Ungläubiger Thomas?

Thomas Mann mit Tochter Erika (Ausschnitt). Foto: akgEs ist die Karikatur eines Weihnachtsfestes: In seinem Erstlingswerk „Buddenbrooks“ inszeniert Thomas Mann (1875–1955) um die Jahrhundertwende den Heiligen Abend als sorgfältig arrangiertes und detailreiches Schauspiel bürgerlicher Repräsentation sowie familiärer Ordnung. Doch gleichzeitig offenbart seine Darstellung, wie weit diese Rituale vom Stall und Stern von Bethlehem entfernt sind. Der Kult bleibt erhalten, doch seines lebendigen Kerns beraubt.  Eine umfassende Betrachtung von Thomas Manns Verhältnis zur Religion bietet Karl-Josef Kuschel, in seinem Werk „Weltgewissen“, das zum 150. Geburtstag des Nobelpreisträgers erschien. Er zeigt, dass der Schriftsteller weit über die Kritik in den Buddenbrooks hinausging. =>

Schmerzhaft-poetische Tiefendimensionen

Helene Bracht: Das Lieben danach (Ausschnitt des Buchcovers)Es ist nur ein schmales Bändchen – und doch von großer Wucht. Nicht als Gute-Nacht-Lektüre zu verwenden – trotz der betörenden Blumenornamente des Covers. Sie machen es schwer vorstellbar, dass Helene Bracht in diesem Buch ihre Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch verarbeitet. Und gleichzeitig versöhnt die 70-Jährige sich darin mit sich selbst. Sie stellt sich der Begrenzung, die ihr Leben geprägt hat: Den Schwierigkeiten, Vertrauen zu schenken und eine dauerhafte Beziehung zu führen. Bracht verarbeitet darin nicht nur ihre frühen Jahre, sondern zieht Bilanz ihrer facettenreichen Biographie … =>

Garten des Vergessens?

Garten des Vergessens, Ausstellung, Jüdisches Museum Fürth, Kurt Heilbronn„Die Arbeit stand bei meinem Vater immer im Vordergrund.“ So erinnert sich der Sohn Kurt Heilbronn. Dabei ist das Lebenswerk des väterlichen Botanikers und Naturwissenschaftlers Alfred Heilbronn (1885–1961) im türkischen Istanbul akut bedroht. Die aktuelle Ausstellung im Fürther Jüdichen Museum Franken in deutscher und türkischer Sprache erinnert an ein Stück vergessener Geschichte, als jüdische Akademiker und Intellektuelle im Nationalsozialismus Zuflucht in der Türkei fanden. Nun soll der Garten abgerissen werden. Die Pflanzen verwildern und vertrocknen, während um die zukünftige Nutzung gerungen wird. =>