Klassenfahrt trotz Finanzkatastrophe?

Sie nehmen auch steile Wände als Herausforderung an: Jugendliche beim Klettern während eines Sportprojektes (Symbolfoto). Foto: epd/FWie sollten Leons Eltern die Klassenfahrt bezahlen? Eine ganze Wanderwoche in den Bergen stand kurz nach dem Beginn des Schuljahres für die Neuntklässler an. Dies als Ersatz für eine Klassenfahrt, die coronabedingt ausfallen musste. Doch damals hätte Leons Vater noch seine Arbeit gehabt. Dessen Betrieb musste inzwischen Insolvenz anmelden. Nur noch Leons Mutter bringt die Familie als Sekretärin durch. Inzwischen freut sich die Mutter des 14-Jährigen über jede Überstunde – bekommt sie dann doch ein paar Euro mehr Gehalt aufs Konto. Die Ersparnisse, die es vor anderthalb Jahren noch gab, sind längst aufgebraucht, … =>

Trockenheit und Wasserbelastung trotzen

Weizenähren und Hülsenfrüchte. Fotos: Pixabay und Elsner (Uni Hohenheim)Weiter so, wie gehabt: Und dies trotz Klimakrise und Überdüngung – das muss nicht sein. Die agrarwissenschaftliche Fakultät im Schloss Hohenheim bei Stuttgart geht neue Wege. Sie hat nicht vergessen, dass ihre Gründung 1818 nach verheerenden Hungersnöten geschah. So steht sie seit gut 200 Jahren in der Tradition, neue Wege gerade in der Landwirtschaft zu gehen. Viel Düngen macht gehaltreiches Mehl und damit gutes Brot! Mit diesem Denkmuster gerade bei Weizen will Hohenheim aufräumen. Neue Sorten dieser alten Nutzpflanze brauchen weniger Stickstoff, also weniger Dünger, um dennoch ausreichend so genannte Kleberproteine auszubilden. Wozu dies nutzt, darüber sind sich die Forschenden einig … =>

Langer Atem gegen Ungerechtigkeit

Der Vorstand des Rothenburger Weltladens (von links): die Beisitzerin Gertrud Mielke-Wildermann, die zweite Vorsitzende Hedwig Plodeck und der erste Vorsitzende Axel Pauli.Foto: PrivatDie Welt kommt nach Rothenburg. Nicht nur als Touristen in die Tauberstadt, sondern der Weltladen schräg gegenüber der St. Jakobskirche versammelt faire Waren von Südamerika bis nach Südostasien. Neben fair produziertem Kaffee, Kunsthandwerk oder Kinderspielwaren finden sich dort auch Süßwaren, Seidentücher oder Stofftaschen. Gerade Touristen, die die St. Jakobskirche besucht haben, greifen gern zu dem Rothenburg Kaffee oder verschiedenen Sorten der Rothenburg Schokolade, die auch vegan erhältlich ist. Natürlich sind die Rohstoffe nicht an der Tauber angebaut, doch ein Bild des Plönlein macht die Sorten unverwechselbar. =>

Konsens statt Kampfabstimmung

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus BayernKampfabstimmungen gab es nicht, auch kein eindeutiges „Ja“ oder „Nein“ bei Voten. Zwar konnten die Delegierten der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), die am 8. September zu Ende ging, orange oder blaue Zettel hochhalten, doch das waren „Tendenzkarten“. Orange hieß: „Ich werde warm mit dem Vorschlag.“ Die blaue Karte sagte aus: „Ich stehe dem Beschlussvorschlag noch kalt gegenüber.“ Oder: „Ich möchte einen wichtigen Einwand vorbringen.“ Beide Karten gleichzeitig, das galt nicht etwa als ein Unentschieden, sondern sagte aus, dass die Person eine Entscheidung oder die Diskussion abbrechen möchte. Das erscheint gewöhnungsbedürftig – wie auch so manche andere Rituale bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen. Ziel ist es jedoch, möglichst viele Gemeinschaften bei Entscheidungen mit ins Boot zu holen.  =>

Ringen um Dialog und Kritik zu Israel

Jerry Pillay, Generalsekretär des WCC in Karlsruhe

Die Sorge war groß: Erscheint der Ökumenische Rat der Kirchen zunehmend antisemitisch? Schließlich verbreite er das „Kairos-Palästina- Dokument“ weiter, so die Sorge jüdischer Repräsentanten. Dort fordern palästinensische Christen seit 2009, Israel wirtschaftlich, finanziell und militärisch zu boykottieren. Hinzu kommt die Wahl Jerry Pillays im Juni zum neuen Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Der Dekan der Fakultät für Theologie und Religion an der Universität Pretoria in Südafrika löst Anfang 2023 den scheidenden geschäftsführenden Generalsekretär Ioan Sauca ab. Das Problem: Pillay verglich 2016 nach einer Reise nach Israel und in die palästinensischen Gebiete die dortige Situation mit der Apartheid in Südafrika. =>

Geistreiche und eigenwillige Übertragung

Darstellung vieler Worterfindungen Luthers in Wittenberg. Foto: ThiedeMartin Luther ist schuld. Auch an der manchmal verzwickten Großschreibung im Deutschen. Er führte es nämlich in seiner Bibelübersetzung ein, Hauptwörter groß zu schreiben – auch wenn sie sich nicht mehr am Satzanfang befanden. Allerdings verstand er darunter ‚wichtige Wörter‘ – es konnten auch Adjektive und Verben sein, die er besonders betonen wollte. Luther übersetzte das Neue Testament extrem schnell auf der Wartburg: Am 18. Dezember 1521 begann er. Und bei seiner Rückkehr nach Wittenberg Anfang März 1522 trug er bereits einen Entwurf der Übersetzung mit sich. Auf der Wartburg hatte er die Vulgata – die lateinische Bibelübersetzung – zur Hand, die noch auf den Kirchenlehrer Hieronymos Ende des 4. Jahrhunderts zurückgeht. Die Humanisten seiner Zeit hatten sich aber inzwischen wieder intensiv um den griechischen Urtext des Neuen Testamentes bemüht. … =>

Einsatz gegen Unterdrückung und Not

Frank-Walter Steinmeier, Annette Kurschus, JewstratijDeutliche Worte fand Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schon bei der Begrüßung der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK oder WCC nach der englischen Bezeichnung World Council of Churches) in Karlsruhe am 31. August. Diesem Gremium gehören rund 4.000 Delegierte aus mehr als 350 Kirchen weltweit an. Steinmeier sprach vom „blasphemischen Irrweg der russisch-orthodoxen Kirche gegenüber ihren Glaubensbrüdern“. Gleichzeitig hoffte er, dass die in Karlsruhe anwesenden Vertreter der russisch-orthodoxen Kirche die „Wahrheit über den brutalen Krieg mitnehmen“. So setzte der deutsche Bundespräsident schon zur Eröffnung der Vollversammlung des Weltkirchenrates ein deutliches Zeichen. Brückenbauen brauche Bereitschaft auf beiden Seiten des Ufers. Es könne nicht stattfinden, wenn eine Seite den Brückenpfeiler abreißt. Leider habe sich die russisch-orthodoxe „Kirchenführung mit dem Verbrechen des Krieges gemein gemacht“, bei der gar religiöse Stätten zerstört wurden. =>

Kultur genießen – Gesellschaft verwandeln

Methodist Youth Choir bei der ÖRK-Vollversammlung in Karlsruhe„Es hat sich doch gelohnt, dass wir uns aufgerafft haben“, hörte ich eine Frau hinter mir beim Konzert des „Methodist Youth Choir“ aus Indonesien. Die Sänger und Sängerinnen waren wirklich stimmgewaltig! Auf dem Karlsruher Marktplatz hatte die Badische Landeskirche eine Bühne aufgebaut, auf der sich viele internationale musikalische Gruppen für die Bevölkerung ein Stelldichein gaben. Samuel Koch sprach zusammen mit der Badischen Landesbischöfin Heike Klinghart über „Verletzbarkeiten“. Auch der zentrale Gottesdienst der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) zum „Tag der Schöpfung“ am 1. September fand dort öffentlich statt. Die Plätze waren beinahe so gefüllt wie an Weihnachten – viele Zuhörende mussten stehen. Auch dieses Angebot, nicht nur die kulturellen Veranstaltungen nahmen sie gerne an. … =>

Garten des Vergessens?

Garten des Vergessens, Ausstellung, Jüdisches Museum Fürth, Kurt Heilbronn„Die Arbeit stand bei meinem Vater immer im Vordergrund.“ So erinnert sich der Sohn Kurt Heilbronn. Dabei ist das Lebenswerk des väterlichen Botanikers und Naturwissenschaftlers Alfred Heilbronn (1885–1961) im türkischen Istanbul akut bedroht. Die aktuelle Ausstellung im Fürther Jüdichen Museum Franken in deutscher und türkischer Sprache erinnert an ein Stück vergessener Geschichte, als jüdische Akademiker und Intellektuelle im Nationalsozialismus Zuflucht in der Türkei fanden. Nun soll der Garten abgerissen werden. Die Pflanzen verwildern und vertrocknen, während um die zukünftige Nutzung gerungen wird. =>

Der Wind trägt tatsächlich ….

Susanne Borée, Porträt, boree.de, Evangelisches Sonntagsblatt aus Bayern„Es gleitet voran!“ Welch ein Glücksgefühl jedes Mal neu! Wieder einmal trägt mich der See, spüre ich den Luftzug in den Haaren! Das Segel ziehe ich nach hinten – der Wind greift tatsächlich danach! Wunderbar, er tut, was er soll! Der Brombachsee ist mein Sommerrevier. Gut erreichbar, beschattet vom Wald.

Die malerische Bucht ist so beschaulich, dass sie selbst der Wind nicht immer findet. Dann heißt es, Brett und Segel ins offene Gewässer zu ziehen. Hinauf, den Stand ausrichten und das Segel … –  nein, erst den Wind suchen: Das Segel senkrecht zum Brett nach  unten senken: Wohin dreht es sich? Dann führe ich das Segel nach hinten, bis der Wind nach ihm greift. Ist das Windsurfen nicht ein herrliches Gleichnis auf das Leben?