In Erinnerung blieb er vor allem als Beschützer Martin Luthers während der ersten stürmischen Jahre der Reformation. Doch diese Bewertung wird der Regierung Friedrichs des Weisen (*1463) nur teilweise gerecht – so Armin Kohnle. Im Vorfeld von Friedrichs 500. Todestages zum 5. Mai 1525 hat der Leipziger Kirchengeschichtler eine kompakte, denoch detailreiche und gut lesbare Biografie verfasst. Sicherlich war dem Kurfürsten seine Rolle als solcher Schutzherr nicht in die Wiege gelegt worden. Seine Frömmigkeit erscheint eher mittelalterlich. Schon 1493 erfüllte er sich wohl ein persönliches Bedürfnis: Er pilgerte ins Heilige Land. Schon von dieser Reise brachte er zahlreiche Reliquien mit. Sie bildeten den Grundstock für eine bald ausufernde Sammlung …. =>
Holprige Reime eines unruhigen Geistes
Erst wollte er unbedingt die Verehrung Marias als besondere Wunderheilerin durchsetzen – und ließ dazu die damalige Rothenburger Synagoge enteignen. Wenige Jahre später predigte er genauso engagiert für die Reformation! Was ist von solch einem Prediger zu halten? Seine Leidenschaften waren Johannes Teuschlein jedoch offenbar bitter ernst. Zum Wunderwirken Mariens verfasste Teuschlein eigens ein gereimtes Mirakelbuch in frühneuhochdeutscher Sprache. Der Theologe und Reformationshistoriker Gerhard Simon hat lange danach gesucht. Er fand endlich ein Druck-Exemplar in Krakau wieder. Dorthin lagerte es die Berliner Staatsbibliothek kriegsbedingt aus. Es hat keine Verfasserangabe. Doch es herrscht Einigkeit: Nur Teuschlein kann es gedichtet haben. =>
Angst vor Bedrohung eigener Ansprüche?
Eine große Sorge trieb Georg Vogler um: Würden die Chaoten in seinem neuen Ruhesitz die Macht gewinnen? Voller Unruhe verfasste er ein Schreiben an seinen ehemaligen Arbeitgeber. Nein, besser: Brot-herrn. Denn wir befinden uns im Mai 1535. Der Ex-Kanzler des Ansbacher Markgrafen Georg sandte also einen besorgten Bericht aus Windsheim in seine alte Heimat: Die Täufer trieben in seiner beschaulichen neuen Heimat ihr Unwesen, so sah er es. Ansbach hatte 1525 die Reformation eingeführt, ebenso Nürnberg und die kleine, aber freie Reichsstadt Windsheim. =>
Schein und Sein in prunkvollen Spiegeln
Er hatte anscheinend auf ganzer Linie gesiegt: Vor genau 400 Jahren, 1623, stand der bayerische Herzog Maximilian I. auf dem Höhepunkt seiner Macht: Feierlich übertrug ihm der Habsburger Kaiser Ferdinand II. die Kurwürde anstelle des geächteten Friedrichs von der Pfalz. Dieser Staatsakt zeigte, wie eng die katholischen Dynastien der Habsburger und Wittelsbacher an der Gegenreformation wirkten – und ohne Herzog Max ging schier gar nichts mehr: Er hatte den Pfälzer „Winterkönig“ bei der Schlacht am Weißen Berg vor Prag geschlagen – und mit ihm die protestantische Seite gleich zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Trieben die Reformatoren nicht hilflos im Wasser, während das Schiff der rechtmäßigen Kirche majestätisch vorbeisegelte? =>
Geistreiche und eigenwillige Übertragung
Martin Luther ist schuld. Auch an der manchmal verzwickten Großschreibung im Deutschen. Er führte es nämlich in seiner Bibelübersetzung ein, Hauptwörter groß zu schreiben – auch wenn sie sich nicht mehr am Satzanfang befanden. Allerdings verstand er darunter ‚wichtige Wörter‘ – es konnten auch Adjektive und Verben sein, die er besonders betonen wollte. Luther übersetzte das Neue Testament extrem schnell auf der Wartburg: Am 18. Dezember 1521 begann er. Und bei seiner Rückkehr nach Wittenberg Anfang März 1522 trug er bereits einen Entwurf der Übersetzung mit sich. Auf der Wartburg hatte er die Vulgata – die lateinische Bibelübersetzung – zur Hand, die noch auf den Kirchenlehrer Hieronymos Ende des 4. Jahrhunderts zurückgeht. Die Humanisten seiner Zeit hatten sich aber inzwischen wieder intensiv um den griechischen Urtext des Neuen Testamentes bemüht. … =>
Da standen sie – und konnten nicht anders
Im Twitter-Zeitalter müssen viele noch so komplexe Gedanken in 280 Zeichen passen. Denn so lang darf eine Textnachricht da maximal sein: Die Gefahr von Verkürzungen entsteht. Martin Luther benötigte nur ein knappes Viertel davon: „Ich kann nicht anderst / hie stehe ich / Got helff mir / Amen.“ So ist der Schluss seiner Rede am 18. April 1521 auf dem Reichstag zu Worms überliefert. In ihr verweigerte er den Widerruf seiner Schriften. Nur: Gesagt hat er diesen Satz wohl nicht. Das meint der Lutherkenner und Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann. Er hat die Wormser Landesausstellung zu dem dortigen Reichstag vor 500 Jahren entscheidend mit begleitet. Der Katalog dazu erschien erst im Herbst. Die Darstellung der Gewissensfrage nimmt dort einen Schwerpunkt ein. =>