15 Menschen vor einer engen Hütte! Das historische Foto aus der Nachkriegszeit (rechts) zeigt aber zum Glück nicht alle Menschen, die in dem kleinen Behelfsheim lebten, sondern zwei Nachbarsfamilien. Selbst Steinach bei Rothenburg war nach 1945 „gestopft voll“. Schon viele Ausgebombte aus den Städten mussten bis Kriegsende auf das Land ausweichen. Und dann kamen rund zwei Millionen Flüchtlinge und Vertriebene nach Bayern – so die Bilanz nach dem Zweiten Weltkrieg, der vor 75 Jahren sein Ende fand. Die Familie von Maria Kröger, geb. Zucker (*1939), gehörte zu ihnen. Sie kam 1947/48 über Umwege aus dem böhmischen Oberliebich nach Steinach. Die Bevölkerung in der Gemeinde Steinach war von 251 im Jahr 1939 auf 411 sieben Jahre später angestiegen. Die Familie Zucker gehörte mit zu den wenigen glücklichen Vertriebenen, die zu fünf Personen ein Behelfsheim bewohnten. =>
„Welt als Geschenk Gottes neu verstehen“
„Lieber am Virus sterben als am Hunger …“. Dieser Satz beschreibt die verzweifelte Lage in Venezuela. Medikamente und Lebensmittel kauften sich Venezolaner bis vor Kurzem in Kolumbien. „Nun ist die Grenze wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Selbst in Krankenhäusern fehlt oft fließendes Wasser. Tests auf das Coronavirus und Schutzkleidung für Ärzte und Pfleger sind absolute Mangelware.“ Das ökumenische Medizinzentrum „Acción Ecumenica“ in Caracas versucht bei der Versorgung zu helfen. Im Straßenkinderheim werden dringend Lebensmittel benötigt für die 22 Jungen, die die lutherische Gemeinde in Valencia betreut. =>
Dankt dem Herrn für den Tag der Befreiung
„Lasst uns beten, Brüder“, so rief einer der uniformierten Befreier auf Englisch. Dies blieb Joseph Rovan unauslöschlich im Gedächtnis. Er war als Mitglied des französischen Widerstands ab Sommer 1944 in Dachau inhaftiert. Am 29. April 1945 befreiten die Amerikaner das Konzentrationslager dort – gut drei Monate nach Auschwitz. Rovan weiter: „Das schmiedeeiserne Tor stand weit offen. Einer der Amerikaner rannte auf dem Balkon und rief: ,Lasst uns dem Herrn danken für diesen Tag der Befreiung. Nochmals hat er Israel, sein Volk, aus Pharaos Ägypten herausgeführt‘. Dieses unerwartete Gebet trieb mir die Tränen in die Augen, es war so unpassend und wunderbar zugleich, zu schön, um wahr zu sein.“ =>
Ein Leben für Begegnung der Religionen
Ein gemeinsames Morgengebet am Strand Australiens bei Melbourne: Anfang 1989 kamen dort Vertreter von 17 Religionen zusammen. Während die Sonne langsam aus dem Wasser stieg, meditierten buddhistische Nonnen und rezitierten Juden aus den Psalmen. Zwei Angehörige der Jain-Religion stiegen „in ihren weißen Gewändern in die Fluten und verrichteten dort in der aufgehenden Sonne ihr Morgengebet. Johannes Lähnemann selbst blies auf seinem kleinen Horn den Choral „Morgenglanz der Ewigkeit“. So erinnert sich der Religionspädagoge. Seit gut 30 Jahren also engagiert er sich für die religiöse Verständigung. Ende 2019 legte der pensionierte habilitierte Nürnberger Religionspädagoge die Grundsteine für eine Bilanz. =>
Auch in der Krise Ostermomente erspüren
Wie wäre es, Ängste und Sorgen tanzen zu lassen? Andreas Mäckler schlägt vor, negative Gedanken in der Fantasie auf Schilder zu bannen, mit denen kleine Soldaten aus den Ohren tanzen und sie wegtragen. Er hat seine Erfahrungen aus der Biografiearbeit (vgl. Sonntagsblatt vom 12. März 2017) schon längst vor Corona zu einem Online-Kurs „Glücksmomente“ zusammengetragen. Denn es gibt „keinen zwingenden Grund, auf Ereignisse von außen in einer vorgefassten, gleichbleibenden Weise zu reagieren. Wir können Krisen nutzen, um daraus zu lernen.“ =>
Verbundenheit erspüren
Routinen tragen weiter. Gerade jetzt, wo wir auf unsere eigenen vier Wände und unsere eigene Zeiteinteilung zurückgeworfen sind, begleiten uns Rituale. Natürlich ist es jetzt für die Welt draußen völlig egal, wann ich morgens aufstehe, wann ich mich an den Computer setze oder ob ich schon nachmittags den Fernseher anschalte. Aber für mich ist es nicht gleichgültig. Es gibt Zeiten am Tag, an denen ich produktiver bin. Oder an denen sich am besten Organisatorisches klären lässt. Oder an denen es angesagt ist, zur Ruhe zu kommen. Gerade in den ersten Tagen der Ausgangsbeschränkungen geriet vieles durcheinander. Die eingespielten Strukturen trugen nicht mehr. =>
Wem gehört Bonhoeffer?
Ist er ein Kämpfer gegen die menschenverachtende Diktatur oder ein Quasi-Heiliger? 75 Jahre nach der Hinrichtung Dietrich Bonhoeffers könnte alles über ihn gesagt und erforscht sein. Doch ließ sich gerade nun ein Streit darüber verfolgen, ob die „Religiöse Rechte“ ihn als „Theologen und Widerstandskämpfer immer schamloser als einen der ihren im politischen Tageskampf instrumentalisiert“. Aufgeworfen hatte diese Frage Arnd Henze bereits Ende 2019 in den „zeitzeichen“ in seinem Artikel „Wem gehört Bonhoeffer?“: Dem Journalisten und EKD-Synodalen war aufgefallen, dass Trump-Anhänger sich zunehmend auf den Widerstandskämpfer berufen. =>
Kulturelle Hürden lassen sich verringern
Nurten bleibt beweglich – und selbstständig. Die 79-jährige Nürnbergerin, die ursprünglich aus der Türkei stammt, kann noch alleine leben. Und dies, obwohl Nurten E.* unter Parkinson leidet. Möglich macht dies auch der Verein HeHanI e. V., die „Helfende Hand international“. Eine ehrenamtliche Helferin besucht Nurten regelmäßig. Sie kocht mit ihr zusammen und bringt ihr genauso die Wäsche in den Keller. Zwar lebt auch Nurtens Tochter mit ihrer Familie in Nürnberg, berichtet Annette Weigand-Woop als Koordinatorin der Gruppe. Doch könne sie es allein nicht stemmen, dass die Mutter noch selbstständig leben kann. Und Nurten wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen, in ein Heim umziehen zu müssen. =>
Hundert Jahre und immer neue Fragen
„Demütig“ – so Nadja Bennewitz – war die Haltung der allermeisten evangelischen Frauenverbände gegenüber der Kirchenleitung. Sie vernetzten sich am 2. Februar 1920 als „Vereinigung evangelischer Frauenverbände Bayerns“ (EFB) in Nürnberg. Nun, am 2. Februar 2020, feiern sie ihr hundertjähriges Bestehen mit einem Festprogramm in der Nürnberger St.-Martha-Kirche. Bereits zum 90. Geburtstag vor zehn Jahren folgte die Historikerin Nadja Bennewitz akribisch den Spuren der „Evangelischen Frauenarbeit Bayern“. 16 gut gefüllte Ordner mit Sitzungsprotokollen oder Dokumenten über langatmige Gremienarbeit pflügte sie dabei durch. =>
Lässt sich der Schrecken überwinden?
Konnte der „Schnabeldoktor“ überhaupt etwas sehen? Aufgrund des eingeschränkten Sichtfeldes und schlechter Luftzufuhr war die Schnabelmaske für den Pestarzt wohl nicht sehr praktisch – auch wenn sie vor Ansteckung schützen sollte. Im westfälischen Herne macht sich eine Sonderausstellung im Museum für Archäologie auf die Suche nach Spuren zur „Pest“. Dort, im nördlichen Ruhrgebiet, zeigt sie auf, wie diese Geißel das Denken und Leben der Menschen veränderte. =>