„Tötet sie alle, der Herr wird die Seinen erkennen.“ So soll der päpstliche Legat Arnaud Amaury 1209 den Befehl zum Massaker in Béziers gegeben haben. Der Glaube legitimierte die Gewalt – und umgekehrt. Der Augsburger Historiker Martin Kaufhold schlägt auf 400 Seiten Text in anschaulicher und leicht nachvollziehbarer Sprache Schneisen ins Dickicht mittelalterlicher Glaubensgeschichte. Er zeigt mentalitätsgeschichtlich, wie die mittelalterliche Kirche zunehmend zur Machtinstanz wurde. =>
Wenn sich selbst Jesus unbarmherzig zeigt …
Ist das nicht hart? Da kommt Jesu Familie zu ihm – und er weist sie brüsk zurück. „Draußen“ müssen sie bleiben. Anstatt Mutter und Brüder hereinzubitten, erklärt er die Menschen in dem Kreis um ihn herum zu seiner eigentlichen Familie. Fast klingt es, als verspottete er die Seinen. Warum nur diese Schroffheit? Ein Blick zurück macht die Situation verständlicher: Zehn Verse zuvor sind die Gründe gerannt: Mutter und Brüder „wollen ihn festhalten, denn sie sprachen: Er ist von Sinnen“ (Markus 3,21). Sie wollen Jesus schon so kurz nach dem Beginn seines unkonventionellen Wirkens wieder in ihre geordnete kleine Welt zurückbringen. … =>
„Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“
Hiob fragt beharrlich weiter. Und dies, obwohl seine Freunde schon ganz genau den Grund seines Leidens kennen: Irgendwo, zumindest unbewusst muss er Schuld auf sich geladen haben! Bereits die Propheten wettern ja ständig, dass Leiden und Verbannung die Konsequenz aus gottlosem Tun sind. Doch so klug sie auch reden – sie helfen dem Freund gerade nicht in seiner Not. Aus dem Anfang der Geschichte wissen wir: Hiob kann wirklich nichts für sein Leid. Der Satan will zeigen, dass er nur deshalb fromm ist, weil es ihm gut geht. Hiob ringt weiter mit diesem Gott, der sich ihm völlig ins Dunkle entzieht. =>
Aus vereinten Wurzeln den Aufbruch wagen
„Wir wollen die Partnerschaft nach gut 40 Jahren in die neue Generation tragen“, erklärt Klaus Eberius. Er ist nicht nur Pfarrer in Schillingsfürst, sondern auch Partnerschaftsbeauftragter des Dekanats Rothenburg mit dem Dekanat Hai in Tansania. Direkt an den Hängen des Kilimandscharo gelegen, umfasst Hai inzwischen 49 Gemeinden mit mehr als 100.000 Mitgliedern. Der damalige Rothenburger Dekan Johannes Rau und seine afrikanischen Partner legten 1982 das Fundament für diese Beziehung zwischen zwei Kirchen auf zwei Kontinenten.
Ab Mitte September soll diese Verbindung eine neue Tiefe bekommen: Sechs junge Erwachsene zwischen 20 und 30 Jahren reisen aus Tansania ins Taubertal – drei Frauen und drei Männer … =>
Filmreif verwickelt
Ein Stück im Stück – genauer: ein Film im Freilandtheater: Diese komplexe Erzählkonstruktion wagt das Freilandtheater mit seinem aktuellen Stück „Abgedreht“. Die Rahmenhandlung spielt im Jahr 1927 in einem mittelfränkischen Dorf, das um seine Zukunft bangt. Der Bürgermeister hat eine neuartige Idee: Ein Berliner Filmteam soll ein Historiendrama drehen – und zwar direkt in der Dorfidylle. Schließlich hat ein Dorfbursche begonnen, als Kameramann in der weiten Welt Karriere zu machen. Und welche Rolle spielt da ein dunkler und blinder Kapuzenmann? =>
Madonna und Monster, Muse und Mächtige?
Selig betrachtet sie ihr Kind: Die gotische Madonnenfigur aus der Zeit um 1400 genauso wie die „Stillende Mutter“ von Paula Modersohn-Becker ein halbes Jahrtausend später. Zwar erschien letztere bei ihrer Entstehung fast schockierend entblößt, doch in ihrer inneren Ausrichtung auf ihr Baby übertrifft sie viele Madonnen. Und dies auch, obwohl ihr Kind den Blick von ihr und der Nahrungsquelle abgewendet hat und anscheinend geradewegs auf uns Betrachtende aus dem Bild herausschaut. Dies sind nur zwei von 120 Exponaten aus sechs Jahrhunderten, die die Ausstellung „Mama – von Maria bis Merkel“ im Düsseldorfer Kunstpalast zeigt. Ein drittes Werk spannt den Bogen weiter … =>
Witz als Mittel der Wahrheitssuche
„Du meinst, das Zepter verleiht Macht, weil alle daran glauben, dass es Macht verleiht?“ So fragt die 13-jährige Ada ihren Vater Elos. Sie leben in einer magischen Welt, die in mittelalterlichen Strukturen erstarrt zu sein scheint. Auf den ersten Blick wirken „Die Spurenfinder und das Drachenzepter“ wie ein klassisches Fantasy-Abenteuer. Es ist für Jugendliche ab etwa zwölf Jahren gedacht. Gleichzeitig kommt es sprachlich leichtfüßig daher. Doch unter der spannenden Oberfläche und den pointierten Dialogen verbirgt sich mehr in dem neuen Werk, das Marc-Uwe Kling mit seinen Töchtern Johanna, Luise und Elisabeth geschrieben hat: Eine Auseinandersetzung über Themen wie Erinnerung, Wahrheit, Verantwortung und Generationswechsel – mit viel Tiefgang auch für Erwachsene. =>
Bilder, die flüstern – und schreien
Es ist das vielleicht stillste und zugleich eindrücklichste Bild (oben links) der Ausstellung: Häuser schweben in den Himmel, sitzen auf Wolken wie aus einem Kindermärchen. Sie tragen Heiligenscheine. Auf den ersten Blick wirkt das Gemälde fast naiv. Doch dann fällt der Blick auf die Einschusslöcher. Auf die Risse, die sich wie auf einer zersprungenen Glasscheibe über das Bild ziehen. Ein Haus ist getroffen, verwundet, gebrochen. Was bleibt, ist Erinnerung. „Dieses Bild zeigt nicht nur zerstörte Häuser“, erklärt die ukrainische Künstlerin und Kinderbuch-Illustratorin Kateryna Vodiana (VoKa). „Es zeigt die Stille nach der Explosion. Risse, die nicht mehr zu reparieren sind. Ein Zuhause, dem Wärme und Stimmen geraubt wurden.“ =>
Das erste Konzil und die letzte Instanz
Er erschien „engelsgleich“ – so berichtet es Eusebius von Caesarea (260/64– um 339) über den römischen Kaiser Konstantin beim Konzil von Nizäa. Mehr noch: „Wie ein Gesandter Gottes“ sei der Herrscher in Nizäa aufgetreten. Als Bischof von Palästina nahm der Gelehrte am Konzil teil. Und als einer der bedeutendsten kirchlichen Autoren der Spätantike prägte er das Bild des Kaisers in seiner „Vita Constantini“ (Das Leben Konstantins) entscheidend mit: Dieser erscheint da fast wie ein Heiliger in übernatürlichem Licht. Die Bischöfe und kirchlichen Entscheidungsträger, so Eusebius, zogen zu Beginn des Konzils durch das Spalier der kaiserlichen Leibgarde – und mussten überhaupt keine Furcht mehr vor deren gezückten Schwertern haben. Dabei hatte Eusebius die letzten Christenverfolgungen im Römischen Reich noch bewusst miterlebt. Welch ein Statuswechsel! =>
Neue Horizonte durch biblische Hoffnung
Geht das? Die gesamte Bibel auf hundert Seiten zu erklären – dazu noch im schmalbrüstigen Reclam-Format? Na gut, die Ausgabe ist nicht mehr ganz so handtellergroß wie die unzähligen quietschgelben Lesefrüchte zur Weltliteratur – aber immerhin! Wozu dann die unzähligen Regalkilometer von gefühlt zentnerschweren Folianten in theologischen Bibliotheken? Johanna Haberer stellt sich mit klarem Blick und poetischer Sprache dieser Herausforderung. Dabei macht die emeritierte Theologieprofessorin, Sonntagsblatt-Herausgeberin und gefragte Publizistin schnell deutlich: Die Bibel ist keinesfalls verstaubt – sondern sie lädt dazu ein, ihre Botschaft neu zu leben. =>