Ist das Phänomen nicht selbsterklärend? Diese Frage stellte Jan Philipp Reemtsma fast etwas provozierend an den Beginn seines Vortrags über die „Grundmechanismen des Antisemitismus“. Welche neuen Argumente brachte der Vortrag nun? Wer sich mit dieser „konstantesten Ideologie des Abendlandes“ (Reemtsma) schon einmal beschäftigt hat, erfuhr wenig historisch Neues. Eine neue Erklärung wollte er nicht bieten, so Reemtsma. Er brachte die Argumente aber auf den Punkt, wo sonst Sprachlosigkeit zurückbleibt. … =>
Prickelnde Wahl
Prickelnd fällt es mir entgegen: Das Tütchen mit Brausepulver, das sich in meinem Gemeindebrief versteckte. „Stimm für die Kirche“, gehe zur Kirchenvorstandswahl, das ist seine Botschaft – eine kleine Erfrischung statt großer Worte. Es durchdringt das Wasser und gibt ihm erfrischenden Geschmack. Ebenso bringen die Kandidierenden ganz unterschiedliche Gaben sowie erfrischende Ideen und Impulse in die Arbeit der Kirchengemeinden mit. Ihre Erfahrungen wirken zusammen. Wie das Brausepulver erst im Wasser Geschmack gewinnt, so können die Engagierten im Zusammenspiel miteinander ihre Kräfte entfalten. =>
Die Dankbarkeit des Eichhörnchens: Ihre Leichtigkeit als „Reichtum in Gott“
Ganz unter uns: Ich neige zunehmend zur Vorratshaltung – offenbar eine Spätfolge der Corona-Krise. Damals fing es an: Kaum war mit dem Beginn des Ukraine-Krieges die Pandemie abgeschafft, entdeckte ich tatsächlich in einer dunklen Ecke des Dachbodens noch ein eingeschweißtes Zehnerpack an Toilettenpapier! Die Inflation hat die Symptome verstärkt: So billig wie jetzt, bekommst du den Kaffee nicht mehr – und auch nicht die Reinigungsmittel! Diese Zeiten weckten das Eichhörnchen in mir. Doch das Haltbarkeitsdatum auf Dosen wird manchmal zur spannenden Lektüre: Wann müssen Fertiggerichte vertilgt sein? Gut, sie gehen nicht unbedingt an dem Tag über, der auf ihren Deckel gedruckt ist (Haftung aber ausgeschlossen!). Doch gilt es, den Überblick zu behalten! =>
„Es war schon einmal schlimmer“: Über den Umgang mit Herausforderungen
Nein, billig war es nicht! Unterwegs in Estland war es keineswegs so, dass ich mich in einem Preisparadies wiederfand. Die Einkäufe schienen mir vergleichbar mit denen in Deutschland zu sein – manches teurer. Dabei ist das Lohnniveau deutlich geringer als hier. Mit bis zu 20 Prozent Inflation 2022 hatten sie die höchste Preissteigerung in einem Euro-Land. In Deutschland hatten wir etwa ein Viertel – und dennoch schier den Weltuntergang. „Och, es war schon mal schlimmer“, so reagierten mehrere estnische Gesprächspartner fast gleichlautend auf meine entsprechenden Fragen =>
Duftende Gedanken
Der Duft entführt mich in einen Sommergarten: Es ist früher Morgen, noch ist es lau. Ein sanftes Lüftchen kommt auf – schwül soll es heute nicht werden. Ganz im Gegensatz zu meinem Büro, aus dem ich die Hitze nicht mehr durch Lüften herausbekomme. Draußen ist es fast noch stickiger. Am Himmel wird es zwar zunehmend düster, doch das erlösende Gewitter kommt und kommt einfach nicht. Noch einmal schnuppere ich an meinen Handgelenken: Denn ich habe sie mit Rosenöl benetzt. Das wirkt beruhigend und entspannend bei Stress und hellt eine gedrückte Stimmung auf, … =>
Kultur oder Kühle, Heimat oder Hilfe finden – was bleibt von Kirchen?
Bleiben vom Christentum himmelstürmende gotische Kirche, imposante Barockbauten oder moderne architektonische Wunderwerke an Gotteshäusern als kulturelle Höhepunkte der gebildeten Urlaubsreise? Durch sie schieben sich gerade zur sommerlichen Urlaubszeit Menschenmassen, die ein wenig Kühle nach der Besichtigung der sonnendurchglühten Altstadt finden. Schnell noch eine Kerze anzünden – aber bloß nicht zu lange bleiben: Hinter ihnen drängen Massen nach, die auch Kultur tanken wollen. Ist das die Religiosität der Zukunft, die sie die meisten Befragten der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU 6) wünschen? Nicht nur hier in Rothenburg bringen kirchenmusikalische Ereignisse im Sommer oder im Advent eine Anzahl von Gästen in die Kirche, wie sie beim Sonntagsgottesdienst längst nicht mehr erhofft wird. =>
Neue Wege statt altbackene Werbung
Dümmlich und altbacken – so stehen sie gerade überall am Wegesrand: Gemeint sind die Plakate zur Europawahl, und zwar durch die Bank aller Parteien. Es ist, als würden sie darum wetteifern, wer das einfallsloseste Plakat mit nichtssagenden Parolen und schlechten Fotos hat. Die Fernsehwerbung der Parteien erscheint auch nicht besser. Doch im Gegensatz zu den Wahlplakaten kann man ihr wenigstens aus dem Weg gehen. Da mir meine Lebenszeit zu schade ist, zumindest eine repräsentative Auswahl davon anzusehen, halte ich es für wahrscheinlich, dass ich einfach die ein oder zwei guten Spots nicht erwischt habe. =>
Die Würde des Menschen – was heißt das?
„Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ So betont es gleich der erste Artikel des Grundgesetzes. Es wurde vor 75 Jahren, am 23. Mai 1949, verabschiedet. Können wir heute einem Gegenüber mit anderen Ansichten noch respektvoll begegnen? Oder lieber sie oder ihn abwerten – und gleich niederschlagen? Wenig erscheint nun so antastbar wie gerade die Würde eines Menschen: An der Schwelle des Todes etwa … =>
Aufstehen zum neuen Leben
„Steh auf und geh!“, diese Aufforderung Jesu an den Gelähmten am Teich Betesda (Joh 5, 8) gewinnt aktuell eine ganz neue Bedeutung für mich. Denn immer noch sorgt mein kranker Zeh dafür, dass ich nicht richtig auftreten darf und kann. Da bin ich inzwischen froh und dankbar, dass ich nun die Verse des kranken Fußes belasten darf. Auch so hinke ich natürlich immer noch arg, aber es geht voran! So lerne ich weiterhin eine neue Achtsamkeit auch für die kleinen Dinge. Und es geschieht bei mir ein neues Nachdenken darüber, welche Wege gerade wirklich notwendig sind. Ich lerne zu unterscheiden, was sich auch aufschieben lässt oder gar überflüssig ist? =>
Bitte um Geduld und Kraft
„Herr gib mir Geduld – aber zackig!“ Seit Jahren nutze ich diese Kaffeetasse, die mir eine Kollegin schenkte, in der Redaktion. Nur im Moment nicht. Denn leider arbeite ich gerade von zu Hause. Ich bin nur mit Krücken unterwegs, da ich gerade eine Operation am Zeh hinter mir habe. Dank Internet muss ich mich gar nicht mehr auf den Weg in die Redaktion machen, der für mich nun so mühsam wäre. Trotzdem würde ich meine Krücken am liebsten entnervt in die Ecke pfeffern. Denn mit ihnen geht alles so viel langsamer und mühevoller. Und selbst ein zweiter Zeh benötigt vier lange Wochen, bis der Knochen wieder zusammengewachsen ist. Damit alles gut verheilt, darf ich gerade nur ein klein wenig die Ferse belasten. Das hätte ich nicht gedacht, dass ein Zehchen mich so aus dem Alltag holen kann! Nun also ein Intensivkurs in Geduld! =>