Neue Horizonte durch biblische Hoffnung

Sonntagsblatt-Herausgeberin Johanna Hagerer hat ein neues kompaktes Buch zur Einführung in der Bibel veröffentlicht. Foto: epd/FGeht das? Die gesamte Bibel auf hundert Seiten zu erklären – dazu noch im schmalbrüstigen Reclam-Format? Na gut, die Ausgabe ist nicht mehr ganz so handtellergroß wie die unzähligen quietschgelben Lesefrüchte zur Weltliteratur – aber immerhin! Wozu dann die unzähligen Regalkilometer von gefühlt zentnerschweren Folianten in theologischen Bibliotheken? Johanna Haberer stellt sich mit klarem Blick und poetischer Sprache dieser Herausforderung. Dabei macht die emeritierte Theologieprofessorin, Sonntagsblatt-Herausgeberin und gefragte Publizistin schnell deutlich: Die Bibel ist keinesfalls verstaubt – sondern sie lädt dazu ein, ihre Botschaft neu zu leben. =>

Maschine ohne Maß und Moral

Ethikerin Alena Buyx im Evangelischen Sonntagsblatt aus Bayern„Es sieht menschlich aus, aber es ist pure Statistik.“ Mit diesen deutlichen Worten warnte Alena Buyx vor allzu hohen Erwartungen an die Künstliche Intelligenz (KI).  Die Medizinethikerin bereicherte die Nürnberger Tagung über „Künstliche Intelligenz – die digitale Zukunft in der Pflege gestalten“ mit ihrem Vortrag zum Thema „Horror oder Heilsbringer? Ethische Aspekte von KI in der Pflege“. Die Evangelische Hochschule Nürnberg hatte interdisziplinär dazu eingeladen. Alena Buyx brachte viele Aspekte auf den Punkt – ohne zu vereinfachen. Durch ihren lebendigen und anschaulichen Vortrag riss sie mit. =>

Zwischen Massaker und Mythos

Deutungen des Bauernkriegs in Franken.„Und wollen mit Tyrannen raufen“ – dieser Vers klingt kämpferisch und reimt sich gut auf die Titelzeile des Liedes „Wir sind des Geyers schwarzer Haufen“. In den folgenden Strophen ruft es zur Vergewaltigung von Adligen, zum Mord an Kindern und zu maßloser Gewalt auf. Ein authentischer Blick in die Welt der Bauernkriege? Mitnichten. Das Lied, häufig als Volkslied aus dem 16. Jahrhundert ausgegeben, entstand um 1920 im Umfeld der Bündischen Jugend. Bald grölten es die SS-Kampftruppen. Auch in der DDR lebte der Mythos weiter. Hat Florian Geyer dies alles verdient? =>

„Unsere Kirchen bleiben Zufluchtsorte“

Symbolbild zum Kirchenasyl Foto: epd/F und PR„Wir schauen auf jeden einzelnen“, versicherte Stephan Reichel bei einem Vortrag in der Rothenburger St. Jakobsgemeinde Anfang Mai. Auf seine Vermittlung hin hatte die Gemeinde zwei Monate zuvor kurzfristig ein Kirchenasyl durchgeführt. Zwei junge Männer aus Syrien, Cousins, sollten Mitte März von der Tauber nach Bulgarien abgeschoben werden. Dort waren sie zuerst in Europa registriert worden.  Nach dem „Dublin-Abkommen“ ist derjenige europäische Mitgliedsstaat für die Bearbeitung eines Asylantrags zuständig, in dem die Geflüchteten zuerst registriert wurden. Dennoch waren die beiden jungen Syrer aus Rothenburg schon beinahe sechs Monate in Deutschland – nach dieser Zeit läuft die Frist für eine solche Abschiebung ab. Nur noch die letzten drei Wochen waren zu überbrücken, als die Behörden entsprechend auf sie aufmerksam wurden. =>

Rhythmen im Reigen der Gottesbegegnung

Oluf Hartmann: Jakobs Ringen mit dem Engel (Detail), 1907. Bild: akgIch brauche nur einen neuen beschwingten Rhythmus für mein Leben finden und alle Erstarrungen überwinden, dann kann ich teilhaben am Tanz der Auferstehung! So ließen sich zu Ostern die Gedanken des Würzburger Theologen Klaas Huizing zusammenfassen. Und dies geschieht schon inmitten des irdischen Lebens. Doch: Ist diese Leichtigkeit nicht ein wenig zu einfach? Natürlich gibt es Menschen, die schmetterlingsgleich im Sommerwind von einer Blüte zur nächsten schweben und sich überall erquicken. Fällt ihnen dann nicht auch die Teilhabe am Auferstehungstanz Jesu einfacher zu als den „Mühseligen und Beladenen“? Denjenigen, die im Leben alle Aufgaben und Pflichten bestmöglich zu erfüllen versuchen. Sie ringen immer wieder mit ihren Lebenswegen und können sich an deren Kreuzungspunkten nur schwer entscheiden – während anderen so viel leichter Zufriedenheit und Selbstakzeptanz zuzufallen scheinen! =>

Heraustreten aus „ideellen Fertighäusern“: Kirchentag in Hannover

Impression vom Kirchentag in HannoverWie politisch darf und soll Kirche sein? Diese Frage beherrschte ausgesprochen und genauso unausgesprochen den 39. Evangelischen Kirchentag in Hannover. Schon im Vorfeld diskutierten gerade fromme Christen darüber, ob es sich noch lohnt, überhaupt zum Kirchentag zu fahren. Pastor Stefan Felber als Leiter des Gemeindehilfsbundes mit Sitz in Walsrode etwa riet in der Zeitschrift „idea“ schon vor dem 30. April davon ab. „Er stellt nicht mehr nur die legitime Vielfalt der Kirchen dar, sondern schließt die sündhafte, auch interreligiöse Vielfalt der Welt ein“, argumentierte er. Auf wertvolle Begegnungen und den Öffentlichkeitsanspruch der Kirchen verwies hingegen sein Diskussionspartner Andreas Dreyer. Zuvor schon gab es viel Kritik daran, dass etwa keine AfD-Mitglieder zu Veranstaltungen eingeladen worden waren. =>

Die letzte Fahrt

Funde aus dem Wagengrab, Ausstellung des GNM.Es war ein spektakulärer Fund, der Archäologen 2011 im niederbayerischen Essenbach gelang: Überreste eines bronzezeitlichen Prunkgrabs, in dem ein hochrangiges Mitglied der damaligen Gesellschaft mit einem Zeremonialwagen feuerbestattet worden war. Erstmals sind die Funde aus dem Wagengrab nun bis zum 7. Januar in einer Sonderausstellung im Germanischen Nationalmuseum (GNM) zu sehen. Sie belegen, dass der Bestattete ein bedeutender politischer, wirtschaftlicher und religiöser Akteur war, der als Teil eines weit über Europa hinausreichenden Elite-Netzwerks agierte. =>

Wie Aktive die Kirchenräume überschreiten

Kleiner "Hirte" bei der kunterbunten Stadtrallye in Coburg„In drei Tagen sind wir komplett ausgebucht“, erklärt Heinrich Horlebein. Dann haben sich 105 Kinder zwischen acht und 13 Jahren zum Zeltlager am Untermain angemeldet. Mit gut zwei Dutzend Engagierten verbringen sie die zweite Woche der Pfingstferien zusammen – teils schon in der dritten Generation. Denn seit 50 Jahren besteht das „Evangelische Zeltlagerteam Untermain“ in der Region Miltenberg.  Ebenso beliebt ist die „Kirche Kunterbunt“ in Coburg: 400 bis 600 Menschen sind jeweils bei den Erlebnisgottesdiensten dabei, die meist alle zwei Monate stattfinden. Die Organisatoren rund um Bertram Unger engagieren sich dabei für „eine Kirche, in die auch Pippi Langstrumpf aus der Villa Kunterbunt gerne gehen würde“. =>

Wege zu heilsamen Begegnungen

Alpaka - auch bei der Hospizarbeit eingesetztSphärische Klänge erfüllten den Theatersaal. Fast ließ sich vergessen, dass er mit mehr als 150 Menschen gut gefüllt war! Beinahe wie die meditativen Töne einer sanft gespielten Konzertgitarre erklang es – hm, vielleicht etwas metallischer. Ein Glockenspiel? Nein, „Handpan“ heißt das Instrument: Gleich einer riesigen Muschel aus Metall entlockte ihr Alwin Steinle mit streichelnden Händen die melodischen Töne. Neben ihm sang Susanne Sonnleitner. Regelmäßig begleiten beide Musiker auch Trauerfeiern. Und sie umrahmten den 21. Mittelfränkischen Hospiztag, der sich Mitte Juni  im Rothenburger Wildbad traf. Dort fanden Engagierte aus gut 15 Hospizgruppen der ganzen Region zusammen. Der Rothenburger Hospizverein mit rund 60 Aktiven um Petra Underbrink hatte für sie vielfältige Impulse vorbereitet. Wie können etwa Alpakas im Hospiz helfen? =>

Weltgebetstag zu Palästina noch möglich?

Brunhilde Raiser und Sally Azar. Fotos: privat/Andrea Krogmann KNA (WGT)„Wir hatten beide furchtbare Angst – wir haben nicht miteinander gesprochen. Er hat nur in die Ecke gestarrt und ich auf seine Hand.“ So berichtet Musa Abu Hashhashs, der für die Menschenrechtsorganisation B’Tselem tätig ist, in dem Informationsmagazin zum Weltgebetstag am 1. März 2024 in dramatischer Form: Mit einem Israeli steckte er über eine Stunde in einem Fahrstuhl fest. Neben ihm stand eine große Tasche: „Er dachte offenbar, ich hätte Sprengstoff dabei und würde mich mit ihm in die Luft sprengen. Dann bekam ich auch Angst, denn ich sah, dass er ein Gewehr hatte.“ Diese Episode findet sich in der Informationsbroschüre zum kommenden Weltgebetstag der Frauen am 1. März 2024. Zum zweiten Mal nach 30 Jahren haben Christinnen aus Palästina die Liturgie ausgearbeitet, obwohl noch rund ein Prozent dort christlich geprägt sind – 50.000 Menschen. Sicher steckt der „Fahrstuhl“ im Heiligen Land seit Jahrzehnten fest. Und nach den Ereignissen am 7. Oktober mehr denn je. Lässt sich ein solcher Gebetstag jetzt noch feiern wie geplant – zumal in Deutschland? =>