Strenges Fasten – während sich im Supermarkt die Regale mit dem Adventsgebäck schier biegen und der Bratenduft zu Weihnachten aus allen Fenstern quillt? Das ist für die Mitglieder der äthiopisch-orthodoxen Kirche schon gewohnter Alltag. Während ihre Nachbarn den Weihnachtsbraten und Christstollen verspeisen, geht es karg weiter. Denn das Christfest feiern die Gemeinden am 7. Januar, erklärt der äthiopische Priester Dawit Kefyalev. Die Frage nach dem Grund führt hinein in die Vielfalt kalendarischer Traditionen. =>
Engelschar verkündigt Gottes Botschaft
Als ein schlichter Fachwerkbau – zwar größer als gewohnt, doch wenig spektakulär – so präsentiert sich die Schweidnitzer Friedenskirche rund 70 Kilometer westlich von Breslau. Doch innen erstrahlt sie voller Pracht mit prunkendem Gold und feinem Bildprogramm. Mit gutem Grund zeigt sie sich äußerlich schlicht – bewegte sich ihr Bau doch auf sehr schwankendem Boden. Schließlich entstand sie auf schwierigem Terrain 1656 – acht Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges … =>
In Erwartung himmlischer Klänge
„Merkwürdig fest“ stand die Breslauer St. Elisabethkirche im Frühjahr 1945 inmitten einer total zerstörten Innenstadt. So beschreibt es der damalige evangelische Stadtdekan in Breslau, Joachim Konrad-Bonn. Seine Darstellung druckte die „Schlesische Heimatzeitung“ erst in diesem Herbst ab. Weiter beschreibt der Stadtdekan: „Eine Zehn-Zentner-Bombe schlug durch das Dach, riss ein paar Prospektpfeifen der Orgel und das friderizianische Wappen am Königs-chor herunter und blieb als Blindgänger vor der Kanzel liegen.“ Und er fährt fort: „Wäre die Bombe, die dann sofort herausgeschafft wurde, explodiert, hätte das eine Totalzerstörung bedeutet.“ Doch so trat er bereits am Sonntag, 13. Mai 1945, wieder zum Altar … =>
Erinnerung an Verstorbene im Umbruch
Trauer sollte nun nicht mehr nötig sein: Was war der Tod denn anderes als ein Schlaf, durch den sich schnell die Zeit bis zum Jüngsten Gericht überstehen ließ? So sah Martin Luther Tod und Sterben. Das führt Reiner Sörries, der langjährige und nun pensionierte Direktor des Museums für Sepulkralkultur in Kassel in seinen einleitenden Gedanken zum Sammelband „Evangelische Friedhöfe in Bayern“ aus. Dieses umfassende und ansprechend gestaltetes Buch ist im Auftrag der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Bayern erschienen. =>
Vom Stadtgefängnis zum Toleranzviertel
Überall in der Breslauer Innenstadt wuseln sie zwischen den Füßen umher: Die Zwerge sind allerorten, wenn auch meist nur etwa 30 Zentimeter groß. Mehr als 600 sollen es inzwischen in der Innenstadt sein. Dabei waren sie einst ein Zeichen des Widerstands, erklärt Stadtführerin Monika Trznadel. Sie führt für das Polnische Fremdenverkehrsamt auch auf Deutsch. Die Opposition hatte in den 1980er Jahren in Breslau mit Demonstrationen im Zwergenkostüm Kritik am kommunistischen Regime in Polen geübt. Der „letzte Gefangene“, wie alle seine „Kollegen“ aus Bronze, betrachtet vom ehemaligen Stadtgefängnis der Oder-Stadt aus das Treiben. Nach ersten Einblicken ins herbstliche Breslau in der vergangenen Woche helfen sie uns die Entwicklung besser zu verstehen. =>
Lutherische Akzente in polnischer Diaspora
„Ein feste Burg ist unser Gott“: Das klang am Reformationstag im westpolnischen Breslau morgens auf Deutsch und abends auf Polnisch. In der Christophori-Kirche feiert Pfarrer und Propst Administrator Karol Długosz zweimal das Reformationsfest. Organist Tomasz Kmita-Skarsgård begleitete dies meisterhaft auf der Orgel. „In der Gemeinde hängt das Kreuz an der Wand, nicht der Pass“, so Karol Długosz. Die lutherische St. Christophori-Gemeinde Augsburgischen Bekenntnisses (A. B.) direkt am Rande der Breslauer Altstadt ist mehrsprachig. Zu den rund hundert Gemeindemitgliedern gehören noch einige ältere Menschen, Überlebende der deutschen Zeit vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Dann Zugezogene aus den letzten Jahren nach dem EU-Beitritt Polens. Und erst zu Pfingsten waren sieben Neumitglieder eingetreten. Und Amerikaner im deutschsprachigen Gottesdienst wünschen sich einen lutherischen Gottesdienst auf Englisch. Dies wird nun geplant. … =>
Spurensuche im „Labyrinth der Zeiten“
Eine Madonna, die um Jesus trauert – in einer Ausstellung über „1.700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte“? Was auf den ersten Blick irritiert, erschließt sich schließlich durch doppelte Brechung „Im Labyrinth der Zeiten“ und führt zu erstaunlichen Aha-Erlebnissen. Das jüdische Museum München begibt sich damit auf die Spuren Mordechai Wolf Bernsteins (1905–1966). Zwischen 1948 und 1951 begab er sich auf eine Irrfahrt zu rund 800 Orten quer durch Deutschland – auf der Suche nach Überresten von Spuren jüdischer Kultur in Deutschland. Die Pietà aus dem 14. Jahrhundert aber fand er in der ehemaligen Schnaittacher Synagoge östlich von Fürth. Das Gotteshaus ging in der Pogromnacht 1938 nicht in Flammen auf: Der Leiter des örtlichen Heimatmuseums Gottfried Stammler die Synagoge nun zu einem Spottpreis. Umgehend behauptete er, dass sie eine Kirche gewesen sei. … =>
Da standen sie – und konnten nicht anders
Im Twitter-Zeitalter müssen viele noch so komplexe Gedanken in 280 Zeichen passen. Denn so lang darf eine Textnachricht da maximal sein: Die Gefahr von Verkürzungen entsteht. Martin Luther benötigte nur ein knappes Viertel davon: „Ich kann nicht anderst / hie stehe ich / Got helff mir / Amen.“ So ist der Schluss seiner Rede am 18. April 1521 auf dem Reichstag zu Worms überliefert. In ihr verweigerte er den Widerruf seiner Schriften. Nur: Gesagt hat er diesen Satz wohl nicht. Das meint der Lutherkenner und Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann. Er hat die Wormser Landesausstellung zu dem dortigen Reichstag vor 500 Jahren entscheidend mit begleitet. Der Katalog dazu erschien erst im Herbst. Die Darstellung der Gewissensfrage nimmt dort einen Schwerpunkt ein. =>
„Denn ich bin Gott und nicht ein Mann“
Muss die Provokation sein? Ins Auge fallen das Bildnis von „Conchita Wurst auf der Mondsichel“ und der Titel der Ausstellung „G*tt w/m/d“. Das lenkt natürlich Aufmerksamkeit auf sich, stößt aber genauso ab. Das „Bibelhaus Erlebnis Museum“ in bester Museumslage am Frankfurter Mainufer scheint damit sehr kalkuliert umzugehen. Das schafft dann nicht nur praktische Probleme: Wie soll ich denn das aussprechen: „G‘tt“? Und geht dies nicht an den Rand der Gotteslästerung? Im Gegenteil, würden viele fromme Juden sagen. Seit Jahrhunderten schrieben sie auf Jiddisch und später auf Deutsch „G‘tt“ oder „G-tt“– um die Unaussprechbarkeit anzudeuten. … =>
Prinzessin auf Entdeckungsreisen
Anstatt im Ballsaal ihre Runden zu drehen und zu feiern, bahnte sie sich ihre Pfade durch den Urwald. Prinzessin Therese von Bayern (1850–1925) schlug einen ungewöhnlichen Weg ein. Die einzige Tochter des Prinzregenten Luitpold und Schwester des späteren Königs Ludwig III. erwarb sich einen Ruf als Wissenschaftlerin und Reiseschriftstellerin. Leidenschaftlich brach sie zu Entdeckungsreisen auf. Auf ihren Expeditionen erwies sich Therese keinesfalls als „Prinzessin auf der Erbse“, sondern im Gegenteil als ausdauernd und robust. Mitten in den Anden stürzte sie etwa vom Maultier und prellte sich die Rippe. Doch stieg sie sofort wieder auf das Reittier: Weiter ging es. … =>