Sollten sie nicht bis zuletzt bei Ihren Gemeinden bleiben, um ihnen die nötige Unterstützung zu geben? Während der Nazi-Zeit standen gerade die Rabbiner in Deutschland vor einer existentiellen Entscheidung. Denn auf sie wurde gleichzeitig in vielen Fällen der meiste Druck ausgeübt – schließlich galten sie für die Nazis als Repräsentanten der jüdischen Gemeinden. In der Progromnacht im November 1938 brannten nicht nur die Synagogen, sondern ihre Rabbiner wurden gezielt eingekerkert – sie kamen oft nur dann frei, wenn sie sich verpflichteten, sofort zu verschwinden. =>
„Die Kirche wird nicht untergehen“
„Die Ängste und Sehnsüchte der Menschen ernst zu nehmen, da sind wir als Kirchen gefragt“, erklärt Gisela Bornowski. Der Regionalbischöfin im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg liegt es besonders am Herzen, als Kirche nahe bei den Menschen zu sein. Und gerade deren Sorgen und Ängste vermehren sich in den vergangenen Monaten und Jahren deutlich – und finden im Extremfall ein Ventil in Hass und Hetze. Da braucht es längst keinen Blick mehr auf die aktuellen Wahlen im Osten des Landes. Wie lässt sich so eine christliche Zuversicht weitertragen? =>
Facettenreiches Estland erfahren
Welche ist denn meine Lieblingssprache? Im Estnischen Nationalmuseum in Tartu stand ich mit einem Mal vor dieser Frage. Dabei wollte ich auf meiner Tour durch Estland nur eine Eintrittskarte lösen! Mit einem Handgriff überwand die Ticketverkäuferin sämtliche babylonischen Sprachverwirrungen. Sie konnte auf der Eintrittskarte schier alle möglichen Sprachen freischalten: Ich musste nur den Code an die Erklärungstafeln halten, die längst nicht mehr aus Pappe oder Messing waren, sondern digital. Sofort war meine persönliche Übersetzung. „Englisch“, murmelte ich schüchtern. „Oder haben Sie auch Deutsch?“ „Was nun?“ Schließlich ist es einfach unmöglich, irgendetwas auf Estnisch zu verstehen. =>
„Es war schon einmal schlimmer“: Über den Umgang mit Herausforderungen
Nein, billig war es nicht! Unterwegs in Estland war es keineswegs so, dass ich mich in einem Preisparadies wiederfand. Die Einkäufe schienen mir vergleichbar mit denen in Deutschland zu sein – manches teurer. Dabei ist das Lohnniveau deutlich geringer als hier. Mit bis zu 20 Prozent Inflation 2022 hatten sie die höchste Preissteigerung in einem Euro-Land. In Deutschland hatten wir etwa ein Viertel – und dennoch schier den Weltuntergang. „Och, es war schon mal schlimmer“, so reagierten mehrere estnische Gesprächspartner fast gleichlautend auf meine entsprechenden Fragen =>
Die letzte Fahrt
Es war ein spektakulärer Fund, der Archäologen 2011 im niederbayerischen Essenbach gelang: Überreste eines bronzezeitlichen Prunkgrabs, in dem ein hochrangiges Mitglied der damaligen Gesellschaft mit einem Zeremonialwagen feuerbestattet worden war. Erstmals sind die Funde aus dem Wagengrab nun bis zum 7. Januar in einer Sonderausstellung im Germanischen Nationalmuseum (GNM) zu sehen. Sie belegen, dass der Bestattete ein bedeutender politischer, wirtschaftlicher und religiöser Akteur war, der als Teil eines weit über Europa hinausreichenden Elite-Netzwerks agierte. =>
Kann Gottes Wort aktuell Frieden bringen?
Sollen wir als Christen Waffenlieferungen für die Ukraine bejahen, da sich viele biblischen Stellen für die Unterstützung der Opfer aussprechen? Oder sind wir zur absoluten Gewaltlosigkeit aufgerufen? Was genau sagt die Bibel dazu? Ihre Worte sieht der Theologe und Sozialpädagoge Gerard Minnaard nicht als eine Sammlung von „Handlungsanweisungen“, sondern als „Gesprächsraum“ für „ein geschwisterliches Zusammenleben“. Er ist Geschäftsführer des biblisch-politischen Bildungszentrums der Woltersburger Mühle bei Uelzen. Und er ist einer der Herausgeber des Sammelbandes zur aktuellen Friedensarbeit. Viele Beiträge darin sind aus Tagungen dort entstanden. Lässt sich gleichzeitig Frieden und Gerechtigkeit verwirklichen? =>
Duftende Gedanken
Der Duft entführt mich in einen Sommergarten: Es ist früher Morgen, noch ist es lau. Ein sanftes Lüftchen kommt auf – schwül soll es heute nicht werden. Ganz im Gegensatz zu meinem Büro, aus dem ich die Hitze nicht mehr durch Lüften herausbekomme. Draußen ist es fast noch stickiger. Am Himmel wird es zwar zunehmend düster, doch das erlösende Gewitter kommt und kommt einfach nicht. Noch einmal schnuppere ich an meinen Handgelenken: Denn ich habe sie mit Rosenöl benetzt. Das wirkt beruhigend und entspannend bei Stress und hellt eine gedrückte Stimmung auf, … =>
Kultur oder Kühle, Heimat oder Hilfe finden – was bleibt von Kirchen?
Bleiben vom Christentum himmelstürmende gotische Kirche, imposante Barockbauten oder moderne architektonische Wunderwerke an Gotteshäusern als kulturelle Höhepunkte der gebildeten Urlaubsreise? Durch sie schieben sich gerade zur sommerlichen Urlaubszeit Menschenmassen, die ein wenig Kühle nach der Besichtigung der sonnendurchglühten Altstadt finden. Schnell noch eine Kerze anzünden – aber bloß nicht zu lange bleiben: Hinter ihnen drängen Massen nach, die auch Kultur tanken wollen. Ist das die Religiosität der Zukunft, die sie die meisten Befragten der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU 6) wünschen? Nicht nur hier in Rothenburg bringen kirchenmusikalische Ereignisse im Sommer oder im Advent eine Anzahl von Gästen in die Kirche, wie sie beim Sonntagsgottesdienst längst nicht mehr erhofft wird. =>
Wie Aktive die Kirchenräume überschreiten
„In drei Tagen sind wir komplett ausgebucht“, erklärt Heinrich Horlebein. Dann haben sich 105 Kinder zwischen acht und 13 Jahren zum Zeltlager am Untermain angemeldet. Mit gut zwei Dutzend Engagierten verbringen sie die zweite Woche der Pfingstferien zusammen – teils schon in der dritten Generation. Denn seit 50 Jahren besteht das „Evangelische Zeltlagerteam Untermain“ in der Region Miltenberg. Ebenso beliebt ist die „Kirche Kunterbunt“ in Coburg: 400 bis 600 Menschen sind jeweils bei den Erlebnisgottesdiensten dabei, die meist alle zwei Monate stattfinden. Die Organisatoren rund um Bertram Unger engagieren sich dabei für „eine Kirche, in die auch Pippi Langstrumpf aus der Villa Kunterbunt gerne gehen würde“. =>
Zeugnis für den entschiedenen Glauben
Er sah nicht ein, für ein weltliches Anliegen zu läuten. Schon gar nicht für den neuen Reichstag, der Anfang März 1933 schon unter massiven Druck der Nazis gewählt wurde und am 21. März zusammentrat. Was jetzt im Fußballjubel der Europameisterschaft wieder für Dispute sorgte, war für ihn lebensbedrohlich. Pfarrer Paul Schneider (1897–18. Juli 1939) trat da auch einem Entschluss seines Presbyteriums, also Kirchenvorstands, entgegen, „um deutlich zu machen, dass wir nicht Staatskirche sind“. Auch in den kommenden Jahren, verweigerte er sich dem Totalitätsanspruch der Nazis – bis zum Tod. Er war für Dietrich Bonhoeffer 1939 „unser erster Märtyrer“. Dabei hatten die Nazis damals schon unzählige Menschen ermordet, doch nun überschritten sie eine weitere Grenze gegenüber der Kirche. =>