Ist es eine schonende und nachhaltige Rückkehr der Körper in den Kreislauf der Natur? Ein „würdevoller Abschied“, wie Pröpstin Almut Witt vom Kieler Kirchenkreis Altholstein meint? Oder bedeutet die „Reerdigung“ gerade eine Verletzung der „Würde des Verstorbenen und des Pietätsempfindens der Allgemeinheit“, wie es der gerade aus dem Amt geschiedene bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek formulierte? Als eine seiner letzten Amtshandlungen legte er gegenüber dem Bestatterverband Bayern dar, dass diese Bestattungsform „in Bayern grundsätzlich nicht zulässig“ sei. Doch warum ist sie umstritten? =>
Angst vor Bedrohung eigener Ansprüche?
Eine große Sorge trieb Georg Vogler um: Würden die Chaoten in seinem neuen Ruhesitz die Macht gewinnen? Voller Unruhe verfasste er ein Schreiben an seinen ehemaligen Arbeitgeber. Nein, besser: Brot-herrn. Denn wir befinden uns im Mai 1535. Der Ex-Kanzler des Ansbacher Markgrafen Georg sandte also einen besorgten Bericht aus Windsheim in seine alte Heimat: Die Täufer trieben in seiner beschaulichen neuen Heimat ihr Unwesen, so sah er es. Ansbach hatte 1525 die Reformation eingeführt, ebenso Nürnberg und die kleine, aber freie Reichsstadt Windsheim. =>
Novembernebel begrenzte die Hoffnung
Es schien ein Konflikt zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis zu sein: Diese Überhöhung erfuhr in Bayern ein Streit im Jahr 1831 darüber, wie Kinder aus konfessionellen Mischehen zu erziehen seien. Kein Zufall, so Christopher Clark in seinem opulenten Geschichtswerk „Frühling der Revolution“. In den Jahrzehnten des „Vormärzes“ vor 1848 geschah solche absolute Weltdeutung auch bei banalen Konflikten auf heilsgeschichtlicher Bühne. Besser: in pseudo-religiöser Sprache, auch wenn die Konflikte noch irdischer waren. Konkrete politische Ansprüche oder ökonomische Forderungen wurden zu Fragen gemeinschaftlicher Erlösung oder Verdammnis hochstilisiert: Die Gegner waren geradezu Ausgeburten der Hölle, die sich dem Heilsplan entgegenstellten. =>
Neue Lieder oder bewährte Traditionen?
Vor genau 500 Jahren entstand das erste Evangelische Gesangbuch: Zum Jahreswechsel 1523/24 kam eine erste kleine Liedsammlung der Reformation heraus. Anstoß dazu war jedoch zunächst nicht die Idee, einen allgemeinen Gemeindegesang zu schaffen, damit wohlklingende „Antworten auf das Wort Gottes“ zum Himmel steigen konnten. Nein, das entwickelte sich erst danach, so die Autoren des aktuellen Sammelbandes „Singt dem Herrn ein neues Lied: 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“. Aber der unmittelbare Impuls bestand in der Hinrichtung zweier Augustinereremiten, die die Reformation unterstützten: Am 1. Juli 1523 erlitten Hendrik Vos Vos und Johannes van Esschen auf dem Marktplatz zu Brüssel den Feuertod. Als Antwort darauf dichtete Luther die Verse „Ein neues Lied wir heben an“. =>
Streitlust – durch Umbruchzeiten befeuert?
Sind wir aktuell besonders aggressiv? Und überschreiten allzu schnell die Grenzen zwischen notwendigen Auseinandersetzungen um den richtigen Umgang mit allerlei Krisen bis hin zu persönlichen Angriffen? Wer eine andere Meinung hat, ist verantwortungslos, gar ein schlechter Mensch! Das scheint ein Blick in Internet-Foren zu bestätigen. Doch auch zuvor gab es genug Grenzverletzungen. Damit setzen sich die Franckeschen Stiftungen in Halle in ihrer aktuellen Jahresausstellung zum Thema „Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und Heute“ auseinander. Ausgerechnet der Gründer dieses historischen Waisenhauses, August Hermann Francke, ließ vor 300 Jahren einen Streit eskalieren … =>
Des Kaisers letzte Bilder
„Du sollst dir kein Bildnis machen“ – gut gemeint, aber undurchführbar? Gerade, wenn es um unsere Vorstellungen von Geschichte geht: Was ist überlieferungswert? Welche Vorstellungen formen unser historisches Bewusstsein? Es ist wieder Otto-Zeit. Otto der Große, der berühmteste der Kaiser seiner Dynastie starb vor 1.050 Jahren, also 973. Noch mit Anfang 60 war der Kaiser mit seinem Gefolge ständig unterwegs. Schließlich musste er an so vielen Orten wie möglich präsent sein. Ostern war er in Quedlinburg. Christi Himmelfahrt weilte der Kaiser in Merseburg. Weiter ging es in die Pfalz Memleben – wo er am 7. Mai 973 unerwartet starb. Im Magdeburger Dom wurde er dann zur letzten Ruhe gebettet – neben seiner ersten Ehefrau, der angelsächsischen Prinzessin Editha. =>
Moralisches Tun, um gut anerkannt zu sein?
Menschen mussten seit Anbeginn ihrer Entwicklung zusammenarbeiten, um erfolgreich zu sein – schon an der Schwelle der Entwicklung zum halbwegs vernunftbegabten Wesen war das für uns als „Mängelwesen“ effektiv. Dazu brauchte die Gruppe gemeinsame Ziele, bald auch kooperative Verhaltensweisen und gemeinsame Normen. „Die Erfindung von Gut und Böse“ lautet dazu der prägnante Untertitel von Hanno Sauers aktuellen großem Wurf über „Moral“. Auf knapp 400 Seiten schreibt er eine Geschichte unserer Wertvorstellungen – die sich seit Urzeiten kulturübergreifend in ziemlich ähnliche Richtungen entwickeln sollten. =>
Mächtig und fruchtbar gegen Dürre
Keine Frucht am Feigenbaum – da musste er doch gleich verdorren! Jesus interessierte es da einfach nicht, dass „nicht die Zeit für Feigen“ war (Markus 11,13 b). Schließlich war es kurz vor dem Passahfest, also Frühling. Und Feigen gibt es nun einmal selbst im Orient erst ab dem Spätsommer oder gar im Herbst. Kannte Jesus sich einfach nicht aus? Unwahrscheinlich. Als Sohn eines Zimmermanns sollte er mit Holz und auch Bäumen ein wenig umgehen können. Natürlich ist das ein Gleichnis – sicher bezogen auf die unmittelbar anschließende Tempelreinigung und die Lehr-Rede von rechtem Bitten und Glauben. =>
Göttliche Werkzeuge?
Immer wieder finden sich in antiken Sagen oder Legenden Berichte über Statuen oder Apparate, denen „durch den Willen eines Gottes oder den Zauber eines Magiers Leben eingehaucht wurde“. So fasst es Adrienne Mayor in ihrem Aufsatz zum Ausstellungskatalog „Maschinenraum der Götter“ zusammen. Das Frankfurter Liebieghaus, bekannt für seine Skulpturensammlungen, hat sie zum Leben erweckt. Halt! Waren animierte künstliche Wesen in der Antike überhaupt vorstellbar? =>
Sagenhaft, strafbar oder verdienstvoll?
Die Guten erhalten reichen Lohn. Ist es dies Versprechen, das die Schatzsuche so faszinierend macht? Nicht nur sagenhafte Reichtümer erwarten die Entdecker, sondern auch noch ein reines Gewissen beim Wühlen in Gold oder Edelsteinen. Das Kriminalmuseum Rothenburg bietet in einer großen Sonderausstellung mit rund 150 Exponaten von 20 Leihgebern einen fundierten Überblick über Schatzsuche. Der Katalog dazu gibt intensive Impulse. Halt: Was sind Schätze überhaupt? Truhen voller Gold oder der „Schatz im Himmel“ des Evangelisten Matthäus? Reliquien oder die Himmelsscheibe von Nebra? =>