Das Engagement Ehrenamtlicher war ein hoffnungsvoll blühendes Pflänzchen bei der Betreuung demenzkranker Menschen – damals, vor zehn Jahren. Im Herbst 2013 stellte das Sonntagsblatt bereits Ruth Bannas Ideen für die Betreuung von demenzkranken Menschen vor, die regelmäßig Hilfe vom Zentralen Diakonieverein benötigen und Impulse von Ehrenamtlichen bekamen. Von Schillingsfürst aus koordiniert Banna als Pflegedienstleiterin die Tagespflege für die Dekanatsbezirke Rothenburg ob der Tauber und Leutershausen. Dabei blickt sie nun auf fast lebenslange Erfahrungen zurück: Seit genau 40 Jahren ist sie dabei. Geschäftsführer Bernhard Haager unterstützt sie intensiv. … =>
Wie Lebensverhältnisse verändern?
„Ich will so nicht mehr leben!“ Ist das nicht in den allermeisten Fällen eine angemessene Übersetzung, wenn Menschen an ihrem Lebensende um Assistierten Suizid bitten? Das war zunächst der allgemein Grundtenor in der Podiumsdiskussion „Selbstbestimmt sterben“ in Fürth. Viele alte Menschen, die ihren Lebensüberdruss ausdrücken, wollen Schmerzen oder die Einsamkeit vermeiden. Sie fühlen sich kaum noch von außen unterstützt oder haben Angst vor der Aufgabe ihrer Autonomie vor einem Umzug in ein Pflegeheim. Es kann sein, dass der Hund gestorben ist, der die Einsamkeit eines alten Herrn durchbrach und dem Alltag durchs Gassigehen Struktur gab. Dieses Beispiel brachte Hausarzt und Palliativmediziner Richard Sohn aus seiner Praxis mit. =>
„Spontan heißt nicht unwichtig“
Sogar ein Paar aus Kassel suchte den Kontakt mit der Rothenburger St. Jakobsgemeinde. Das berichtet Pfarrerin Claudie Schlottke. Gerade trifft sie zusammen mit Pfarrer Oliver Gussmann, mit Pfarrerin Heidi Wolfsgruber aus Uffenheim und Dekanatsjugendpfarrer Johannes Raithel aus Adelshofen-Tauberzell die letzten Vorbereitungen für das Projekt „einfach heiraten“. Die St. Jakobskirche in der Tauberstadt ist dabei eine von einem guten Dutzend Gemeinden, in denen am 23. März die Aktion stattfinden wird. Das Paar aus Kassel fand die Infos über die Aktion online: Sie hätten während der Corona-Zeit standesamtlich geheiratet und die kirchliche Hochzeit immer wieder verschoben, so Schlottke. Dann kam schon ein Kind – und die Taufe fand vor der kirchlichen Trauung statt. Diese wollen sie nun nachholen. … =>
Gewagter Neubau des brennenden Hauses
„Der Zank der theologischen Parteien ist wie ein Kinderstreit inmitten eines brennenden Hauses“, so Ernst Troeltsch schon früh. Er verstarb vor genau hundert Jahren am 1. Februar 1923. Rechtzeitig zu diesem Anlass erschien eine umfangreiche Einführung in sein Leben und Werk von Friedrich Wilhelm Graf, einem der größten Kenner dieses Theologen. Anhand seines 600-Seiten-Werkes sollen nun einige Schneisen in die Liebenswelt und die Denkhorizonte Ernst Troeltschs geschlagen werden. Dessen Vita ist schnell erzählt: Am 17. Februar 1865 erblickte er als ältester Sohn einer Arztfamilie in Haunstetten, inzwischen ein Stadtteil Augsburgs, das Licht der Welt. … =>
Letzte Versuchung Bonhoeffers?
Ist nicht schon längst alles gesagt, über Dietrich Bonhoeffer, den „protestantischen Heiligen“? Ralf Frisch, Professor an der Evangelischen Hochschule Nürnberg sowie lange theologischer Referent bei der Bayerischen Landessynode, geht in seinem aktuellen Buch „Widerstand und Versuchung“ neue Wege: Er untersucht noch einmal die Denkrichtungen des Berliner Theologen, der am 4. Februar 1906 das Licht der Welt erblickte. Frisch liest dessen „Widerstand und Ergebung“ aus der Haft nicht als wegweisenden Aufbruch zu neuen theologischen Ufern, sondern als Ausdruck einer Versuchung: Dabei gerate die Theologie Bonhoeffers im Gefängnis „aus den Fugen“. … =>
Wie soll ich dich empfangen …
„Allmächtd, der Thomas ist da.“ In übertriebener Geste breitet der Freund die Arme aus. Was macht das mit dem Begrüßten? Fühlt er sich willkommen? Oder abgestoßen von zu viel Begeisterung? Natürlich war dieser Empfang künstlich! Schließlich gehörte er zu einem Anspiel von verschiedenen Begrüßungsszenen: Mit ihnen sah sich ein Teilnehmer konfrontiert. Von der beschriebenen überströmenden Herzlichkeit bis zu einem genervten Blick auf die Uhr. Am zweiten Adventswochenende fand wieder der „Cursillo“ im Rothenburger Wildbad statt … =>
Rückblick auf eine Epoche des Wandels
Nein, auch nach diesem Weihnachtsfest kommt für ihn keine Langeweile auf. Davon ist Jürgen Zenker, Vorstand der Dienste für Menschen bei Diakoneo, überzeugt. Zum Jahresende verabschiedet er sich in den Ruhestand. Am 11. Dezember findet seine offizielle Verabschiedung in der Neuendettelsauer Kirche St. Laurentius statt. Fünf Tage später will er alle seine Dienstschlüssel abgegeben haben. Dabei kennt er seit 32 Jahren jedes Schlagloch und jede Baustelle auf der A6 zwischen Nürnberg und Neuendettelsau persönlich. =>
Dunklen Orten keine Chance geben!
Gibt es dunkle Treppenaufgänge im Gemeindehaus? Wer hat alles noch Schlüssel für die Sakristei, obwohl er oder sie schon längst keine Blumen mehr für den Altar bringt? Haben die Mitarbeitenden transparente und verbindliche Vereinbarungen für den grenzachtenden Umgang der Mitarbeitenden untereinander, die das Verhältnis für Nähe und Distanz regeln? Plötzlich stehen solche Fragen und Dutzende weiterer im Raum. Sie stammen aus einem achtseitigen „Fragebogen zur Risiko- und Potentialanalyse der ELKB 2022“. Jede Kirchengemeinde und jede KITA im ganzen evangelischen Bayern soll dies in den nächsten drei Jahren angehen. Denn es ist Teil des Schutzkonzeptes zur Vorbeugung gegen sexualisierte Gewalt. =>
Neue Chancen für Rouhollah und Luisa
Rouhollah Abbasi kam einfach nicht zu Arbeit. Der angehende Stuckateur bei der Rothenburger Karl Schmidt GmbH hinterließ eine Lücke bei laufenden Bauprojekten – ohne dass jemand in seiner Firma wusste, was mit ihm los war. Nach einer guten Woche stellte sich heraus: Er trauerte um eine Cousine, die in Afghanistan gestorben war. Es war nicht die einzige depressive Phase Rouhollah Abbasis. Er stammt aus einer afghanischen Familie, die bereits vor seiner Geburt in den Iran geflüchtet war. Auch dort lebten sie mit ungewissem Aufenthaltsstatus. Alle paar Monate mussten sie diesen erneuern. Mit 21 Jahren gelangte er 2016 allein nach Rothenburg. =>
Paradies voller Albträume
„Eines hatten alle gelernt: zu überleben“, erinnert sich Shlomo Arad. Er lebte ab Anfang 1946 im jüdischen Waisenhaus Strüth bei Ansbach. Ansonsten hatten die allermeisten jüdischen Kinder bislang kaum eine Schule besucht. Wie denn auch? Zur Vernichtung waren sie bestimmt. Schließlich war ihre Arbeitskraft gering. Wahrscheinlich war jeder Vierte Ermordete minderjährig – wohl mindestens anderthalb Millionen. Dennoch überlebten einige Kinder und Jugendliche auf verschlungenen Wegen … =>