Zu Beginn der Adventszeit habe ich mein Keyboard entstaubt. Allzu lange dämmerte es auf dem Dachboden vor sich hin – mit einem weihnachtlichen Notenheft. Nun kann es endlich wieder aufwachen. In einem anderen Leben habe ich mal Klavier gespielt. Viel zu wenig ist davon geblieben. Unter uns: Meine Bemühungen sind noch nicht wieder so weit gediehen, dass sie meine Umwelt erfreuen würden. Aber zum Glück hat auch dies Instrument einen Anschluss für Kopfhörer. So kann ich selbst diesen Tonfolgen nachspüren. Sobald meine Gedanken aber wandern und nicht mehr auf die Melodie zentriert sind, stolpern meine Finger. Etwa, wenn ich darüber nachdenken, was ich alles in diesem Jahr nicht gemacht habe: Reisepläne mussten wir mehr als einmal stornieren. Auch jetzt in der Weihnachtszeit setzen wir uns lieber nicht in Züge. =>
Schelmenroman über Schahvisite in der Reichsstadt
„Da konnte ich nur einen Schelmenroman schreiben“, so Leonhard F. Seidl über seinen neuen Rothenburg-Roman. Der „Besuch eines Kaisers in der Reichsstadt“ faszinierte ihn besonders: genauer gesagt die Stippvisite des damaligen Schahs Mohammad Reza Pahlavi mitsamt der bezaubernden Farah Diba an der Tauber im Sommer 1967. Wenige Tage später, am 2. Juni 1967, als das Herrscherpaar nach Berlin weitergereist war, kam es dort zu den denkwürdigen Demonstrationen gegen den Schah, die in der Ermordung Benno Ohnesorgs gipfelten. Noch aber sind wir längst nicht so weit: Vor der Tragödie liegt die Posse. =>
Schwindelfreie und vorwitzige Engel
Die Engel sind unterwegs. Gerade am Ende dieses Corona-Jahres haben uns die Himmelsboten offenbar mehr zu sagen als zu anderen Zeiten. Doch auch die weihnachtlichen Gemälde alter Meister aus der Zeitenwende um 1500 bevölkern variantenreiche Engel. Da balancieren ihre Darstellungen auch den Wandel der Vorstellungen. Was geschah da bei schwindelfreier Ansicht? Benno Baumbauer ist Leiter der „Sammlung Malerei bis 1800 und Glasmalerei“ im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg. Es ist nun aufgrund der Corona-Lage geschlossen. Doch Baumbauer hat in einem Zoom-Gespräch eine kleine Auswahl der alten Werke für das Sonntagsblatt vorgestellt. =>
Hoffnung gegen Hilflosigkeit
Außer Paracetamol und einem Malaria-Medikament gibt es keine Behandlung.“ Die aktuelle gesundheitliche Situation in Sierra Leone fasst Carmen Schöngraf, Geschäftsführerin der ora-Kinderhilfe, mit diesem Satz zusammen. Dreißig Stunden war sie unterwegs – nur für die Rückreise Anfang Dezember nach Berlin. Doch „wir haben gemerkt, wie die digitale Begleitung unserer Projekte dort an ihre Grenzen kam.“ So führte sie ihre erste Auslandsreise in diesem Corona-Jahr in eines der ärmsten Länder der Welt. Seit den Zeiten des Bürgerkrieges in dem Jahrzehnt nach 1991 bestimmen Armut, Krankheit und Perspektivlosigkeit das Leben dort. Die Ebola-Epidemie in den Jahren 2014/15 verschlimmerte zusätzlich das Elend dort. =>