Lässt Gott Warnungen und Vorzeichen zu?

Koberger: Johannesapokalypse im Germanischen NationalmuseumWas wird die Zukunft bringen? An diesem Jahreswechsel fragten sich das wohl die Menschen mehr denn je. Zeigte doch Corona im vergangenen Jahr 2020, wie schnell auch die sorgfältigsten Planungen und detailliert ausgearbeiteten Reise-Ideen scheitern konnten. Der Zufall ist gerade „schwer auszuhalten, wenn die Bedrohung existenziell wird“, so das Germanische Nationalmuseum.  Nun sollen zum Jahresbeginn Ideen aus dem Ausstellungskatalog „Zeichen der Zukunft“ Gestalt gewinnen. Der Jahreswechsel zeigt: „Die Unsicherheiten verstärkten das Gefühl, in ‚apokalyptischen Zeiten‘ zu leben“, wie der Katalog meint. =>

Schwindelfreie und vorwitzige Engel

Engeldarstellungen alter MeisterDie Engel sind unterwegs. Gerade am Ende dieses Corona-Jahres haben uns die Himmelsboten offenbar mehr zu sagen als zu anderen Zeiten. Doch auch die weihnachtlichen Gemälde alter Meister aus der Zeitenwende um 1500 bevölkern variantenreiche Engel. Da balancieren ihre Darstellungen auch den Wandel der Vorstellungen. Was geschah da bei schwindelfreier Ansicht? Benno Baumbauer ist Leiter der „Sammlung Malerei bis 1800 und Glasmalerei“ im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Es ist nun aufgrund der Corona-Lage geschlossen. Doch Baumbauer hat in einem Zoom-Gespräch eine kleine Auswahl der alten Werke für das Sonntagsblatt vorgestellt.  =>

Hoffnung gegen Hilflosigkeit

Carmen Schöngraf von der ora-Kinderhilfe

Außer Paracetamol und einem Malaria-Medikament gibt es keine Behandlung.“ Die aktuelle gesundheitliche Situation in Sierra Leone fasst Carmen Schöngraf, Geschäftsführerin der ora-Kinderhilfe, mit diesem Satz zusammen. Dreißig Stunden war sie unterwegs – nur für die Rückreise Anfang Dezember nach Berlin. Doch „wir haben gemerkt, wie die digitale Begleitung unserer Projekte dort an ihre Grenzen kam.“ So führte sie ihre erste Auslandsreise in diesem Corona-Jahr in eines der ärmsten Länder der Welt. Seit den Zeiten des Bürgerkrieges in dem Jahrzehnt nach 1991 bestimmen Armut, Krankheit und Perspektivlosigkeit das Leben dort. Die Ebola-Epidemie in den Jahren 2014/15 verschlimmerte zusätzlich das Elend dort. =>

Prägende Begegnungen des Dichters Paul Celan

Paul Celan, Biografie und GedichteVon deinem Gott war die Rede, ich sprach / gegen ihn, ich / ließ das Herz, das ich hatte, / hoffen: / auf / sein höchstes, umröcheltes, sein / haderndes Wort –.“ Nach einem intensiven Gespräch mit Nelly Sachs, die in Schweden den Holocaust seelisch verwundet überlebt hatte, dichtete Paul Celan dieses 1960.  Theo Buck zitiert diese Sätze in seiner Celan-Biografie zum 100. Geburtstag des Dichters. Am 23. November 1920 erblickte er als Paul Antschel das Licht der Welt – und zwar in Czernowitz in der Bukowina. Er kam aus einer jüdischen, deutschsprachigen Familie. Viele Dichter von Rose Ausländer bis zu Immanuel Weissglas entstammen damals demselben Ort. Bekanntheit erlangte er als Dichter der „Todesfuge“. =>

Können Roboter Bewusstsein erlangen?

Karsten Wendland vom Karlsruher Institut für TechnologieKann eine „Künstliche Intelligenz, also kurz KI“ ein Bewusstsein entwickeln? Was würde das für den Menschen bedeuten? Dabei ist dann erst einmal zu klären, was überhaupt „Bewusstsein“ bedeutet. Der Wissenschaftspodcast „Selbstbewusste KI“ der Forschungsgruppe „KI-Bewusstsein“ des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) stellt sich diesen Herausforderungen. In zwölf Folgen nähern sich Expertinnen und Experten aus der Robotik, aber auch aus den Fachgebieten Psychologie, Philosophie, Jura, Technikgeschichte, Neurowissenschaften oder Theologie dieser Frage. Professor Karsten Wendland, der am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des KIT zum Thema Computer und Bewusstsein forscht, hat die Reihe initiiert. Er führt auch die Interviews. =>

Überfremdung, Dankopfer oder Austausch?

Fast drei Jahrhunderte und der ganze Weltkreis sind auf wenigen Quadratmetern vereint: Das Rummelsberger Diakoniemuseum hat die neue Ausstellung „Ferne Nächste“ im Diakoniemuseum in Rummelsberg eröffnet. Ein Berg an klobigen Koffern und Reisekisten zieht die Gäste in die Ausstellung hinein. Es sind originale Gepäckstücke der Missionare, mit denen sie in alle Welt unterwegs waren. Was hatten die ausgesandten Missionare und Diakonissen, Ärztinnen und Piloten im Gepäck? Die christliche Botschaft sicher. Daneben aber auch umfangreiche medizinische Kenntnisse und umfassende Hilfsbereitschaft. Im Untertitel vermeidet die Schau bewusst das Wort „Mission“, sondern präsentiert „Weltweite Diakonie aus Bayern“. =>

Schreiben als Kraftquelle

„Ich hatte den Text sofort, hatte ihn im Kopf und dann gleich aufgeschrieben.“ So beschreibt Erik Ude die Entstehung seines preisgekrönten Gedichts. Der 59-jährige Autor wohnt seit drei Jahren im Haus Altmühltal der Rummelsberger Diakonie in Pappenheim. Schon seit seiner Kindheit schreibt er gerne – am liebsten prägnante Nacherzählungen von Märchen. Viele dicke Schreibhefte hat er bereits damit gefüllt. Daneben arbeitet er aber immer auch an Gedichten. Er schreibt sie in seiner faszinierenden, fast künstlerischen Handschrift auf. Im bundesweiten Literaturwettbewerb 2020 hat es der Bielefelder Verein „Die Wortfinder e. V.“ für seinen Kalender ausgewählt. Sabine Feldwieser von den „Wortfindern“ verrät vorab: „Da das Gedicht von Herrn Ude das Jahr so schön zusammenfasst, haben wir allein für seinen Beitrag die letzte Jahreswoche reserviert.“ =>

Herzerwärmende Details im Innern

Von außen erscheinen sie schlicht – manchmal gar streng. Ihre ganze Schönheit entfaltet sich erst innen. Dort zeigen die Kirchen im Markgrafenstil unerwartete Schätze an eindrucksvollen Räumen und liebevollen Details. Jede der sorgsam geschnitzten und bemalten Figuren lohnt eine besondere Aufmerksamkeit. Ein Gesichtsausdruck, eine Handbewegung erwärmt das Herz. Von Bayreuth bis in das kleinste Bergdorf hat praktisch jede Kirche ihre Besonderheit und Tradition. =>

Brückenbau für die letzte Reise

„Zuerst habe ich mich geweigert, das Thema hoch zu kochen.“ Elke Fischer zögerte, Corona als Anlass dafür zu verwenden, das Nachdenken über die letzten Dinge zu vertiefen. Sie bietet schon seit zwei Jahrzehnten ihre Hilfe als Krisenbegleiterin und Testamentsvollstreckerin an. Dabei entdeckte sie schon bald nach dem Ausbruch der Pandemie, dass die Nachfragen steil anstiegen. Die Bilder und Filmsequenzen über die Intensivstationen führten bei vielen Menschen dazu, selbst darüber nachzudenken, unter welchen Umständen sie künstlich ernährt und beatmet werden wollten. Die eigene Sterblichkeit war in kaum geahntem Ausmaß in den Blick gerückt. „Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie schnell sich Lebensumstände in kurzer Zeit komplett verändern können“, … =>

Editorial: Was zählt wirklich?

Unterwegs am See – da scheint Corona so weit entfernt wie nie zu sein. Nur am Himmel brauen sich immer Wolken zusammen. Wird das Gewitter kommen? Das Wetter hilft dabei, dass sich die Menschen am Strand gut verteilen. Da rücke ich niemanden zu nahe. Denn ich habe sie nun auch: die Corona-App. Ein paar Tage nach dem Erscheinen habe ich noch gezögert – das gebe ich offen zu. Ist sie wirklich sicher? Und überwachungsfrei? Untersuchungen von unabhängigen Organisationen wie dem „Chaos Computer Club“ und Gespräche mit Freunden, denen ich vertraue, überzeugten dann. Zuletzt blieb von allen meinen Bedenken das diffuse Gefühl: „Eigentlich will ich gar nicht wissen, ob ich eventuell infiziert bin. Da würde ich schlaflose Nächte bekommen. Es reicht ja schon, wenn die Symptome kommen.“ =>