„Es gibt kein Buch mit dem Titel ‚Nexus‘ von Yuval Noah Harari“, so belehrte mich ‚meine‘ Künstliche Intelligenz, als ich mit ihr über das genannte Werk diskutieren wollte. Doch! Das genannte Werk ist höchst real und liegt direkt vor mir. Und ist in den Weiten des Netzes auch nicht ganz spurlos verloren gegangen. Zumindest bot die KI an: „Gib mir gern mehr Kontext, und ich helfe dir weiter.“ Also tippte ich das Erscheinungsjahr 2024 des Buches ein. Das genügte – in fliegender Geschwindigkeit gab sie zu: „Entschuldige bitte die vorherige Verwirrung.“ Wenn ‚meine‘ KI menschlich gewesen wäre, hätte ich fast annehmen können, dass sie schon allein deswegen zunächst das Werk ignoriert hatte, weil es ihr Wirken in Frage stellte. =>
Maschine ohne Maß und Moral
„Es sieht menschlich aus, aber es ist pure Statistik.“ Mit diesen deutlichen Worten warnte Alena Buyx vor allzu hohen Erwartungen an die Künstliche Intelligenz (KI). Die Medizinethikerin bereicherte die Nürnberger Tagung über „Künstliche Intelligenz – die digitale Zukunft in der Pflege gestalten“ mit ihrem Vortrag zum Thema „Horror oder Heilsbringer? Ethische Aspekte von KI in der Pflege“. Die Evangelische Hochschule Nürnberg hatte interdisziplinär dazu eingeladen. Alena Buyx brachte viele Aspekte auf den Punkt – ohne zu vereinfachen. Durch ihren lebendigen und anschaulichen Vortrag riss sie mit. =>
Zwischen Massaker und Mythos
„Und wollen mit Tyrannen raufen“ – dieser Vers klingt kämpferisch und reimt sich gut auf die Titelzeile des Liedes „Wir sind des Geyers schwarzer Haufen“. In den folgenden Strophen ruft es zur Vergewaltigung von Adligen, zum Mord an Kindern und zu maßloser Gewalt auf. Ein authentischer Blick in die Welt der Bauernkriege? Mitnichten. Das Lied, häufig als Volkslied aus dem 16. Jahrhundert ausgegeben, entstand um 1920 im Umfeld der Bündischen Jugend. Bald grölten es die SS-Kampftruppen. Auch in der DDR lebte der Mythos weiter. Hat Florian Geyer dies alles verdient? =>
Rhythmen im Reigen der Gottesbegegnung
Ich brauche nur einen neuen beschwingten Rhythmus für mein Leben finden und alle Erstarrungen überwinden, dann kann ich teilhaben am Tanz der Auferstehung! So ließen sich zu Ostern die Gedanken des Würzburger Theologen Klaas Huizing zusammenfassen. Und dies geschieht schon inmitten des irdischen Lebens. Doch: Ist diese Leichtigkeit nicht ein wenig zu einfach? Natürlich gibt es Menschen, die schmetterlingsgleich im Sommerwind von einer Blüte zur nächsten schweben und sich überall erquicken. Fällt ihnen dann nicht auch die Teilhabe am Auferstehungstanz Jesu einfacher zu als den „Mühseligen und Beladenen“? Denjenigen, die im Leben alle Aufgaben und Pflichten bestmöglich zu erfüllen versuchen. Sie ringen immer wieder mit ihren Lebenswegen und können sich an deren Kreuzungspunkten nur schwer entscheiden – während anderen so viel leichter Zufriedenheit und Selbstakzeptanz zuzufallen scheinen! =>
Mitschwingen im Tanz der Auferstehung
Wie kann man in einer Welt voller Leid, Gewalt und Unsicherheit noch an Auferstehung glauben? Die traditionellen Bilder vom leeren Grab oder himmlischem Leben wirken auf viele Menschen heute fern und schwer greifbar. Der Würzburger Theologe Klaas Huizing schlägt eine andere Deutung vor: Er sieht Auferstehung als lebendige Erfahrung von „unendlicher Resonanz“. Wie lassen sich diese poetischen Worte theologisch füllen? So beschreibt Huizing die tiefe Verbindung Jesu zum Leben – berührt durch Frequenzen, die Jesus in Christen auslöst. Das ist mehr als ein traditionelles Glaubensbekenntnis. Es ist ein Schwingungsraum, der sich immer neu auftut, wenn Menschen sich berühren lassen – von Liebe und Hoffnung, Schmerz oder Schönheit. =>
Entlarven aller Sicherheiten und Selbstbilder
Warum lässt Gott immer wieder Leid zu – selbst in der Bibel? Allein schon in der Geschichte von Kain und Abel verhindert er nicht den Brudermord, damit die Lesenden dadurch einen Erkenntnisprozess gewinnen, wie der Würzburger Systematiker Klaas Huizing aufzeigte. Nun gut, es ist eine mythische Erzählung, kein irgendwie gearteter historischer Bericht. Das trifft für Huizing natürlich genauso auf Hiob zu – allein schon durch die Rahmenerzählung der Wette Gottes mit dem Satan. Der Gerechte leidet absolut schuldlos. Die Reden Gottes aus dem Wetter (Hiob 38) bleiben „unbefriedigend“, so Huizing. Sie bieten keinen akzeptablen Grund für Hiobs Leiden … =>
Beherrsche ich meine Unzulänglichkeiten?
Ist menschliche Schuld unausweichlich? Dieser Frage stellte sich Klaas Huizing im Rothenburger Wildbad. Dort hielt er am Buß- und Bettag im vergangenen Jahr bei der Fortbildung für Religionslehrende „Weltanschauungen im Gespräch“ den theologischen Abschlussvortrag. Wie können wir mit unseren Unzulänglichkeiten umgehen, obwohl wir ein tiefes Bedürfnis nach einem positiven Selbstbild haben? Diese Frage nach Verantwortung und Schuld gehört nicht nur zum Buß- und Bettag, sondern auch in die Passionszeit. Denn sie führt uns auf den Leidensweg Jesu, der „für uns“, also für unsere Verfehlungen in den Tod ging. Da ist es nötig, in jeder Biographie und an ihren Wendepunkten immer wieder neu zu klären, was darunter zu verstehen ist – wie auch die Passionszeit in jedem Kirchenjahr neu stattfindet. =>
Öffentlicher Disput ohne offenen Ausgang
Wie ließ sich die Reformation einführen, ohne ein Spielball der Unruhen auf den Straßen zu sein? Diese Frage trieb die Nürnberger Stadträte im Frühjahr 1525 um. Die Stimme der damaligen Reichsstadt hatte vor 500 Jahren Gewicht. Mit rund 40.000 Menschen war sie neben Köln eine der größten Städte im Deutschen Reich. Sie beherbergte die Reichskleinodien und präsentierte sie jährlich auf dem Hauptmarkt. Die Kaiser waren regelmäßig in ihren Mauern zu Gast – ebenso wie die Reichsversammlungen. Bereits vor dem Thesenanschlag Luthers hatte dessen ehemaliger Beichtvater und Vorgesetzter Johannes von Staupitz im Advent 1516 und in der Passionszeit 1517 öfter in der Kirche des Nürnberger Augustinerkonvents an der Sebaldus-Kirche gepredigt. Er schürte nicht mehr die Angst vor göttlichen Strafen, sondern wollte das Gewissen der Gläubigen entlasten. =>
Prächtige Kunst für problematischen Fürsten
Sie ist das größte Ausstellungsstück einer prunkvollen Schau: Die Moritzburg in Halle selbst, Sitz des örtlichen Kunstmuseums und nun der Sonderausstellung zur Frührenaissance. 1479 begann ihr imposanter Ausbau durch den jungen Ernst II., Erzbischof von Magdeburg. Als Elfjähriger kam er bereits Anfang 1475 in dies Amt. Denn er entstammte der Fürstenfamilie der Wettiner, deren Territorien an die Magdeburger Gebiete angrenzten. Damit war er der jüngere Bruder Friedrichs des Weisen (* 1463) . Da lohnt sich auch eine Beschäftigung mit ihm. =>
Geistliche Nahrung selbst für die Ärmsten
„Meine Eltern sind zu arm, mir eine Bibel zu beschaffen, und wir brauchen doch die Bibel, um Gottes Willen daraus zu lernen. Ich danke Ihnen daher vielmals, dass Sie so gütig gewesen sind, mir eine Bibel zu schenken! Ich will jetzt fleißig daraus lernen und Gottes Gebote mein Leben lang vor Augen und im Herzen behalten.“ So herzzerreißend schrieb die Schülerin Anna Barbara Barthin aus Barthelmesaurach bei Kammerstein. Im Dezember 1825 erhielt sie das lang ersehnte Geschenk rechtzeitig vor dem Weihnachtsfest. Der Centralbibelverein in Nürnberg, 1824 endlich gegründet, gab da gerade seine erste Ausgabe in einem neuen billigeren Druckverfahren heraus. Nach langen Mühen hatte er endlich vor genau 200 Jahren seine Arbeit aufnehmen können. =>