Sie erscheint in der Mitte des Werkes: In der Apostelgeschichte 16,14 lässt sich die Purpurhändlerin Lydia als erste Christin in Europa von Paulus bekehren. „Eine Stelle, an der ein antiker Autor manchmal eine Signatur hinterlässt“, meint Joachim Habbe. Lydia ist ferner eine wohlhabende, gebildete und gottesfürchtige Frau – sie steht also trotz griechischer Herkunft dem Judentum nahe. Sie kennt Philippi als ihre Heimat genau. „Das lukanische Doppelwerk stammt aus Philippi.“ Das meinte nach Habbe bereits Peter Pilhofer in seinem Buch über „Philippi“ von 1995 aufgrund der Ortskenntnisse. Ab da ist auch öfter ein „Wir“ in der Apostelgeschichte unterwegs. =>
War JHWH immer Einzelgänger?
War der Einzelgänger JHWH etwa verheiratet? Die Auserwählte kennen wir sogar mit Namen: Aschera. Dabei erscheint JHWH doch als grimmiger, eifernder Einzelgänger, der alleinige Gott Israels, dessen Name nur mit den vier Buchstaben umschrieben wird und noch nicht einmal ausgesprochen werden darf. Doch unmissverständlich sagt eine neu aufgefundene Inschrift, die mit Tinte auf Vorratskrüge in Kuntillet Ajrud auf dem Sinai um 800 vor Christus geschrieben ist: „Ich habe Euch gesegnet durch JHWH und seine Aschera.“ Der Glaube an ihn entwickelte sich erst … =>
Glauben und Gehorsam – was galt?
Dem Apostel Paulus lagen die Frauen am Herzen: Er empfahl am Ende seines Römerbriefes der Gemeinde dort mehrere Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Darunter auch „unsere Schwester Phoibe, die Dienerin (diákonos) der Gemeinde ist“. Kurz darauf bekannte er: „Denn auch sie war für viele ein Beistand (próstatis), auch für mich selbst“ (Römer 16,1 f.). Dieses Wort kann genauso „Vorstand, Vorsteherin“ heißen. Es zeigt ihre Bedeutung. Und die Schwierigkeiten des Apostels, dies in Worte zu fassen. Den Frauen kommt im frühen Christentum eine große Bedeutung zu. Als Asketinnen und Märtyrerinnen konnten sie „wie Männer werden“ und großes Ansehen gewinnen – aber auch als Jungfrauen und Witwen. Das war nicht nur in der Apostelzeit so, sondern es ging um grundsätzliche Fragen … =>
Dialog trotz Distanz zwischen Geschwistern
Ist es nicht ein unmöglicher Spagat, den Christian Danz versucht? Wie kann „Jesus von Nazareth zwischen Judentum und Christentum“ verstehbar sein? Der Wiener evangelische Theologe, der ursprünglich aus Thüringen stammt, versucht in seinem 2020 erschienenen Werk unter diesem Titel nicht nur eine Neudeutung des Verhältnisses zwischen den beiden Geschwister-Religionen. Nein, er wendet sich damit grundlegenden Fragen der Christologie zu. Schließlich erhob das Christentum bereits in der Antike den Anspruch, das wahre Israel zu sein. =>
David ohne Palast – Salomo ohne Tempel?
Gerade von Weihnachten aus haben wir es noch im Ohr, dass Jesus, der Sohn Davids und die „Wurzel Jesse“ erschienen ist. Vielen Generationen von Bibellesern war so deutlich, in welcher Traditionslinie er steht. Doch wir heute stocken zunehmend: Was lässt sich über David historisch sagen? Viele Archäologen stellen seine Existenz in Frage. Dieter Vieweger zeigt unter anderem ausführlich Erkenntnisse über diese Zeit in seinem dreibändigen Werk „Geschichte der biblischen Welt“. Besonders die Zeit um das Jahr 1.000 vor Christus lässt sich archäologisch nur schwer fassen, so der Archäologe und Alttestamentler. Kurz vor 1203 spricht eine Stele des Pharaos Merenptah einen nomadisch lebenden Stamm in der südlichen Levante als „Israel“. Er befand sich also damals schon im Land Kanaan … =>
Lässt Gott Warnungen und Vorzeichen zu?
Was wird die Zukunft bringen? An diesem Jahreswechsel fragten sich das wohl die Menschen mehr denn je. Zeigte doch Corona im vergangenen Jahr 2020, wie schnell auch die sorgfältigsten Planungen und detailliert ausgearbeiteten Reise-Ideen scheitern konnten. Der Zufall ist gerade „schwer auszuhalten, wenn die Bedrohung existenziell wird“, so das Germanische Nationalmuseum. Nun sollen zum Jahresbeginn Ideen aus dem Ausstellungskatalog „Zeichen der Zukunft“ Gestalt gewinnen. Der Jahreswechsel zeigt: „Die Unsicherheiten verstärkten das Gefühl, in ‚apokalyptischen Zeiten‘ zu leben“, wie der Katalog meint. =>
Schelmenroman über Schahvisite in der Reichsstadt
„Da konnte ich nur einen Schelmenroman schreiben“, so Leonhard F. Seidl über seinen neuen Rothenburg-Roman. Der „Besuch eines Kaisers in der Reichsstadt“ faszinierte ihn besonders: genauer gesagt die Stippvisite des damaligen Schahs Mohammad Reza Pahlavi mitsamt der bezaubernden Farah Diba an der Tauber im Sommer 1967. Wenige Tage später, am 2. Juni 1967, als das Herrscherpaar nach Berlin weitergereist war, kam es dort zu den denkwürdigen Demonstrationen gegen den Schah, die in der Ermordung Benno Ohnesorgs gipfelten. Noch aber sind wir längst nicht so weit: Vor der Tragödie liegt die Posse. =>
Schwindelfreie und vorwitzige Engel
Die Engel sind unterwegs. Gerade am Ende dieses Corona-Jahres haben uns die Himmelsboten offenbar mehr zu sagen als zu anderen Zeiten. Doch auch die weihnachtlichen Gemälde alter Meister aus der Zeitenwende um 1500 bevölkern variantenreiche Engel. Da balancieren ihre Darstellungen auch den Wandel der Vorstellungen. Was geschah da bei schwindelfreier Ansicht? Benno Baumbauer ist Leiter der „Sammlung Malerei bis 1800 und Glasmalerei“ im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Es ist nun aufgrund der Corona-Lage geschlossen. Doch Baumbauer hat in einem Zoom-Gespräch eine kleine Auswahl der alten Werke für das Sonntagsblatt vorgestellt. =>
Überfremdung, Dankopfer oder Austausch?
Fast drei Jahrhunderte und der ganze Weltkreis sind auf wenigen Quadratmetern vereint: Das Rummelsberger Diakoniemuseum hat die neue Ausstellung „Ferne Nächste“ im Diakoniemuseum in Rummelsberg eröffnet. Ein Berg an klobigen Koffern und Reisekisten zieht die Gäste in die Ausstellung hinein. Es sind originale Gepäckstücke der Missionare, mit denen sie in alle Welt unterwegs waren. Was hatten die ausgesandten Missionare und Diakonissen, Ärztinnen und Piloten im Gepäck? Die christliche Botschaft sicher. Daneben aber auch umfangreiche medizinische Kenntnisse und umfassende Hilfsbereitschaft. Im Untertitel vermeidet die Schau bewusst das Wort „Mission“, sondern präsentiert „Weltweite Diakonie aus Bayern“. =>
Tastende Schritte bewegen Reli-Unterricht
Zögerlich und beschwingt zugleich scheint sie ihre Plattform zu verlassen. Die Skulptur „Fortschritt“ findet sich am Religionspädagogischen Zentrum (rpz) in Heilsbronn. „Eine Frau in Bewegung. Der eine Fuß noch gehalten auf der eingegrenzten Fläche – der andere Fuß bereits im Bereich der neu ge-wonnenen Freiheit“, so deutet Direktor Klaus Buhl dieses Kunstwerk. Er fügt hinzu: „So geht es uns im Moment auch in den Schulen. Tastende Schritte zwischen digitaler Unterrichtsversorgung und reduzierter Präsenz im realen Klassenzimmer.“ Während der Zeit des Corona- Lockdowns hat das Religionspädagogische Zentrum eine umfangreiche Sammlung von Arbeitsblättern, Filmlinks und kreativen Impulsen für eine digitale Religionspädagogik aufgebaut. Unter https://www.rpz-heilsbronn.de ist sie geordnet nach Schultypen und Verwendungsmöglichkeiten … =>