Kann es eine aktuelle Botschaft des Konzils geben?

Chefredakteurin Susanne Borée, Februar 2024Wozu braucht man es heute noch? Ist das Nachdenken über das Konzil von Nizäa, das offenbar in grauer Vorzeit stattfand, nicht völlig aus der Zeit gefallen? Zumal sich die Teilnehmer damals über ein solch abstraktes Thema wie die genauen Beziehungen innerhalb der Trinität und das Verhältnis zwischen Jesus und Gottvater beinahe die Köpfe einschlugen. Kann ein solches Thema auch nur einen Menschen heutzutage dazu bringen, deswegen wieder in die Kirche einzutreten oder ihr – umso besser – erst gar nicht erst den Rücken zuzukehren? Eher scheint es wahrscheinlich, dass ein vertieftes Nachdenken über solche abstrakten Fragen dazu führen könnte, Menschen aus der Kirche zu treiben. =>

Das erste Konzil und die letzte Instanz

Konstantin der Große, Münzbildnis im Helm mit Christusmonogramm, um 315. München, Staatliche Münzsammlung (Detail). Bild: akgEr erschien „engelsgleich“ – so berichtet es Eusebius von Caesarea (260/64– um 339) über den römischen Kaiser Konstantin beim Konzil von Nizäa. Mehr noch: „Wie ein Gesandter Gottes“ sei der Herrscher in Nizäa aufgetreten. Als Bischof von Palästina nahm der Gelehrte am Konzil teil. Und als einer der bedeutendsten kirchlichen Autoren der Spätantike prägte er das Bild des Kaisers in seiner „Vita Constantini“ (Das Leben Konstantins) entscheidend mit: Dieser erscheint da fast wie ein Heiliger in übernatürlichem Licht. Die Bischöfe und kirchlichen Entscheidungsträger, so Eusebius, zogen zu Beginn des Konzils durch das Spalier der kaiserlichen Leibgarde – und mussten überhaupt keine Furcht mehr vor deren gezückten Schwertern haben. Dabei hatte Eusebius die letzten Christenverfolgungen im Römischen Reich noch bewusst miterlebt. Welch ein Statuswechsel! =>