Eine Madonna, die um Jesus trauert – in einer Ausstellung über „1.700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte“? Was auf den ersten Blick irritiert, erschließt sich schließlich durch doppelte Brechung „Im Labyrinth der Zeiten“ und führt zu erstaunlichen Aha-Erlebnissen. Das jüdische Museum München begibt sich damit auf die Spuren Mordechai Wolf Bernsteins (1905–1966). Zwischen 1948 und 1951 begab er sich auf eine Irrfahrt zu rund 800 Orten quer durch Deutschland – auf der Suche nach Überresten von Spuren jüdischer Kultur in Deutschland. Die Pietà aus dem 14. Jahrhundert aber fand er in der ehemaligen Schnaittacher Synagoge östlich von Fürth. Das Gotteshaus ging in der Pogromnacht 1938 nicht in Flammen auf: Der Leiter des örtlichen Heimatmuseums Gottfried Stammler die Synagoge nun zu einem Spottpreis. Umgehend behauptete er, dass sie eine Kirche gewesen sei. … =>
Entblättertes Schmuckstück
ie alten Steine sind gut abgeklopft und sorgfältig gestapelt. Selbst der alte Lehm, mit Jahrhunderte altem Stroh gemischt, ist ein Rohstoff für die Zukunft. Bei der Renovierung des Doppelhauses in der Rothenburger Judengasse 10/12 sind die alten Gebäude entblättert wie eine Zwiebel. Die Wände sind teils in mehreren Schichten abgetragen. So erlauben sie ganz unerwartete Einblicke in die Entstehungszeit vor gut 600 Jahren. Denn um 1410 erblickte das Doppelhaus das Licht der Welt. Diese in sich geschlossene Bauweise zeigt sich schon daran, dass die Nummerierung der Sparren fortlaufend erfolgte. Dies ist gerade beim aktuellen Stand der Renovierungsarbeiten gut zu sehen. =>