Schatten oft vor allem ein Ort des notwendigen Schutzes vor der alles versengenden Sonne. Das spiegelt sich bereits in der Bibel wider: Gott bietet Schutz – besonders den Menschen, die unter dem „Schatten seiner Flügel“ leben (etwa in Psalm 36, 8; 57, 2; 63, 8). Andererseits würde nicht nur die orientalische Sonne, sondern auch Gott selbst alle menschliche Existenz verdorren lassen. … =>

Heilungsprozess niemals selbstverständlich

Cornelia Richter beim Tag der Schulseelsorge im RPZ HeilsbronnWie lässt es sich überhaupt aushalten? „Krise nonstop und das mitten im Schulchaos“? Mit dieser Frage wandte sich die Bonner Systematikerin Cornelia Richter an ihre Zuhörerschaft aus ganz Bayern zum „Tag der Schulseelsorge“ im Religionspädagogischen Zentrum (RPZ) Heilsbronn. Zu diesem Tag waren zumeist evangelische Religionslehrkräfte aus ganz Bayern (und darüber hinaus) angereist, um neben persönlichem Austausch auch etwas über den Dienst der Spiritualität bei der Resilienzarbeit zu erfahren. Da war Pfarrerin Meike Hirschfelder als Leiterin des Bereichs Schulseelsorge dankbar, dass Cornelia Richter Differenzierungen zu dem Resilienz-Begriff einbringen konnte. =>

Ein Leben für die anderen

Geschäftsführer Bernhard Haager und Pflegedienstleiterin Ruth Banna vom Zentralen Diakonieverein in Schillingsfürst. Foto: BoréeDas Engagement Ehrenamtlicher war ein hoffnungsvoll blühendes Pflänzchen bei der Betreuung demenzkranker Menschen – damals, vor zehn Jahren. Im Herbst 2013 stellte das Sonntagsblatt bereits Ruth Bannas Ideen für die Betreuung von demenzkranken Menschen vor, die regelmäßig Hilfe vom Zentralen Diakonieverein benötigen und Impulse von Ehrenamtlichen bekamen. Von Schillingsfürst aus koordiniert Banna als Pflegedienstleiterin die Tagespflege für die Dekanatsbezirke Rothenburg ob der Tauber und Leutershausen. Dabei blickt sie nun auf fast lebenslange Erfahrungen zurück: Seit genau 40 Jahren ist sie dabei. Geschäftsführer Bernhard Haager unterstützt sie intensiv. … =>

Schwungvolle Erinnerungen

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern„Go down, Moses“, bewegte die Seelen. Einmal als Gospel in schwungvollem Gesang. Und eine knappe Woche später interpretiert von einem Bläser-Ensemble. Mächtig hallte es an beiden Tagen in der Rothenburger Franziskanerkirche und in den Herzen wider. Endlich wieder! So könnte ich jetzt schreiben. Auch die „Ambassadors of Music“ sind wieder da: Schwungvolle Gospelsongs oder leise lateinische Choräle, populäre klassische Stücke aber auch Melodien von bekannten Filmtiteln erschallen bis Ende Juli auf dem glühenden Rothenburger Marktplatz und danach in der Franziskanerkirche.  … =>

Mächtig und fruchtbar gegen Dürre

Zedernbaum. Foto: PixabayKeine Frucht am Feigenbaum – da musste er doch gleich verdorren! Jesus interessierte es da einfach nicht, dass „nicht die Zeit für Feigen“ war (Markus 11,13 b). Schließlich war es kurz vor dem Passahfest, also Frühling. Und Feigen gibt es nun einmal selbst im Orient erst ab dem Spätsommer oder gar im Herbst. Kannte Jesus sich einfach nicht aus? Unwahrscheinlich. Als Sohn eines Zimmermanns sollte er mit Holz und auch Bäumen ein wenig umgehen können. Natürlich ist das ein Gleichnis – sicher bezogen auf die unmittelbar anschließende Tempelreinigung und die Lehr-Rede von rechtem Bitten und Glauben. =>

Hoffnung auf Heilkräfte des Dialogs

Roland Hacker und Johannes Rehm mit der Neuerscheinung „Lebenskunst Handwerk“ kurz vor dem Ruhestand Rehms. Foto: Borée„Ob sich das noch schaffen lässt?“, so zweifelte Dr. Johannes Rehm. Bis direkt vor seinem 66. Geburtstag und damit bis zu seinem Ruhestand Ende Juni leitete er den kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (kda). Denn dies Jahr 2023 hatte schon begonnen, als Diakon Roland Hacker, Referent für die Fachstelle Kirche und Handwerk beim kda noch mit einer neuen Idee vor ihm stand: Mit einzelnen Porträts haben Sie ganz unterschiedliche Handwerker in ihrem Beruf vorgestellt. Geistliche Betrachtungen stellen diese in einen größeren Zusammenhang. Tatsächlich griff die Begeisterung für dieses Projekt auch auf Rehm über … =>

Heiße Zeiten?

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernVerdorrtes Gras schon Anfang Juni: Zwar hatte es im Frühjahr mehr als genug geregnet, aber damit war pünktlich vor Himmelfahrt Schluss gewesen. Seitdem knallte die Sonne in Mittelfranken vom Himmel als wären wir am Mittelmeer. Bald schon kühlten sich auch die Nächte nicht mehr recht ab.  Nur lokal kamen noch heftige Gewitter vom Himmel herunter – wie ausgerechnet in Nürnberg beim Kirchentag am Fronleichnam-Nachmittag. Wenige Kilometer außerhalb der Stadt war davon leider nichts mehr zu spüren. Überdurchschnittlich hoch heizen sich die Städte auf – „Kaltluftschneisen“ dort würden immer wichtiger. Diese waren bereits im Frühjahr 2008 bei einem „Symposium zu Klimawandel und Gesundheit“ gefordert worden, sagt das Netz. Und was ist in den vergangenen 15 Jahren geschehen? =>

Göttliche Werkzeuge?

Digitale Rekonstruktion des Mechanismus von Antikythera. Foto: Tony Freeth (Liebieghaus Skulpturensammlung)Immer wieder finden sich in antiken Sagen oder Legenden Berichte über Statuen oder Apparate, denen „durch den Willen eines Gottes oder den Zauber eines Magiers Leben eingehaucht wurde“. So fasst es Adrienne Mayor in ihrem Aufsatz zum Ausstellungskatalog „Maschinenraum der Götter“ zusammen. Das Frankfurter Liebieghaus, bekannt für seine Skulpturensammlungen, hat sie zum Leben erweckt. Halt! Waren animierte künstliche Wesen in der Antike überhaupt vorstellbar? =>

Düstere Dichterin auf schwankenden Böden

Burg Hülshoff bei Münster, Geburtsort der großen deutschen Poetin Annette Droste-Hülshoff (1797-1848). Foto: epd/FDer „Knabe im Moor“ hetzt über schwankenden Grund, während der jagende Wind und knarrendes Schilf den verdammten, ungetreuen Seelen eine Stimme geben. Nicht umsonst gilt die Verfasserin dieses Gedichtes, Annette von Droste-Hülshoff, im Münsterland als „Spökenkiekerin“, Geisterseherin. Vor 175 Jahren, am 24. Mai 1848, starb sie. In meiner Heimat, im Münsterland, kommt immer noch fast niemand an ihr vorbei: Ein altmodisches Fräulein, das düstere Gedichte verfasste. Dazu noch stramm katholisch: Schließlich halfen „Drosten“ ehemals den Fürstbischof von Münster als Vögte oder Truchsesse. Aber nicht allein mystisch angehaucht war sie, sondern mit fast unheimlichen Bildern, in denen sich innere Verzweifelung mit schwankendem Grund und bedrohlichen Gewittern untrennbar verwoben. =>