Er erschien „engelsgleich“ – so berichtet es Eusebius von Caesarea (260/64– um 339) über den römischen Kaiser Konstantin beim Konzil von Nizäa. Mehr noch: „Wie ein Gesandter Gottes“ sei der Herrscher in Nizäa aufgetreten. Als Bischof von Palästina nahm der Gelehrte am Konzil teil. Und als einer der bedeutendsten kirchlichen Autoren der Spätantike prägte er das Bild des Kaisers in seiner „Vita Constantini“ (Das Leben Konstantins) entscheidend mit: Dieser erscheint da fast wie ein Heiliger in übernatürlichem Licht. Die Bischöfe und kirchlichen Entscheidungsträger, so Eusebius, zogen zu Beginn des Konzils durch das Spalier der kaiserlichen Leibgarde – und mussten überhaupt keine Furcht mehr vor deren gezückten Schwertern haben. Dabei hatte Eusebius die letzten Christenverfolgungen im Römischen Reich noch bewusst miterlebt. Welch ein Statuswechsel! =>
Neue Horizonte durch biblische Hoffnung
Geht das? Die gesamte Bibel auf hundert Seiten zu erklären – dazu noch im schmalbrüstigen Reclam-Format? Na gut, die Ausgabe ist nicht mehr ganz so handtellergroß wie die unzähligen quietschgelben Lesefrüchte zur Weltliteratur – aber immerhin! Wozu dann die unzähligen Regalkilometer von gefühlt zentnerschweren Folianten in theologischen Bibliotheken? Johanna Haberer stellt sich mit klarem Blick und poetischer Sprache dieser Herausforderung. Dabei macht die emeritierte Theologieprofessorin, Sonntagsblatt-Herausgeberin und gefragte Publizistin schnell deutlich: Die Bibel ist keinesfalls verstaubt – sondern sie lädt dazu ein, ihre Botschaft neu zu leben. =>
Fliegende Botschaften – vernetzte Mythen
„Es gibt kein Buch mit dem Titel ‚Nexus‘ von Yuval Noah Harari“, so belehrte mich ‚meine‘ Künstliche Intelligenz, als ich mit ihr über das genannte Werk diskutieren wollte. Doch! Das genannte Werk ist höchst real und liegt direkt vor mir. Und ist in den Weiten des Netzes auch nicht ganz spurlos verloren gegangen. Zumindest bot die KI an: „Gib mir gern mehr Kontext, und ich helfe dir weiter.“ Also tippte ich das Erscheinungsjahr 2024 des Buches ein. Das genügte – in fliegender Geschwindigkeit gab sie zu: „Entschuldige bitte die vorherige Verwirrung.“ Wenn ‚meine‘ KI menschlich gewesen wäre, hätte ich fast annehmen können, dass sie schon allein deswegen zunächst das Werk ignoriert hatte, weil es ihr Wirken in Frage stellte. =>
Maschine ohne Maß und Moral
„Es sieht menschlich aus, aber es ist pure Statistik.“ Mit diesen deutlichen Worten warnte Alena Buyx vor allzu hohen Erwartungen an die Künstliche Intelligenz (KI). Die Medizinethikerin bereicherte die Nürnberger Tagung über „Künstliche Intelligenz – die digitale Zukunft in der Pflege gestalten“ mit ihrem Vortrag zum Thema „Horror oder Heilsbringer? Ethische Aspekte von KI in der Pflege“. Die Evangelische Hochschule Nürnberg hatte interdisziplinär dazu eingeladen. Alena Buyx brachte viele Aspekte auf den Punkt – ohne zu vereinfachen. Durch ihren lebendigen und anschaulichen Vortrag riss sie mit. =>
Zwischen Massaker und Mythos
„Und wollen mit Tyrannen raufen“ – dieser Vers klingt kämpferisch und reimt sich gut auf die Titelzeile des Liedes „Wir sind des Geyers schwarzer Haufen“. In den folgenden Strophen ruft es zur Vergewaltigung von Adligen, zum Mord an Kindern und zu maßloser Gewalt auf. Ein authentischer Blick in die Welt der Bauernkriege? Mitnichten. Das Lied, häufig als Volkslied aus dem 16. Jahrhundert ausgegeben, entstand um 1920 im Umfeld der Bündischen Jugend. Bald grölten es die SS-Kampftruppen. Auch in der DDR lebte der Mythos weiter. Hat Florian Geyer dies alles verdient? =>
„Unsere Kirchen bleiben Zufluchtsorte“
„Wir schauen auf jeden einzelnen“, versicherte Stephan Reichel bei einem Vortrag in der Rothenburger St. Jakobsgemeinde Anfang Mai. Auf seine Vermittlung hin hatte die Gemeinde zwei Monate zuvor kurzfristig ein Kirchenasyl durchgeführt. Zwei junge Männer aus Syrien, Cousins, sollten Mitte März von der Tauber nach Bulgarien abgeschoben werden. Dort waren sie zuerst in Europa registriert worden. Nach dem „Dublin-Abkommen“ ist derjenige europäische Mitgliedsstaat für die Bearbeitung eines Asylantrags zuständig, in dem die Geflüchteten zuerst registriert wurden. Dennoch waren die beiden jungen Syrer aus Rothenburg schon beinahe sechs Monate in Deutschland – nach dieser Zeit läuft die Frist für eine solche Abschiebung ab. Nur noch die letzten drei Wochen waren zu überbrücken, als die Behörden entsprechend auf sie aufmerksam wurden. =>
Rhythmen im Reigen der Gottesbegegnung
Ich brauche nur einen neuen beschwingten Rhythmus für mein Leben finden und alle Erstarrungen überwinden, dann kann ich teilhaben am Tanz der Auferstehung! So ließen sich zu Ostern die Gedanken des Würzburger Theologen Klaas Huizing zusammenfassen. Und dies geschieht schon inmitten des irdischen Lebens. Doch: Ist diese Leichtigkeit nicht ein wenig zu einfach? Natürlich gibt es Menschen, die schmetterlingsgleich im Sommerwind von einer Blüte zur nächsten schweben und sich überall erquicken. Fällt ihnen dann nicht auch die Teilhabe am Auferstehungstanz Jesu einfacher zu als den „Mühseligen und Beladenen“? Denjenigen, die im Leben alle Aufgaben und Pflichten bestmöglich zu erfüllen versuchen. Sie ringen immer wieder mit ihren Lebenswegen und können sich an deren Kreuzungspunkten nur schwer entscheiden – während anderen so viel leichter Zufriedenheit und Selbstakzeptanz zuzufallen scheinen! =>
Heraustreten aus „ideellen Fertighäusern“: Kirchentag in Hannover
Wie politisch darf und soll Kirche sein? Diese Frage beherrschte ausgesprochen und genauso unausgesprochen den 39. Evangelischen Kirchentag in Hannover. Schon im Vorfeld diskutierten gerade fromme Christen darüber, ob es sich noch lohnt, überhaupt zum Kirchentag zu fahren. Pastor Stefan Felber als Leiter des Gemeindehilfsbundes mit Sitz in Walsrode etwa riet in der Zeitschrift „idea“ schon vor dem 30. April davon ab. „Er stellt nicht mehr nur die legitime Vielfalt der Kirchen dar, sondern schließt die sündhafte, auch interreligiöse Vielfalt der Welt ein“, argumentierte er. Auf wertvolle Begegnungen und den Öffentlichkeitsanspruch der Kirchen verwies hingegen sein Diskussionspartner Andreas Dreyer. Zuvor schon gab es viel Kritik daran, dass etwa keine AfD-Mitglieder zu Veranstaltungen eingeladen worden waren. =>
Sinnlose Kämpfe und gnädige Bewahrung
Vor zehn Jahren fragten wir bei Ihnen nach Ihrem Rückblick auf das Kriegsende 1945. Viele werden sich erinnern. Damals lag es 70 Jahre zurück. Es erreichten uns viele Anrufe und Briefe. „Es ist das letzte Mal“, so dachten wir bereits damals, „dass wir die Gelegenheit dazu haben.“ Viele derjenigen, die uns vor zehn Jahren ihre Geschichten erzählten, weilen leider heute nicht mehr unter uns: Auch mindestens fünf Zeitzeugen aus dem Jahr 2015. So wollen wir einige Ihrer Erinnerungen nun weitertragen. Doch damals konnten wir uns überhaupt nicht vorstellen, dass der Krieg zurückkehrt! Manche der Erinnerungen, dass die Bauern etwa mit ihren Kindern unter Beschuss die Felder bestellen mussten, sind uns in den vergangenen drei Jahren in ähnlicher Form in der Ukraine wieder begegnet. =>
Beherzt zu höheren Horizonten aufbrechen
Schon wieder Kirchentag! Ja, sind denn bereits wieder zwei Jahre vergangen seit dem letzten Ereignis seiner Art – damals in Nürnberg? Nein, nur 23 Monate. Ungewöhnlich früh diesmal das Christenfest – bereits zum ersten Maiwochenende. Da der Maifeiertag diesmal ein Donnerstag ist, bietet sich der Brückentag am Freitag an, um ein langes Wochenende zu feiern. Hoffentlich hält so früh im Jahr das Wetter, damit er auch zu einem Straßenfest mitten im Herzen der niedersächsischen Hauptstadt wird! … =>