Nein, einen Gefallen hat er sich sicherlich nicht getan – durch seine unsäglichen Thesen in Talkshows oder Podcasts war Richard David Precht öfter durch flache oder – besser – sehr steile Sätze aufgefallen, die bedenkliche Klischees verfestigten. Wollte er als ohnehin einer der bekanntesten Philosophie-Dozenten in Deutschland damit für seinen neuen Band der Philosophiegeschichte „Mache die Welt“ mehr Aufmerksamkeit erreichen? Dann ist sein Vorhaben gründlich schief gegangen: Menschen, die ihn vielleicht durch seine Auftritte erst wahrgenommen haben, werden eher nicht zu diesem Werk greifen. Andere sind abgeschreckt. Mir selbst ist mit diesem Buch im Urlaub viel Unverständnis begegnet nach dem Motto: „Von ihm liest du noch etwas?“ =>
Sesshaftes Leben als Schritt in die Zukunft?
Sie fühlten sich in Franken wohl. Und das schon vor rund 7.500 Jahren: Die Linearbandkeramiker siedelten damals schon am Main rund um Würzburg. Die fruchtbaren Lössböden und das milde Klima sagten ihnen besonders zu. Sie waren die allerersten Menschen mit festem Wohnsitz in unserer Region. Schon damals betrieben sie Ackerbau und Viehzucht. Daneben konnten sie Stoffe auf ersten Webstühlen fertigen und besaßen erste Töpferwaren mit den linearen Ritzverzierungen und Bändermustern, nach denen sie benannt sind. Sie besaßen praktisch schon das volle Programm späterer landwirtschaftlicher Kulturen. Nur Metallwerkzeuge fehlten – schließlich bewegen wir uns noch in der Jungsteinzeit. =>
Zuversicht auch in „tiefer Not“
Es stand ganz am Anfang der evangelischen Kirchenlieder: Martin Luther schrieb und komponierte das Lied „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“ bereits zur Jahreswende 1523/24. Damit war es das Werk einer Umbruchzeit und erschien in dem ersten Wittenberger Druck: 32 Chorgesänge stellte der Reformator 1524 in vierstimmiger Fassung vor. Dies Werk folgte bald auf die allererste Nürnberger Sammlung, dem „Achtliederdruck“. In den frühen Veröffentlichungen waren dem Lied „Aus tiefer Not“ unterschiedliche Melodien zugeordnet. Durchgesetzt hat sich die von Luther selbst geschaffene äußerst bildhafte Form. Gleich zu Beginn fällt sie von einem H in einer Quinte hinunter auf den tiefen Ton der Melodie, auf das tiefe E. Sie schwingt sich dann hoch hinauf zum D wie „Deus“ – so übliche Deutungen. =>
Strahlen durchdringen Himmel
Sterne überstrahlen die „Kathedrale“. Starke, expressive Formensprache geht mit einer neuen Sachlichkeit eine wirkungsvolle Verbindung ein. Diese Grafik des Titelblattes „trug wesentlich zur Wirkung der ersten Programmschrift des neu gegründeten Bauhauses bei“, so Ute Ackermann in ihrem Aufsatz im Katalog der aktuellen Werkschau Lyonel Feiningers, „und generierte eine enorme Anziehungskraft für die Schule“. Kathedrale und Bauhütte als bis heute gültige Symbole für das Bauhaus-Programm scheinen durch Feiningers Motivwahl einer Sakralarchitektur adäquat repräsentiert zu sein. Darüber weisen drei Sterne in fast adventlicher Ausdruckskraft den Weg und berühren den Himmel. =>
Geborgen im Kokon
Ist es eine schonende und nachhaltige Rückkehr der Körper in den Kreislauf der Natur? Ein „würdevoller Abschied“, wie Pröpstin Almut Witt vom Kieler Kirchenkreis Altholstein meint? Oder bedeutet die „Reerdigung“ gerade eine Verletzung der „Würde des Verstorbenen und des Pietätsempfindens der Allgemeinheit“, wie es der gerade aus dem Amt geschiedene bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek formulierte? Als eine seiner letzten Amtshandlungen legte er gegenüber dem Bestatterverband Bayern dar, dass diese Bestattungsform „in Bayern grundsätzlich nicht zulässig“ sei. Doch warum ist sie umstritten? =>
Angst vor Bedrohung eigener Ansprüche?
Eine große Sorge trieb Georg Vogler um: Würden die Chaoten in seinem neuen Ruhesitz die Macht gewinnen? Voller Unruhe verfasste er ein Schreiben an seinen ehemaligen Arbeitgeber. Nein, besser: Brot-herrn. Denn wir befinden uns im Mai 1535. Der Ex-Kanzler des Ansbacher Markgrafen Georg sandte also einen besorgten Bericht aus Windsheim in seine alte Heimat: Die Täufer trieben in seiner beschaulichen neuen Heimat ihr Unwesen, so sah er es. Ansbach hatte 1525 die Reformation eingeführt, ebenso Nürnberg und die kleine, aber freie Reichsstadt Windsheim. =>
Novembernebel begrenzte die Hoffnung
Es schien ein Konflikt zwischen den Kräften des Lichts und der Finsternis zu sein: Diese Überhöhung erfuhr in Bayern ein Streit im Jahr 1831 darüber, wie Kinder aus konfessionellen Mischehen zu erziehen seien. Kein Zufall, so Christopher Clark in seinem opulenten Geschichtswerk „Frühling der Revolution“. In den Jahrzehnten des „Vormärzes“ vor 1848 geschah solche absolute Weltdeutung auch bei banalen Konflikten auf heilsgeschichtlicher Bühne. Besser: in pseudo-religiöser Sprache, auch wenn die Konflikte noch irdischer waren. Konkrete politische Ansprüche oder ökonomische Forderungen wurden zu Fragen gemeinschaftlicher Erlösung oder Verdammnis hochstilisiert: Die Gegner waren geradezu Ausgeburten der Hölle, die sich dem Heilsplan entgegenstellten. =>
Neue Lieder oder bewährte Traditionen?
Vor genau 500 Jahren entstand das erste Evangelische Gesangbuch: Zum Jahreswechsel 1523/24 kam eine erste kleine Liedsammlung der Reformation heraus. Anstoß dazu war jedoch zunächst nicht die Idee, einen allgemeinen Gemeindegesang zu schaffen, damit wohlklingende „Antworten auf das Wort Gottes“ zum Himmel steigen konnten. Nein, das entwickelte sich erst danach, so die Autoren des aktuellen Sammelbandes „Singt dem Herrn ein neues Lied: 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“. Aber der unmittelbare Impuls bestand in der Hinrichtung zweier Augustinereremiten, die die Reformation unterstützten: Am 1. Juli 1523 erlitten Hendrik Vos Vos und Johannes van Esschen auf dem Marktplatz zu Brüssel den Feuertod. Als Antwort darauf dichtete Luther die Verse „Ein neues Lied wir heben an“. =>
Streitlust – durch Umbruchzeiten befeuert?
Sind wir aktuell besonders aggressiv? Und überschreiten allzu schnell die Grenzen zwischen notwendigen Auseinandersetzungen um den richtigen Umgang mit allerlei Krisen bis hin zu persönlichen Angriffen? Wer eine andere Meinung hat, ist verantwortungslos, gar ein schlechter Mensch! Das scheint ein Blick in Internet-Foren zu bestätigen. Doch auch zuvor gab es genug Grenzverletzungen. Damit setzen sich die Franckeschen Stiftungen in Halle in ihrer aktuellen Jahresausstellung zum Thema „Streit. Menschen, Medien, Mechanismen im 18. Jahrhundert und Heute“ auseinander. Ausgerechnet der Gründer dieses historischen Waisenhauses, August Hermann Francke, ließ vor 300 Jahren einen Streit eskalieren … =>
Des Kaisers letzte Bilder
„Du sollst dir kein Bildnis machen“ – gut gemeint, aber undurchführbar? Gerade, wenn es um unsere Vorstellungen von Geschichte geht: Was ist überlieferungswert? Welche Vorstellungen formen unser historisches Bewusstsein? Es ist wieder Otto-Zeit. Otto der Große, der berühmteste der Kaiser seiner Dynastie starb vor 1.050 Jahren, also 973. Noch mit Anfang 60 war der Kaiser mit seinem Gefolge ständig unterwegs. Schließlich musste er an so vielen Orten wie möglich präsent sein. Ostern war er in Quedlinburg. Christi Himmelfahrt weilte der Kaiser in Merseburg. Weiter ging es in die Pfalz Memleben – wo er am 7. Mai 973 unerwartet starb. Im Magdeburger Dom wurde er dann zur letzten Ruhe gebettet – neben seiner ersten Ehefrau, der angelsächsischen Prinzessin Editha. =>