Wie gehört die Dreieinigkeit zusammen?

Thun am See: Dreiheit der Fenster in der Kirche von Scherzlingen. Foto: KrausLeidenschaftlich wurde der Disput geführt – schon vor 1.700 Jahren. Und er beschäftigt uns noch heute: Bereits Kaiser Konstantin äußerte in einem Brief aus dem Jahr 324 sein Unverständnis gegenüber einem „geringfügigen“ Streit zwischen Christen in Nordafrika. Worum ging es? Kaum war die neue Religion im Römischen Reich anerkannt, stritten sich führende Denker und Theologen vehement um das Wesen der Person Jesu Christi und um die Trinität. Das klingt auch für unsere heutigen Ohren einigermaßen abstrakt. Doch den Christen damals war es mehr als wichtig: „Ich und der Vater sind eins.“ So überliefert Johannes (10,30) die Selbstvorstellung Jesu. Wie ließ sich damit umgehen? =>

Leidender – Liebender – Leitstern

Gotische Plastik, um 1300. Sog. “Roettgen-Pieta”. Holz. Bonn, Rheinisches Landesmuseum.Hat das Lied „O Haupt voll Blut und Wunden“ nicht schreckliche Inhalte? Es beschreibt besonders drastisch das qualvolle Sterben Jesu am Kreuz. Als ob es nicht schon genug in dieser Welt gäbe! Jesu Leiden soll dann noch „ich selber“ verschuldet haben! Was aber hat uns dieses Lied heute noch zu sagen? Eine Spurensuche zum 500. Gesangbuch-Jubiläum: Reimt sich „Freuden“ auf „Leiden“? Diese Zusammenstellung wirkt durchaus gewagt – nicht nur mit Blick auf die unterschiedlichen Doppelvokale. Es klingt auch innerlich völlig überdreht. =>

Fromme Frauen in Abwehr des Missbrauchs

Die heilige Formaïda von Alexandrien (Mittelbild, umrankt von 16 Szenen aus ihrem Leben und Sterben), russische Ikonen aus dem 18. Jahrhundert. Foto: BoréeWenn das kein klassischer Missbrauchsfall war! Der eigene Schwiegervater stellte Formaïda nach! Dabei tötete er die 15-Jährige mit dem Schwert – so die Legende. Dass sie in diesem Alter verheiratet war, erscheint normal – wirklich freiwillig? Doch nach ihrem Tod gelang ihr eine erstaunliche Karriere: Sie wurde schnell zur Heiligen. Und das, obwohl ihr Tod nicht im engeren Sinne aus dem Bekenntnis zu Christus begründet ist. Ihr Los trug sich gerade zum Ende des Römischen Reiches zu – um das Jahr 476 in Alexandria, als es schon christianisiert war. =>

Knotenpunkt künstlerischen Schaffens

Hans Holbein d. J.: Solothurner Madonna 1522, Details. Fotos: © David Aebi, Bern.Luther rühmte ihren Reichtum noch in den Tischreden: Augsburg war zur Zeit der Reformation eine der führenden Reichsstädte. Bereits im Oktober 1518 hatte er sie kennengelernt. Damals disputierte Luther dort drei Tage lang direkt im Anschluss an einen Reichstag mit Kardinal Cajetan in den Fuggerhäusern am Weinmarkt. Gleichzeitig war Augsburg nicht nur die Stadt des Geldes, sondern auch des Geistes und Heimat bedeutender Künstler – etwa Hans Holbein der Ältere (um 1465–1524) und Hans Burgkmair der Ältere (1473–1531). =>

Zerfall aller Wahrheiten?

Richard David Precht Ende 2023. Foto: paNein, einen Gefallen hat er sich sicherlich nicht getan – durch seine unsäglichen Thesen in Talkshows oder Podcasts war Richard David Precht öfter durch flache oder – besser – sehr steile Sätze aufgefallen, die bedenkliche Klischees verfestigten. Wollte er als ohnehin einer der bekanntesten Philosophie-Dozenten in Deutschland damit für seinen neuen Band der Philosophiegeschichte „Mache die Welt“ mehr Aufmerksamkeit erreichen? Dann ist sein Vorhaben gründlich schief gegangen: Menschen, die ihn vielleicht durch seine Auftritte erst wahrgenommen haben, werden eher nicht zu diesem Werk greifen. Andere sind abgeschreckt. Mir selbst ist mit diesem Buch im Urlaub viel Unverständnis begegnet nach dem Motto: „Von ihm liest du noch etwas?“ =>

Sesshaftes Leben als Schritt in die Zukunft?

Diese durchbohrten Zähne trugen Bandkeramiker bei Schweinfurt wohl als Schmuck. Foto: BoréeSie fühlten sich in Franken wohl. Und das schon vor rund 7.500 Jahren: Die Linearbandkeramiker siedelten damals schon am Main rund um Würzburg. Die fruchtbaren Lössböden und das milde Klima sagten ihnen besonders zu. Sie waren die allerersten Menschen mit festem Wohnsitz in unserer Region. Schon damals betrieben sie Ackerbau und Viehzucht. Daneben konnten sie Stoffe auf ersten Webstühlen fertigen und besaßen erste Töpferwaren mit den linearen Ritzverzierungen und Bändermustern, nach denen sie benannt sind. Sie besaßen praktisch schon das volle Programm späterer landwirtschaftlicher Kulturen. Nur Metallwerkzeuge fehlten – schließlich bewegen wir uns noch in der Jungsteinzeit. =>

Zuversicht auch in „tiefer Not“

Klug‘sches Gesangbuch mit dem Lutherlied „Ein feste Burg“. Foto: ThiedeEs stand ganz am Anfang der evangelischen Kirchenlieder: Martin Luther schrieb und komponierte das Lied „Aus tiefer Not schrei ich zu Dir“ bereits zur Jahreswende 1523/24. Damit war es das Werk einer Umbruchzeit und erschien in dem ersten Wittenberger Druck: 32 Chorgesänge stellte der Reformator 1524 in vierstimmiger Fassung vor. Dies Werk folgte bald auf die allererste Nürnberger Sammlung, dem „Achtliederdruck“. In den frühen Veröffentlichungen waren dem Lied „Aus tiefer Not“ unterschiedliche Melodien zugeordnet. Durchgesetzt hat sich die von Luther selbst geschaffene äußerst bildhafte Form. Gleich zu Beginn fällt sie von einem H in einer Quinte hinunter auf den tiefen Ton der Melodie, auf das tiefe E. Sie schwingt sich dann hoch hinauf zum D wie „Deus“ – so übliche Deutungen. =>

Strahlen durchdringen Himmel

Lyonel Feininger: Ausstellung in der Kunsthalle SchirnSterne überstrahlen die „Kathedrale“. Starke, expressive Formensprache geht mit einer neuen Sachlichkeit eine wirkungsvolle Verbindung ein. Diese Grafik des Titelblattes „trug wesentlich zur Wirkung der ersten Programmschrift des neu gegründeten Bauhauses bei“, so Ute Ackermann in ihrem Aufsatz im Katalog der aktuellen Werkschau Lyonel Feiningers, „und generierte eine enorme Anziehungskraft für die Schule“. Kathedrale und Bauhütte als bis heute gültige Symbole für das Bauhaus-Programm scheinen durch Feiningers Motivwahl einer Sakralarchitektur adäquat repräsentiert zu sein. Darüber weisen drei Sterne in fast adventlicher Ausdruckskraft den Weg und berühren den Himmel. =>

Geborgen im Kokon

Der Kokon, in dem die Umwandlung entsteht. Foto: PR Meine ErdeIst es eine schonende und nachhaltige Rückkehr der Körper in den Kreislauf der Natur? Ein „würdevoller Abschied“, wie Pröpstin Almut Witt vom Kieler Kirchenkreis Altholstein meint? Oder bedeutet die „Reerdigung“ gerade eine Verletzung der „Würde des Verstorbenen und des Pietätsempfindens der Allgemeinheit“, wie es der gerade aus dem Amt geschiedene bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek formulierte? Als eine seiner letzten Amtshandlungen legte er gegenüber dem Bestatterverband Bayern dar, dass diese Bestattungsform „in Bayern grundsätzlich nicht zulässig“ sei. Doch warum ist sie umstritten? =>

Angst vor Bedrohung eigener Ansprüche?

Brachten Täufer etwa in Augsburg oder Windsheim ein mühsam austariertes Gleichgewicht der Reformation ins Wanken, wie in Augsburg die Basilika St. Ulrich und Afra davor die Ev. St.-Ulrichs-Kirche? Foto: BoréeEine große Sorge trieb Georg Vogler um: Würden die Chaoten in seinem neuen Ruhesitz die Macht gewinnen? Voller Unruhe verfasste er ein Schreiben an seinen ehemaligen Arbeitgeber. Nein, besser: Brot-herrn. Denn wir befinden uns im Mai 1535. Der Ex-Kanzler des Ansbacher Markgrafen Georg sandte also einen besorgten Bericht aus Windsheim in seine alte Heimat: Die Täufer trieben in seiner beschaulichen neuen Heimat ihr Unwesen, so sah er es. Ansbach hatte 1525 die Reformation eingeführt, ebenso Nürnberg und die kleine, aber freie Reichsstadt Windsheim.  =>