Ist nicht schon längst alles gesagt, über Dietrich Bonhoeffer, den „protestantischen Heiligen“? Ralf Frisch, Professor an der Evangelischen Hochschule Nürnberg sowie lange theologischer Referent bei der Bayerischen Landessynode, geht in seinem aktuellen Buch „Widerstand und Versuchung“ neue Wege: Er untersucht noch einmal die Denkrichtungen des Berliner Theologen, der am 4. Februar 1906 das Licht der Welt erblickte. Frisch liest dessen „Widerstand und Ergebung“ aus der Haft nicht als wegweisenden Aufbruch zu neuen theologischen Ufern, sondern als Ausdruck einer Versuchung: Dabei gerate die Theologie Bonhoeffers im Gefängnis „aus den Fugen“. … =>
Verbundenheit erspüren
Routinen tragen weiter. Gerade jetzt, wo wir auf unsere eigenen vier Wände und unsere eigene Zeiteinteilung zurückgeworfen sind, begleiten uns Rituale. Natürlich ist es jetzt für die Welt draußen völlig egal, wann ich morgens aufstehe, wann ich mich an den Computer setze oder ob ich schon nachmittags den Fernseher anschalte. Aber für mich ist es nicht gleichgültig. Es gibt Zeiten am Tag, an denen ich produktiver bin. Oder an denen sich am besten Organisatorisches klären lässt. Oder an denen es angesagt ist, zur Ruhe zu kommen. Gerade in den ersten Tagen der Ausgangsbeschränkungen geriet vieles durcheinander. Die eingespielten Strukturen trugen nicht mehr. =>
Wem gehört Bonhoeffer?
Ist er ein Kämpfer gegen die menschenverachtende Diktatur oder ein Quasi-Heiliger? 75 Jahre nach der Hinrichtung Dietrich Bonhoeffers könnte alles über ihn gesagt und erforscht sein. Doch ließ sich gerade nun ein Streit darüber verfolgen, ob die „Religiöse Rechte“ ihn als „Theologen und Widerstandskämpfer immer schamloser als einen der ihren im politischen Tageskampf instrumentalisiert“. Aufgeworfen hatte diese Frage Arnd Henze bereits Ende 2019 in den „zeitzeichen“ in seinem Artikel „Wem gehört Bonhoeffer?“: Dem Journalisten und EKD-Synodalen war aufgefallen, dass Trump-Anhänger sich zunehmend auf den Widerstandskämpfer berufen. =>