Taufe in der Tauber – warum nicht? Inzwischen setzt auch die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern mit diesem Sakrament draußen in der Schöpfung Akzente. Davor hatten vor allem die Kirchen in nördlicheren Gefilden Deutschlands schon längst das Meer und Seen oder Flüsse als Taufort neu entdeckt. Nach dem Hochzeitsfest nun die Taufe: Die bundesweite Taufinitiative der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) lädt rund um den Johannistag oder kurz danach zu Tauffesten im Grünen ein – vorzugsweise an natürlichen Gewässern … =>
Tastende Suche nach neuen Takten
„Auf den Scherbenhaufen / ist es schwer zu laufen.“ So sang Jelena Herder leider nur vor wenigen Zuhörenden in der größten Mittagshitze – doch am passenden Ort: in der Ruine des Katharinenklosters in der Nürnberger Altstadt. Für mich einer der wichtigen Kirchentags-Kommentare. Die großen Problemfelder unserer Zeit liegen offen zutage: Ukrainekrieg, Klimakrise und die Nachwirkungen der Coronazeit. Um diese Horizonte zu umreißen, dazu bedarf es offenbar keinen Kirchentag. Er bot aber ein Forum, um viele Argumente noch einmal auszutauschen und zu beleuchten, um miteinander im Gespräch zu bleiben und nach gangbaren Wegen zu suchen. … =>
Sagenhaft, strafbar oder verdienstvoll?
Die Guten erhalten reichen Lohn. Ist es dies Versprechen, das die Schatzsuche so faszinierend macht? Nicht nur sagenhafte Reichtümer erwarten die Entdecker, sondern auch noch ein reines Gewissen beim Wühlen in Gold oder Edelsteinen. Das Kriminalmuseum Rothenburg bietet in einer großen Sonderausstellung mit rund 150 Exponaten von 20 Leihgebern einen fundierten Überblick über Schatzsuche. Der Katalog dazu gibt intensive Impulse. Halt: Was sind Schätze überhaupt? Truhen voller Gold oder der „Schatz im Himmel“ des Evangelisten Matthäus? Reliquien oder die Himmelsscheibe von Nebra? =>
Düstere Dichterin auf schwankenden Böden
Der „Knabe im Moor“ hetzt über schwankenden Grund, während der jagende Wind und knarrendes Schilf den verdammten, ungetreuen Seelen eine Stimme geben. Nicht umsonst gilt die Verfasserin dieses Gedichtes, Annette von Droste-Hülshoff, im Münsterland als „Spökenkiekerin“, Geisterseherin. Vor 175 Jahren, am 24. Mai 1848, starb sie. In meiner Heimat, im Münsterland, kommt immer noch fast niemand an ihr vorbei: Ein altmodisches Fräulein, das düstere Gedichte verfasste. Dazu noch stramm katholisch: Schließlich halfen „Drosten“ ehemals den Fürstbischof von Münster als Vögte oder Truchsesse. Aber nicht allein mystisch angehaucht war sie, sondern mit fast unheimlichen Bildern, in denen sich innere Verzweifelung mit schwankendem Grund und bedrohlichen Gewittern untrennbar verwoben. =>
Lob der Gänseblümchen
Tief muss sich bücken, wer dies unscheinbare Blümchen wahrnehmen will: Schließlich ist es nur wenige Zentimeter hoch, das Gänseblümchen. Gerade erst habe ich eine gute Handvoll der Blütenköpfchen gepflückt. Bald wachsen sie dann wieder nach – schließlich sind die kleinen Pflänzchen fast unverwüstlich. Selbst nach dem Mähen sind sie schnell wieder da. Nur leider meldet sich inzwischen mein Rücken beim Pflücken, bevor ich viel gesammelt habe. Andererseits sind sie wirksame Heilpflanzen. =>
Schein und Sein in prunkvollen Spiegeln
Er hatte anscheinend auf ganzer Linie gesiegt: Vor genau 400 Jahren, 1623, stand der bayerische Herzog Maximilian I. auf dem Höhepunkt seiner Macht: Feierlich übertrug ihm der Habsburger Kaiser Ferdinand II. die Kurwürde anstelle des geächteten Friedrichs von der Pfalz. Dieser Staatsakt zeigte, wie eng die katholischen Dynastien der Habsburger und Wittelsbacher an der Gegenreformation wirkten – und ohne Herzog Max ging schier gar nichts mehr: Er hatte den Pfälzer „Winterkönig“ bei der Schlacht am Weißen Berg vor Prag geschlagen – und mit ihm die protestantische Seite gleich zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Trieben die Reformatoren nicht hilflos im Wasser, während das Schiff der rechtmäßigen Kirche majestätisch vorbeisegelte? =>
Unendlich verwoben zur Ehre Gottes
Scheinbar unendliche Spiralmuster und feinste gemalte Flechtwerke zieren die uralten Pergamente. Während das Abendland vor dem Ansturm der Völkerwanderungen und der damit verbundenen Wirren in die Knie ging, blieben am äußersten Rand Europas uralte Traditionen lebendig und verschmolzen mit dem jungen Christentum zu einer neuen Einheit durch eine unverwechselbare Klosterkultur. Die „insulare Buchmalerei“ auf den britischen Inseln schuf besonders feine Initialen und kunstreiche Ornamente: Spiral-, Knoten- und Flechtmuster gelangten in dem Kultruraum zur höchsten Blüte. … =>
Mütter ehren – Frauenarbeit verwehren
„Ehre Deine Mutter!“ Während vor hundert Jahren Ruhrkampf und Hyperinflation tobten, warben deutsche Blumenhändler und Pralinenhersteller exakt damals und in den folgenden Jahren auf diese Weise. Der Sonntag, 13. Mai 1923, stand ausgerechnet im Zeichen des ersten übergreifenden deutschen Muttertages – wenn er auch noch nicht so offiziell im Kalender stand. So Julia Paulus in ihrem Essay „Von idealisierten Müttern und ‚seelenlosen Weibern‘“ in dem historischen Sammelband „Krise! Wie 1923 die Welt erschütterte“ . Irgendwie mussten die Blumen und Süßwarenhändler damals die Menschen doch dazu bringen, inmitten einer der größten Krisen des Jahrhunderts auch noch ihre Geschäfte zu betreten! Eine geniale Werbeidee? Das wäre nach hundert Jahren außerhalb einschlägiger Ausbildungsgänge der Werbeindustrie nicht weiter erwähnenswert – wenn dies alles gewesen wäre. … =>
Gesangbücher prägen Glaubensformen
Auf zwölf Seiten erschienen acht Lieder zu fünf Melodien: So wenig spektakulär es heute erscheint, markiert es doch eine musikalische Zeitenwende: Denn vor 500 Jahren, zur Jahreswende 1523/24, erschien mit dem „Achtliederbuch“ der Vorläufer des heutigen Evangelischen Gesangbuchs. Zwar war Wittenberg als Druckort angegeben – doch hatten die Auftraggeber auf das technische Können Nürnbergs zurückgegriffen: In der Werkstatt von Jobst Gutknecht erschienen vier Luther-Lieder und Werke von Paul Speratus sowie wohl von Justus Jonas. Die Reichsstadt als Erscheinungsort „musste damals wohl geheim gehalten werden, denn die Nürnberger waren mit dem Protestantismus einfach noch nicht so weit“, meint Thilo Liebe vom Landeskirchlichen Archiv in Nürnberg, … =>
Sinn des Glaubens – Schnelle Einführung möglich?
Welchen Sinn hat der Glaube? Die Wunder der Schöpfung oder unerklärliche Phänomene in der Welt – schreien sie nicht gerade nach dem Glauben an einen allmächtigen und helfenden Gott? Während immer mehr Kirchen leer bleiben, dafür die Austrittszahlen stark ansteigen und immer weniger junge Menschen christlich sozialisiert sind, begab sich der Physiker Harald Lesch sonntags zweimal für „Terra X“ auf Spurensuche. Oder ist für Gott in der Welt kein Platz mehr – nachdem die Menschheit den Himmel und das All erobert hat sowie der Urknall als Beginn der Schöpfung entschlüsselt ist? =>