Editorial: Der Wegweisung folgen

Den Pfeilen folgen – auf einer größeren Radtour in fremden Regionen sind wir fast darauf angewiesen, um uns orientieren zu können. In den vergangenen Wochen war ich mit meinem Fahrrad an der Elbe von Magdeburg bis Pirna unterwegs. Danach bin ich von dem Strom abgeschwenkt, und habe die Tour entlang kleinerer Flüsschen wie der Mulde und Pleiße Richtung Leipzig beendet. Da kostet die Orientierung natürlich Zeit und auch ein wenig Mühe. Umwege sind einzukalkulieren. Doch hat diese Herausforderung durchaus ihren Reiz! Wir achten dabei viel intensiver auf die Umgebung, auf die kleinen Hinweise entlang der Strecke. =>

Schreiben als Kraftquelle

„Ich hatte den Text sofort, hatte ihn im Kopf und dann gleich aufgeschrieben.“ So beschreibt Erik Ude die Entstehung seines preisgekrönten Gedichts. Der 59-jährige Autor wohnt seit drei Jahren im Haus Altmühltal der Rummelsberger Diakonie in Pappenheim. Schon seit seiner Kindheit schreibt er gerne – am liebsten prägnante Nacherzählungen von Märchen. Viele dicke Schreibhefte hat er bereits damit gefüllt. Daneben arbeitet er aber immer auch an Gedichten. Er schreibt sie in seiner faszinierenden, fast künstlerischen Handschrift auf. Im bundesweiten Literaturwettbewerb 2020 hat es der Bielefelder Verein „Die Wortfinder e. V.“ für seinen Kalender ausgewählt. Sabine Feldwieser von den „Wortfindern“ verrät vorab: „Da das Gedicht von Herrn Ude das Jahr so schön zusammenfasst, haben wir allein für seinen Beitrag die letzte Jahreswoche reserviert.“ =>

Herzerwärmende Details im Innern

Von außen erscheinen sie schlicht – manchmal gar streng. Ihre ganze Schönheit entfaltet sich erst innen. Dort zeigen die Kirchen im Markgrafenstil unerwartete Schätze an eindrucksvollen Räumen und liebevollen Details. Jede der sorgsam geschnitzten und bemalten Figuren lohnt eine besondere Aufmerksamkeit. Ein Gesichtsausdruck, eine Handbewegung erwärmt das Herz. Von Bayreuth bis in das kleinste Bergdorf hat praktisch jede Kirche ihre Besonderheit und Tradition. =>

Brückenbau für die letzte Reise

„Zuerst habe ich mich geweigert, das Thema hoch zu kochen.“ Elke Fischer zögerte, Corona als Anlass dafür zu verwenden, das Nachdenken über die letzten Dinge zu vertiefen. Sie bietet schon seit zwei Jahrzehnten ihre Hilfe als Krisenbegleiterin und Testamentsvollstreckerin an. Dabei entdeckte sie schon bald nach dem Ausbruch der Pandemie, dass die Nachfragen steil anstiegen. Die Bilder und Filmsequenzen über die Intensivstationen führten bei vielen Menschen dazu, selbst darüber nachzudenken, unter welchen Umständen sie künstlich ernährt und beatmet werden wollten. Die eigene Sterblichkeit war in kaum geahntem Ausmaß in den Blick gerückt. „Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie schnell sich Lebensumstände in kurzer Zeit komplett verändern können“, … =>

Editorial: Was zählt wirklich?

Unterwegs am See – da scheint Corona so weit entfernt wie nie zu sein. Nur am Himmel brauen sich immer Wolken zusammen. Wird das Gewitter kommen? Das Wetter hilft dabei, dass sich die Menschen am Strand gut verteilen. Da rücke ich niemanden zu nahe. Denn ich habe sie nun auch: die Corona-App. Ein paar Tage nach dem Erscheinen habe ich noch gezögert – das gebe ich offen zu. Ist sie wirklich sicher? Und überwachungsfrei? Untersuchungen von unabhängigen Organisationen wie dem „Chaos Computer Club“ und Gespräche mit Freunden, denen ich vertraue, überzeugten dann. Zuletzt blieb von allen meinen Bedenken das diffuse Gefühl: „Eigentlich will ich gar nicht wissen, ob ich eventuell infiziert bin. Da würde ich schlaflose Nächte bekommen. Es reicht ja schon, wenn die Symptome kommen.“ =>

Dass es so weitergeht, ist die Katastrophe

„Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ Unter dieses Lutherzitat stellte Kirchenrat Wolfgang Schürger seinen einführenden Vortrag. Das Evangelische Bildungszentrum Bad Alexandersbad hatte zu einem Webinar „ressourcenleichter leben“ geladen, das Heidi Sprügel organisierte. Die Corona-Krise hat uns zum Nachdenken darüber gebracht, was wir wirklich brauchen, so der Beauftragter für Umwelt- und Klimaverantwortung der Landeskirche. Da gehe es sicher um viele materielle Güter bis hin zu dem viel zitierten Toilettenpapier, aber genauso um finanzielle, soziale oder berufliche Sicherheiten.  In der Exodus-Geschichte diskutiert allein schon die Manna-Geschichte den Sicherheitsgedanken. =>

Editorial: Wie sitzen wir in einem Boot?

„Wir sitzen zusammen in einem Boot.“ Das erfahren einige Familien durch die Pandemie. Auch wenn ihre Beziehungen schon zuvor schwierig waren, lernten sie jetzt neue Formen des Zusammenlebens zu finden. Miteinander in einem Boot sitzen wir Menschen auch mit den anderen Geschöpfen. Sind wir Menschen den Tieren wirklich überlegen? Das fragte bereits Michel de Montaigne (1533–1592) kritisch nach. Natürlich kannte er ebenfalls die göttliche „Ermächtigungsgrundlage“ (1. Mose 1, 28), nach der sich die Menschen die Welt untertan machen sollten. Das kann auch Verantwortung für die Natur begründen. Die aktuelle Ausstellung Die aktuelle Ausstellung „Tiere in der Rechtsgeschichte“ des Rothenburger Kriminalmuseums zeigt ebenfalls spannende Impulse, wie Menschen mit Tieren durch direkte Verhandlungen zum Ausgleich zu kommen versuchten.   =>

Wie verloren Tiere ihre Seele?

Hatten Tiere früher eine Seele? Exkommunizierte Heuschrecken oder gehängte Wölfe sprechen dafür. Was heute merkwürdig klingt, erschien den Menschen früherer Jahrhunderte durchaus vernünftig zu sein. Schließlich bedrohten die großen Räuber über Jahrtausende hinweg die Menschen, die ihnen fast hilflos ausgeliefert waren. Auch Mäuse, Heuschrecken oder Maulwürfe konnten Schrecken verbreiten. Sie konkurrierten um Nahrungsmittel. Ungezieferplagen galten über Jahrhunderte hinweg als Strafen Gottes für menschliches Fehlverhalten. =>

Wohin der Pfingsthauch weht

Sonnenkringel flirren auf dem dunklen Samt des Waldsees. Ihr Funkeln zieht Kreise – im Takt meiner Bewegungen. Oder spiegelt es den Atemhauch des Windes, der durch die Weiden streicht? Wende ich mich um, tauche ich mitten durch die Äste – ohne sie zu spüren. Denn es ist das Spiegelbild der Bäume, die den See im Hintergrund umrahmen. So nutzte ich Himmelfahrt zum Atemholen – nur zwei Fahrradstunden von zu Hause entfernt. Dieser Feiertag lenkte unser Augenmerk nach oben.  Pfingsten weitet erneut den Blick. Zumindest für diejenigen, die bislang im Zuge der Corona-Krise Angst um ihren Sommerurlaub im Süden haben mussten, besteht Hoffnung. =>

Behandlung im Schatten der Schirmakazie

„Es war ein ergreifendes Bild, die wilden Gestalten demütig unter das Wort Gottes gebeugt sitzen zu sehen.“ So notierte es Johann Buchta für die Nachwelt. Der oberfränkischen Bauernsohn aus Herrnschrot bei Münchberg und Rummelsberger Diakon (1902–1958) gelangte 1931 ins heutige Tansania. Direkt bei seiner Ankunft im März in der Hafenstadt Momba wohnte er der beschriebenen Taufe bei. Bald schon zog es ihn weiter ins Gebiet der Massai am Kilimandscharo. Für die kommende Ausstellung „Ferne Nächste“ ist Thomas Greif der Leiter des Diakoniemuseums in Rummelsberg, derzeit Exponaten und Erinnerungen von Menschen auf der Spur, die von Bayern aus in der Mission unterwegs waren. Für den 24. September ist nach bisherigem Stand die Eröffnung geplant. Der Rahmen, in dem das dann möglich ist, wird sich zeigen. Doch die Ausstellung selbst steht. Trotz Corona „sind wir gut im Zeitplan“, so Greif. Und die ersten kuriosen Stücke sind schon eingetrudelt. =>