Renovierte Religion – gelingt Erneuerung?

Erzbischof Urmas Viilma von der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (EELK). Foto: BoréeAls „Gefangene unseres Besitzes“ – so umreißt Erzbischof Urmas Viilma die Lage der Estnischen Evangelisch-Lutherischen Kirche (EELK). Auf Englisch klingt es poetischer: „prisoners of our propriety“. Denn in dieser Sprache fand dies Gespräch im Tallinner Konsistorium statt. Doch prosaisch ist der Alltag: Weit verstreut liegen die evangelischen Gotteshäuser in vielen kleinen Dörfern und Weilern auf dem Land. Die Kirchen könne man nicht verkaufen – wer will sie schon haben? Sie müssen aber erhalten werden. Schließlich darf ein loser Dachziegel niemanden erschlagen. =>

Facettenreiches Estland erfahren

Blick über die Altstadt Tallinns. Foto: BoreeWelche ist denn meine Lieblingssprache? Im Estnischen Nationalmuseum in Tartu stand ich mit einem Mal vor dieser Frage. Dabei wollte ich auf meiner Tour durch Estland nur eine Eintrittskarte lösen! Mit einem Handgriff überwand die Ticketverkäuferin sämtliche babylonischen Sprachverwirrungen. Sie konnte auf der Eintrittskarte schier alle möglichen Sprachen freischalten: Ich musste nur den Code an die Erklärungstafeln halten, die längst nicht mehr aus Pappe oder Messing waren, sondern digital. Sofort war meine persönliche Übersetzung. „Englisch“, murmelte ich schüchtern. „Oder haben Sie auch Deutsch?“ „Was nun?“ Schließlich ist es einfach unmöglich, irgendetwas auf Estnisch zu verstehen. =>

„Es war schon einmal schlimmer“: Über den Umgang mit Herausforderungen

Chefredakteurin Susanne Borée, Februar 2024Nein, billig war es nicht! Unterwegs in Estland war es keineswegs so, dass ich mich in einem Preisparadies wiederfand. Die Einkäufe schienen mir vergleichbar mit denen in Deutschland zu sein – manches teurer. Dabei ist das Lohnniveau deutlich geringer als hier. Mit bis zu 20 Prozent Inflation 2022 hatten sie die höchste Preissteigerung in einem Euro-Land. In Deutschland hatten wir etwa ein Viertel – und dennoch schier den Weltuntergang. „Och, es war schon mal schlimmer“, so reagierten mehrere estnische Gesprächspartner fast gleichlautend auf meine entsprechenden Fragen =>