Sonnenkringel flirren auf dem dunklen Samt des Waldsees. Ihr Funkeln zieht Kreise – im Takt meiner Bewegungen. Oder spiegelt es den Atemhauch des Windes, der durch die Weiden streicht? Wende ich mich um, tauche ich mitten durch die Äste – ohne sie zu spüren. Denn es ist das Spiegelbild der Bäume, die den See im Hintergrund umrahmen. So nutzte ich Himmelfahrt zum Atemholen – nur zwei Fahrradstunden von zu Hause entfernt. Dieser Feiertag lenkte unser Augenmerk nach oben. Pfingsten weitet erneut den Blick. Zumindest für diejenigen, die bislang im Zuge der Corona-Krise Angst um ihren Sommerurlaub im Süden haben mussten, besteht Hoffnung. =>
Behandlung im Schatten der Schirmakazie
„Es war ein ergreifendes Bild, die wilden Gestalten demütig unter das Wort Gottes gebeugt sitzen zu sehen.“ So notierte es Johann Buchta für die Nachwelt. Der oberfränkischen Bauernsohn aus Herrnschrot bei Münchberg und Rummelsberger Diakon (1902–1958) gelangte 1931 ins heutige Tansania. Direkt bei seiner Ankunft im März in der Hafenstadt Momba wohnte er der beschriebenen Taufe bei. Bald schon zog es ihn weiter ins Gebiet der Massai am Kilimandscharo. Für die kommende Ausstellung „Ferne Nächste“ ist Thomas Greif der Leiter des Diakoniemuseums in Rummelsberg, derzeit Exponaten und Erinnerungen von Menschen auf der Spur, die von Bayern aus in der Mission unterwegs waren. Für den 24. September ist nach bisherigem Stand die Eröffnung geplant. Der Rahmen, in dem das dann möglich ist, wird sich zeigen. Doch die Ausstellung selbst steht. Trotz Corona „sind wir gut im Zeitplan“, so Greif. Und die ersten kuriosen Stücke sind schon eingetrudelt. =>
Einschränkungen fördern innere Sammlung
„Aber sie haben auch guten Seiten, diese Einschränkungen.“ So schreibt Süleyman Bahn vom Mevlana Verein e.V. in seiner Dankesantwort. Sie ging an den Nürnberger Stadtdekan Jürgen Körnlein und an Thomas Amberg, der als Pfarrer und Islamwissenschaftler das Nürnberger Begegnungszentrum „Die Brücke – Köprü“ leitet. Die evangelischen Vertreter hatten der islamischen Gemeinschaft zu Beginn des Ramadans ihr Mitgefühl versichert. Und sie hatten betont, dass sie auch von christlicher Seite aus die Begegnungen bei der Feier des Fastenbrechens vermissen. Üblicherweise seien sie ansonsten während des Ramadans „alle zwei bis drei Tage“ abends zum Fastenbrechen bei den muslimischen Gemeinden im Nürnberger Raum eingeladen, so Amberg. Doch nun, zu Corona-Zeiten, musste nach dem Oster- und Passahfest jetzt auch der Ramadan still gefeiert werden. =>
Geborgen unter der Kraft des Regenbogens
„Es gab den Regenbogen zu Beginn der Coronazeit – das Zeichen der Treue Gottes über unserem Dorf.“ Das ist Schwester Evelyn Dluzak, der Vorsitzenden des Schwesternrates in Puschendorf, wichtig. Auch die Corona-Zeit stand unter Gottes Schirm – auch wenn die Kirchen lange nicht mehr zu gemeinsamen Gottesdiensten einladen konnten. Erst langsam und unter besonderen Schutzvorkehrungen laufen sie in Bayern wieder an. Gebetsgemeinschaften blieben indes in den evangelischen Communitäten erhalten. Ob auf dem Schwanberg, bei der Communität Christusbruderschaft Selbitz oder in Puschendorf: Die Schwesternschaften gelten als Hausgemeinschaft. „Das heißt, wir können – mit Abstand, aber immerhin – zu den Mahlzeiten und Andachten oder Gottesdiensten zusammenkommen“, so Evelyn Dluzak. =>
Brennglas für wesentliche Horizonte
Vor genau fünf Jahren befragten wir Sie als unsere Leserinnen und Leser zu Ihren Erinnerungen an das Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945. Damals lag es 70 Jahre zurück, nun sind es inzwischen 75 Jahre geworden, die wir in Frieden und Sicherheit leben durften. Ja, dieser Satz gilt auch heute in den Corona-Zeiten. Denn so belastend oder deprimierend die Einschränkungen gerade sind, so befinden wir uns dennoch nicht in einer nur annähernd vergleichbaren Situation wie vor mehr als 75 Jahren: Es fallen in Deutschland keine Bomben, es heulen kein Sirenen. Niemand ist auf der Flucht oder hat Vertreibung zu fürchten. Die Supermärkte sind gefüllt, viele andere Geschäfte haben gerade wieder geöffnet. Für Hotels und Gaststätten, Schausteller und Schauspieler, die noch immer keine Verdienstmöglichkeiten haben, hat der Staat Hilfen bereitgestellt. Zwar decken sie vielfach nicht den Verdienstausfall, doch lindern sie die Not … =>
„Gelernt, mit den Evakuierten zu fühlen“
Mit besonderer Fürsorge für die Heimatvertriebenen und Flüchtlinge engagierte sich kurz nach Kriegsende vor 75 Jahren der Treuchtlinger Pfarrer Julius Kelber. Als „Exulant“ in den letzten Kriegsmonaten – noch von den Nazis vertrieben – habe er „gelernt, mit den Evakuierten und Flüchtlingen zu denken und zu fühlen“. Am damaligen Knotenpunkt des Treuchtlinger Bahnhofs sah er nach 1945 fast täglich die Gestrandeten. Er soll ein „überlegter und überlegener Organisator praktischer Nächstenliebe“ gewesen sein, so würdigt ihn seine Gemeinde heute noch.
Schon vor 1933 war der Blick von Julius Kelber (1900–1987) weit über einen örtlichen Horizont hinausgegangen. =>