„Ihr schafft es, denn ich habe es geschafft“

Naomi Kirsten-Hurtig beim Empfang durch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Foto: privatZehn Kilometer lang war ihr Schulweg – einfache Strecke zu Fuß. Doch nicht die Entfernung setzte Naomi Kirsten-Hurtig zu, sondern die Gefahren unterwegs. Denn unterwegs musste die gebürtige Kenianerin zusammen mit weiteren Kindern auf einen schmalen Steg einen reißenden Fluss überqueren. Unten lauerten die Krokodile. Ein Mitschüler verlor das Gleichgewicht …

Das soll keinem Kind mehr passieren. So setzt sich Naomi Kirsten-Hurtig heute von Burgbernheim aus für ihre Heimatregion Tigithi knapp 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nairobi im kenianischen Busch ein. Im September ehrte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sie mit einer Einladung zu einem feierlichen Empfang im Schloss Bellevue. Damit würdigte er ihre unermüdliche Arbeit. Dort begegnete Naomi Kirsten-Hurtig auch dem Präsidenten Kenias … =>

Letzte Chancen gegen Ausweglosigkeit

Abraham Heschel 1969. Bild akgSollten sie nicht bis zuletzt bei Ihren Gemeinden bleiben, um ihnen die nötige Unterstützung zu geben? Während der Nazi-Zeit standen gerade die Rabbiner in Deutschland vor einer existentiellen Entscheidung. Denn auf sie wurde gleichzeitig in vielen Fällen der meiste Druck ausgeübt – schließlich galten sie für die Nazis als Repräsentanten der jüdischen Gemeinden. In der Progromnacht im November 1938 brannten nicht nur die Synagogen, sondern ihre Rabbiner wurden gezielt eingekerkert – sie kamen oft nur dann frei, wenn sie sich verpflichteten, sofort zu verschwinden. =>

„Die Kirche wird nicht untergehen“

Regionalbischöfin Gisela Bornowski. Foto: Boree„Die Ängste und Sehnsüchte der Menschen ernst zu nehmen, da sind wir als Kirchen gefragt“, erklärt Gisela Bornowski. Der Regionalbischöfin im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg liegt es besonders am Herzen, als Kirche nahe bei den Menschen zu sein. Und gerade deren Sorgen und Ängste vermehren sich in den vergangenen Monaten und Jahren deutlich – und finden im Extremfall ein Ventil in Hass und Hetze. Da braucht es längst keinen Blick mehr auf die aktuellen Wahlen im Osten des Landes. Wie lässt sich so eine christliche Zuversicht weitertragen? =>

Zeugnis für den entschiedenen Glauben

Cover des neuen Buches über Paul Schneider im Evangelischen Verlagshaus.Er sah nicht ein, für ein weltliches Anliegen zu läuten. Schon gar nicht für den neuen Reichstag, der Anfang März 1933 schon unter massiven Druck der Nazis gewählt wurde und am 21. März zusammentrat. Was jetzt im Fußballjubel der Europameisterschaft wieder für Dispute sorgte, war für ihn lebensbedrohlich. Pfarrer Paul Schneider (1897–18. Juli 1939) trat da auch einem Entschluss seines Presbyteriums, also Kirchenvorstands, entgegen, „um deutlich zu machen, dass wir nicht Staatskirche sind“. Auch in den kommenden Jahren, verweigerte er sich dem Totalitätsanspruch der Nazis – bis zum Tod. Er war für Dietrich Bonhoeffer 1939 „unser erster Märtyrer“. Dabei hatten die Nazis damals schon unzählige Menschen ermordet, doch nun überschritten sie eine weitere Grenze gegenüber der Kirche.  =>

„Offene Augen und Ohren für andere“

Die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner. Foto: Borée„Es ist toll, wenn man eine Aufgabe hat, die so schön ist!“ Bewegt zieht die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner eine Bilanz ihres Berufslebens. Denn die 65-Jährige wird nur noch wenige Woche ihren Kirchenkreis leiten – der Ruhestand steht vor der Tür. Am Sonntag, 28. Juli, wird sie offiziell verabschiedet, doch erst am Reformationstag den letzten Gottesdienst als Regionalbischöfin feiern: in Münchberg. Dazwischen stehen noch viele einzelne Abschiede, Gespräche und Urlaub für sie an. „Und es ist sinnvoll, dass ich vorher ausziehe“ – aus ihrem Dienstsitz in einer fast kleinstädtisch ruhigen, grünen Straße im Westen Bayreuths. „Ich habe mich immer gefreut, mit den Menschen Gottesdienst zu feiern.“ Bei Visitationen in den Dekanatsbezirken ihrer Region war dies für sie immer ein besonderer Höhepunkt. =>

Gutes tun ohne Verwurzelung im Glauben?

Immanuel Kant: Ausstellung in Lüneburg. Foto: epd/FLässt sich seine Philosophie mit der Präzision eines Uhrwerks vergleichen? Verbindlich war für Immanuel Kant die Befolgung moralischer Regeln um ihrer selbst willen: Sein berühmter „Kategorische Imperativ“  forderte: „Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Dies soll ohne eigennützige Absichten geschehen und sich nicht am Ergebnis messen. Schon Kants Zeitgenossen fragten, was etwa mit einer Lüge sei, mit der man Schlimmeres abwenden wollte? =>

Armenien: Spurensuche im Herzen der Gewalt

Armenisches Kind nach historischem Massaker zu unserem Artikel im April 2015 über Armenien. Foto: Archiv SoblWas hat ein exotisches Gebiet im unwirtlichen Kaukasus mit Deutschland zu tun? Diese Frage stellte sich für den evangelischen Theologen Johannes Lepsius (1858–1926) vor rund 130 Jahren gar nicht. Er setzte sich sofort für die Armenier ein. Lag es daran, dass er sich in jungen Jahren selbst ein Bild vom christlichen Leben im Orient machen konnte? Denn nach seinem Theologiestudium sammelte er ab 1884 als Hilfsprediger und Lehrer erste Erfahrungen in Jerusalem. Wie prägte das sein Denken? =>

Aufbruch aus dem Schneckenhaus

Gewinnen die ausgestreckten Fühler einen neuen Überblick? Wohin zieht es sie? Foto: pixabay„Als wenn mein Gehirn überflutet ist“, so empfindet es Anna (Name geändert, sie ist aber der Redaktion bekannt). Dann strömen zu viele Reize auf sie ein oder sie ist von den Reaktionen ihrer Umwelt überfordert. Seit kurzem hat die Mitfünfzigerin einen Namen für das, was da in ihr geschieht. Denn zufällig hatte sie einen Beitrag des Fernsehsenders Arte verfolgt. Darin ging es um Krankheiten, die bei Frauen unterschätzt sind, da sie ganz andere Symptome zeigen als bei Männern. Beim Herzinfarkt etwa. Anna aber ging es um etwas anderes: In dem Bericht kam eine Frau zu Wort, die sich gegen Depressionen und Burn-out behandeln ließ – erfolglos. Nach langen Jahren kam heraus, dass dies auch kein Wunder war, schließlich lag der Grund ihrer Erschöpfungszustände ganz woanders: ADHS. =>

Wanderer zwischen den Welten

Pfalzgraf Christian August kurz vor seinem Tod 1708 (links) und Franciscus Mercurius van Helmont.Repros nach zeitgenoössischen Gemälden: BoréeUnerträglich! Ein Pazifist und Gegner der Todesstrafe soll er gewesen sein, so lautete der Vorwurf der Inquisition gegen Franciscus Mercurius van Helmont (* 1614): Grund genug für seine Gegner, ihn Ende 1661 unweit von Kitzingen entführen zu lassen. Nicht genug damit, er hätte Quäker, Wiedertäufer und Juden unterstützt, so gingen die Anschuldigungen weiter. Die Unterstützung religiöser Irrlehren und Angriffe auf die traditionelle soziale Ordnung schienen für Helmonts Gegner nicht hinnehmbar. Er wurde nach Rom verschleppt. Da schaltete sich Pfalzgraf Christian August (1622–1708) aus Sulzbach ein … =>

Ruf weg vom „privaten Frieden mit Gott“

Amanda und Johann Hinrich Wichern. Foto: epd/FUnvorbereitet erhob er seine Stimme – so heißt es. Vor 500 Vertretern – damals alles Männer – der evangelischen Landeskirchen aus allen Teilen Deutschlands am 22. September 1848 in Wittenberg erhielt Johann Hinrich Wichern Raum für eine Rede. Eigentlich ging es damals darum, wie inmitten der 1848er-Revolution der Zusammenschluss zu einem Kirchenbund ermöglicht werden könnte. „Die Revolution gehe auch auf die Schuld der Kirche zurück, die die Proletarier vernachlässigt habe, ruft er den Delegierten zu.“ So beschreibt es Uwe Birnstein eindrücklich in seiner schmalen Biografie über den damals 40-jährigen Begründer der Inneren Mission und somit der Diakonie. =>