Gesänge vom Verlust des Garten Eden

Buchcover Afrikanische Literatur, Literaturnobelpreisträger GurnahZu fernen Horizonten bricht die Karawane auf – unter lauten Klängen von Trommeln und Hörnern. Von der Küste Ostafrikas reist sie ins Landesinnere zu den großen Seen: Es ist allerdings keine Reise in die Welt von Tausendundeiner Nacht – auch keine Entdeckungsfahrt: Arabisch geprägte Händler bringen den Kiswahili-Völkern und den Massai eiserne Spaten und Baumwollstoffe – zum eigenen Profit. Mit dabei: der heranwachsende Yusuf, von seinen Eltern zur Bezahlung ihrer Schulden an einen arabischen Händler übergeben. Wie er in dieser Welt seinen eigenen Rhythmus findet, das erzählt Abdulrazak Gurnah, Literaturnobelpreisträger von 2021, mit poetischer Kraft. In einer breit aufgefächerten Ballade besingt er in „Das Verlorene Paradies“ eine Welt im Umbruch. =>

Kirche durchdrang die Welt – und befreite

Sandrat: Allegorie auf den Westfälischen Frieden. Bild: akg (Detail)War es der große Sündenfall des Christentums, sich zu sehr auf die Staatsmächte zu verlassen? Wurden die christlichen Kirchen dadurch zu kleinen Kindern, die eher unter Aufsicht der weltlichen Herrn als himmlischer Gewalten spielten? Dies begann vor 1.700 Jahren, als Kaiser Konstantin das Christentum zur Staatsreligion erhob. Und vor 500 Jahren verließ sich Luther auf seinen Landesfürsten Friedrich den Weisen als Schutzherrn. „Bei der Bewertung von zwei Jahrtausenden Christentum im lateinischen Europa führt es aber in die Irre“ sich dieser Kritik anzuschließen, so Heinz Schilling gleich zu Beginn seines Werkes „Das Christentum und die Entstehung des modernen Europa“. =>

Von engen Klinikfluren zur weiten Küste

Internationales Filmwochenende mit reichen kulturellen Perspektiven online unterwegsIm ewigen Zwielicht eilt Rehana durch endlose Klinikflure. Ohnehin ist sie damit überfordert, ihre Familie und den Beruf unter einen Hut zu bringen. Die Szenen könnten einem Albtraum entsprungen sein, zumal Donnergrollen eines nahen Gewitters öfter im Hintergrund zu hören ist. Doch geht es um ihre Entscheidung: In dem gleichnamigen Film aus Bangladesch will sie als Assistenzprofessorin an einer medizinischen Hochschule Gerechtigkeit – nachdem sie zur Beinahe-Zeugin eines sexuellen Übergriffs ihres Vorgesetzten an einer Studentin wurde. Nicht nur sie ist zu neuen Ufern unterwegs … =>

Prophetische Wegweisung

Axel TöllnerDie Deutung schien sich geradezu aufzudrängen: In dem Gleichnis von den „Bösen Weingärtnern“ (Markus 12 parallel) ist die Ermordung „des Sohnes“ durch die Pächter zentral. Sie führt zu der Drohung, dass der Besitzer die Bösewichte vernichten und seinen Besitz anderweitig verpachten werde. Daraus entwickelte sich in der christlichen Tradition eine antijüdische Wendung. Doch gibt es eine ähnliche rabbinische Geschichte. Der Unterschied: Diese richtet sich gegen die Feinde des jüdischen Volkes
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Gewaltsam gefangen in einer Zeitschleife?

Michael Collins nach der irischen UnabhängigkeitAlles war bereit an diesem Montag, den 16. Januar 1922: Anstelle der britischen Fahne sollte fortan die irische Trikolore über Dublin Castle wehen. Die alte Normannenfestung inmitten der Hauptstadt des künftigen irischen Freistaates ging nun feierlich an die neue provisorische Regierung. Nur die Hauptperson fehlte: Michael Collins als Repräsentant der neuen irischen Regierung. Verspätet kam er aus dem Wochenende: „Ihr seid hier seit sieben Jahrhunderten – was machen da sieben Minuten?“  =>

Lichtträger durch die Jahrhunderte

Leuchterengel_Germanisches_NationalmuseumSie brachten Licht ins Dunkel der Kirchen: Engelleuchter aus der Zeit der Epochenwende kurz vor der Reformation sind gerade in Nürnberg gut belegt. Und von dem Patrizier Anton II. Tucher ist eine Stiftung von Kerzen gerade zur Weihnachtszeit aus den Jahren 1509 bis 1515 überliefert. Das erklärt Dr. Markus T. Huber, Sammlungsleiter in der Abteilung „Skulptur bis 1800 sowie Bauteile und historisches Bauwesen“ im Germanischen Nationalmuseum. Denn gerade in der finstersten Zeit des Jahres fehlte es auch in den spätgotischen Kirchen an Tageslicht. =>

Tuten und tauchen, trommeln und tanzen

Wasserweihe griechisch-orthodoxVon einer langen Reise kommt er über das Meer. Der Heilige Vassilios – „bei uns gleichzeitig Nikolaus und Weihnachtsmann“, so Georgios Vlantis, erreicht die griechisch-orthodoxen Gläubigen erst zum 1. Januar. Der Diplomtheologe ist Geschäftsführer der ACK in Bayern. Der erste orthodoxe, dem dieses Amt anvertraut wurde. Er ist Mitglied der griechisch-orthodoxen Kirche, die in Deutschland um die 500.000 Mitglieder hat. Zu Neujahr feiert seine Kirche die Beschneidung des Herrn. Das Meer bestimmt das Leben in Griechenland zur Fortbewegung in besonderem Maße. Als weihnachtlicher Schmuck wurden früher kleine Schiffe gebastelt und beleuchtet – bevor der Weihnachtsbaum sie verdrängte. =>

Wann lag nun Jesus in der Krippe?

Jesu Geburt ökumenische gesehenStrenges Fasten – während sich im Supermarkt die Regale mit dem Adventsgebäck schier biegen und der Bratenduft zu Weihnachten aus allen Fenstern quillt? Das ist für die Mitglieder der äthiopisch-orthodoxen Kirche schon gewohnter Alltag. Während ihre Nachbarn den Weihnachtsbraten und Christstollen verspeisen, geht es karg weiter. Denn das Christfest feiern die Gemeinden am 7. Januar, erklärt der äthiopische Priester Dawit Kefyalev. Die Frage nach dem Grund führt hinein in die Vielfalt kalendarischer Traditionen. =>

Engelschar verkündigt Gottes Botschaft

Orgel in der Schweidnitzer FriedenskircheAls ein schlichter Fachwerkbau – zwar größer als gewohnt, doch wenig spektakulär – so präsentiert sich die Schweidnitzer Friedenskirche rund 70 Kilometer westlich von Breslau. Doch innen erstrahlt sie voller Pracht mit prunkendem Gold und feinem Bildprogramm. Mit gutem Grund zeigt sie sich äußerlich schlicht – bewegte sich ihr Bau doch auf sehr schwankendem Boden. Schließlich entstand sie auf schwierigem Terrain 1656 – acht Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges … =>

In Erwartung himmlischer Klänge

Orgelengel in der Breslauer St. Elisabethkirche„Merkwürdig fest“ stand die Breslauer St. Elisabethkirche im Frühjahr 1945 inmitten einer total zerstörten Innenstadt. So beschreibt es der damalige evangelische Stadtdekan in Breslau, Joachim Konrad-Bonn. Seine Darstellung druckte die „Schlesische Heimatzeitung“ erst in diesem Herbst ab. Weiter beschreibt der Stadtdekan: „Eine Zehn-Zentner-Bombe schlug durch das Dach, riss ein paar Prospektpfeifen der Orgel und das friderizianische Wappen am Königs-chor herunter und blieb als Blindgänger vor der Kanzel liegen.“ Und er fährt fort: „Wäre die Bombe, die dann sofort herausgeschafft wurde, explodiert, hätte das eine Totalzerstörung bedeutet.“ Doch so trat er bereits am Sonntag, 13. Mai 1945, wieder zum Altar … =>